Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
gechartert.«
    »Wo?« Ich versuchte, nicht erschrocken zu klingen. Das war eine neue Nummer im Katalog der Unternehmungen meines Bruders, und ich wollte alles darüber herausbekommen, ehe noch mehr Gläubiger auftauchten.
    »Caesarea.«
    »Und er hat ein paar von euch beteiligt?«
    »Wir waren ein Syndikat.« Das große Wort beeindruckte ihn mehr als mich.
    »Und was habt ihr transportiert?«
    »Statuen.«
    »Das paßt zu ihm!« Unsere Familie väterlicherseits war im Kunsthandel. »Kam die Ladung aus Judäa?«
    »Nein, aus Griechenland.« Auch das paßte. Rom war ganz wild auf hellenische Plastiken.
    »Und? Was ist passiert? Und warum kommst du erst drei Jahre nach seinem Tod, um dein Geld einzutreiben?«
    »Im Osten war ein verdammter Krieg im Gange, Falco – hast du das etwa nicht gewußt?«
    »Doch, doch«, erwiderte ich finster und dachte dabei an Festus.
    Censorinus riß sich zusammen. »Dein Bruder schien zu wissen, was er tat. Wir haben alle zusammengelegt, um die Ware einzukaufen, und er hat uns hohe Gewinne versprochen.«
    »Dann ist das Schiff entweder gesunken – was mir für ihn und euch leid täte, aber woran ich auch nichts ändern könnte –, oder aber ihr hättet euer Geld längst kriegen müssen. Festus war ein Draufgänger, aber ich habe nie erlebt, daß er jemanden übers Ohr gehauen hätte.«
    Der Soldat starrte auf den Tisch. »Festus hat gesagt, das Schiff wäre gesunken.«
    »So ein Pech! Aber warum im Namen der Götter kommst du dann her und belästigst mich?«
    Er glaubte nicht, daß das Schiff wirklich gesunken war, das war ganz offensichtlich. Aber seine Loyalität Festus gegenüber war immer noch so groß, daß er es nicht offen aussprach. »Festus sagte damals, wir sollten uns keine Sorgen machen. Er würde dafür sorgen, daß wir keinen Schaden davon hätten. Er wollte uns das Geld zurückgeben.«
    »Aber das konnte er doch gar nicht. Wenn die Ladung verloren war …«
    »Das hat er aber gesagt!«
    »Ist ja gut! Wenn er’s gesagt hat, dann hat er’s auch so gemeint. Daß er euch Entschädigung angeboten hat, wundert mich nicht. Schließlich wart ihr seine Kameraden. Er hätte euch bestimmt nie im Stich gelassen.«
    »Nein, das wär ihm auch schlecht bekommen!« Censorinus konnte einfach nicht den Mund halten, selbst dann nicht, wenn ich seiner Meinung war.
    »Aber egal, mit welchem Plan er den Verlust wieder wettmachen wollte. Ich weiß nichts von neuen Geschäften und kann jetzt, drei Jahre nach seinem Tod, auch gar nichts mehr tun. Erstaunlich, daß du dir überhaupt Hoffnungen gemacht hast.«
    »Er hatte einen Partner«, grollte Censorinus.
    »Aber nicht mich.«
    »Weiß ich.«
    »Hat Festus dir das erzählt?«
    »Deine Mutter.«
    Ich wußte von den Geschäftsverbindungen meines Bruders, hatte aber nie etwas damit zu tun haben wollen, und Mama genausowenig. Der »Partner« war nämlich mein Vater, der die Familie vor Jahren sitzengelassen hatte. Festus war mit ihm in Verbindung geblieben, obwohl Mama es kaum über sich brachte, seinen Namen auszusprechen. Aber wieso hatte sie dann ausgerechnet mit einem Wildfremden wie Censorinus über Vater geredet? Dafür gab es nur eine Erklärung: Sie machte sich große Sorgen. Und wenn sie Sorgen hatte, dann hatte ich auch welche.
    »Du hast dein Problem gerade selbst gelöst, Censorinus. Du mußt mit dem Partner verhandeln. Hast du ihn schon getroffen? Was sagt er denn zu der ganzen Geschichte?«
    »Nicht viel!« Das überraschte mich nicht. Papa machte eben nichts als Ärger.
    »Tja, dann. Ich kann dir jedenfalls nicht helfen. Du mußt dich mit den Tatsachen abfinden. Festus ist nicht mehr. Sein Tod hat uns seiner wunderbaren Gesellschaft beraubt und dich leider auch noch deines Geldes.«
    »So einfach kommst du nicht davon, Falco!« Aus der Stimme des Soldaten sprach jetzt blanke Verzweiflung. Er sprang auf.
    »Immer mit der Ruhe!«
    »Wir müssen das Geld wiederkriegen.«
    »Tut mir leid, aber so was ist Schicksal. Selbst wenn Festus eine Ladung losgeschickt hätte, mit der sich was verdienen ließe: Ich bin sein Erbe und wäre auch der erste in der Schlange …«
    Censorinus packte mich an der Tunika und riß mich mit Gewalt von meinem Platz hoch. Ich hatte gespürt, daß es Ärger geben würde. Flugs kippte ich ihm meine Schüssel ins Gesicht, bog ihm den Arm zurück und befreite mich so aus seinem Griff. Im Aufspringen schob ich den Tisch in seine Richtung, um mir Platz zu schaffen. Der Kellner meckerte Protest, war aber so
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher