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Ponyhof kleines Hufeisen - 07 - Babuschka bleibt bei uns

Titel: Ponyhof kleines Hufeisen - 07 - Babuschka bleibt bei uns
Autoren: Andrea Pabel
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Frau Mayer aus Söllhuben hatte erzählt, dass die Brand Resi die Warzen an ihrer Hand weggebetet hatte.
    „Ach, und deshalb hat man sie dann gleich eine Hexe genannt, nicht?“ Stefan sah Marei vorwurfsvoll an. „Wie kannst du nur so ein dummes Geschwätz glauben! Bestimmt war die Resi einfach eine alte Frau, die Rückenprobleme hatte und Tiere mochte. Vielleicht kannte sie sogar noch irgendwelche alten Heilmethoden oder wusste was über Kräuter. Aber deshalb war sie keine Hexe. Was meinst du, wie viele Frauen man im Mittelalter als Hexen verbrannt hat, die so wie die Brand Resi allein und zurückgezogen mit ihren Tieren lebten und Heilkräfte besaßen!“
    „Vielleicht hast du ja Recht“, Marei warf einen Blick auf das verfallene Haus. „Aber wenn es hier nun doch spukt? Sogar Förster Moosbichler hat schon manchmal in der Dämmerung ein flackerndes Licht im Haus gesehen und Katzen miauen gehört.“ „Na und? Das heißt doch nichts! Warum sollen hier keine Katzen wohnen? Schau mal, Stella hat keine Angst vor dem alten Haus!“
    Das Stutfohlen näherte sich mit gespitzten Ohren dem alten Brunnen, ging zu der ausgedienten Egge hinüber und verschwand dann zügig um die Hausecke. Offensichtlich hatte sich die Arbeit im Scheuparcours gelohnt - das hübsche Fohlen kannte noch keine Angst vor fremden Gegenständen. Ein Windstoß ließ einen Fensterladen in den Angeln knirschen, Sabine hörte etwas hinter dem Haus scheppern. „Stella!“ rief sie, aber das Fohlen kam nicht. „Ich werde nach ihr sehen!“ rief Sabine und lenkte Wolkenmähne durch das struppige, hohe Gras auf das Haus zu.
    Plötzlich ging alles rasend schnell.
    Wolkenmähne machte einen erschrockenen Satz nach vorn und Sabine hörte das entsetzliche Geräusch eines mitschleifenden Zaunes. In Sekunden wurde ihr klar, dass Wolkenmähne irgendwie in einen alten Zaun getreten sein musste. Wenn es nur kein Stacheldraht war! Aber zum Überlegen blieb jetzt keine Zeit. Verzweifelt versuchte sie ihr Gleichgewicht wiederzufinden und die Stute durchzuparieren.
    „Sabine!“ schrie Stefan erschrocken und sprang vom Pferd. Aber ehe er Wolkenmähne erreichen konnte, riss der Draht, in dem sich ihre Hinterhand verfangen hatte, die Stute machte einen gewaltigen Sprung nach vorn.
    Sabine krallte sich in der Mähne fest - sie hatte jede Kontrolle über das Pferd verloren. Aus den
    Augenwinkeln sah sie einen Zaun vor sich auftauchen und versuchte vergeblich Wolkenmähne zu bremsen. Die Stute rannte weiter in den Zaun, wurde zurückgeschleudert und stolperte. Im Fallen sah Sabine die braune Stute über sich, den Draht, ein Stück Himmel und die wirbelnden Hufe. Wenn sie nur nicht auf mich stürzt, schoss es Sabine durch den Kopf. Dann kam sie unsanft auf, überschlug sich und blieb benommen liegen.
    „Sabine! Um Gottes willen! Bist du verletzt?“ Stefan beugte sich über sie.
    „Ich glaube nicht“, flüsterte Sabine. „Aber Wolkenmähne! Was ist mit ihr?“ Tränen erstickten ihre Stimme. „Der Draht!“ stammelte sie und richtete sich mühsam auf.
    Wolkenmähne stand mit bebenden Flanken ein paar Meter abseits. Sie hielt ein Hinterbein merkwürdig hochgezogen und dann sahen sie es: Blut lief an ihrer Hinterhand hinunter.
    „O nein!“ Sabine schrie auf. „Ihr Bein!“
    Stefan nahm Sabine am Arm. Er hatte sich wieder gefasst und wusste, dass Panik die Situation nur verschlimmern würde. „Du darfst jetzt nicht auf sie zulaufen, okay!“ ermahnte er sie. „Wir müssen sie einfangen und dann die Wunde untersuchen.“
    Ruhig ging der junge Mann auf die Islandstute zu. Er redete leise mit ihr und beim Klang der vertrauten Stimme beruhigte sich das verstörte Pferd, es ließ sich greifen. Stefan nahm die Zügel, dann sah er das Bein an.
    „Ist es schlimm?“ rief Marei ängstlich, die mit Michaela auf dem Weg geblieben war. Auch sie waren abgesessen, das Mädchen hielt den Wallach Gustav für Stefan am Zügel. Sie konnten nicht nachkommen, denn unter dem hohen Gras konnte noch mehr Draht wie eine verborgene Falle auf sie und ihre Pferde lauern.
    Michaela war kreidebleich, Tränen liefen ihr über die Wangen. Krampfhaft hielt sie Glofaxis Zügel fest und schluchzte leise.
    Da hörten sie Stellas schrilles Wiehern. Sie suchte ihre Mutter! Wenn sie nun auch in den Draht geriet! Das durfte nicht geschehen.
    „Schnell!“ rief Stefan Sabine zu. „Fang Stella ein!“
    Sabine machte auf der Stelle kehrt. Ihr Kopf dröhnte und der Rücken schmerzte bei jedem
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