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Ponyhof kleines Hufeisen - 02 - Max braucht ein Zuhause

Titel: Ponyhof kleines Hufeisen - 02 - Max braucht ein Zuhause
Autoren: Andrea Pabel
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er muß etwas fressen!“ Sabine sah sich um. „Sollen wir ihn einfach in den Obstgarten lassen?“ Der Zaun war lückenhaft, und das Gras dort war hoch und saftig.
    „Nein“, Stefan schüttelte entschieden den Kopf. „Er würde sich am Gras überfressen und könnte eine Kolik bekommen!“
    Das stimmte. Vielleicht hatte das Pony schon tagelang nicht mehr gefressen! Da fiel Sabines
    Blick auf eine rostige Sense, die an der Hausmauer lehnte. „Du könntest ihm einen Armvoll Gras mähen“, schlug sie Stefan vor. „Das kann er fressen! Irgend etwas müssen wir ihm geben!“ Stefan hatte schon die Sense gegriffen, und dann machte sich das Pony mit Heißhunger über das frische Grün her. Sabine trug drei Armvoll in den dunklen Stall. Mehr wagte sie dem Pony nicht auf einmal zu füttern.
    Sie wollte gerade gehen, als knarrend eine Tür im hinteren Teil des Stalles geöffnet wurde. „Ist da jemand?“ erklang eine heisere, schwache Stimme.
    „Herr Huber?“ Sabine starrte den alten Mann an, der, auf einen Stock gestützt, mühsam in den Stall hinkte. Er trug zerlöcherte Filzpantinen an den Füßen und einen schäbigen Bademantel. Die Haare standen ihm wirr um den Kopf, sein Gesicht war grau und eingefallen.
    „Was tut ihr bei meinem Max?“ Die Stimme des alten Mannes klang unfreundlich. Mißtrauisch sah er die beiden jungen Leute an.
    „Ihr Pony braucht Hilfe!“ rief Sabine. „Es ist halb verhungert!“
    „Ja mei“, brummte der Alte. Ein Hustenanfall schüttelte ihn, so daß er sich kaum auf den Beinen halten konnte. „Der Max war früher besser im Futter“, murmelte er, „das stimmt! Ist mager geworden!“ Konrad Huber wischte sich über die Stirn. „Wir sind halt alt geworden, wir beide“, krächzte er. „Früher, da ist er vor der Kutsche gegangen, da hat das Mareile noch gelebt...“ Seine Stimme erstarb in einem erneuten Hustenanfall.
    Sabine begriff, daß Konrad Huber selbst zu alt und zu krank war, um überhaupt zu begreifen, wie schlecht es um sein Pony stand. Er vernachlässigte den kleinen Schecken nicht absichtlich; er war nur nicht mehr dazu fähig, das Pony zu versorgen. Konrad Huber war krank, sehr krank sogar.
    „Herr Huber“, begann sie, „sollen wir einen Arzt holen? Kommen Sie, ich helfe Ihnen ins Haus!“
    „Nein“, sagte der alte Mann barsch. „Ich brauche keinen Arzt!“ Er drehte sich um und schlurfte durch den dunklen Stall auf die Tür zu, die ins Haus führte. „Wir kommen allein zurecht, mein Max und ich. Jetzt schleicht euch!“ Mit dumpfem Krach fiel die Tür ins Schloß.
    Sabine hörte, wie der alte Mann hustend den Riegel vorschob. Ratlos stand sie einen Moment lang da. Niemand ahnte, daß der Alte und das Pony allein und verlassen hier in der verfallenen Mühle hausten. Hatte Konrad Huber keine Verwandten? War da niemand, der sich um ihn kümmerte, der wußte, wie krank er war?
    Sabine und Stefan sahen sich an. Sie mußten sich beeilen! Es mußte etwas getan werden! Cornelia sollte so schnell wie möglich erfahren, was sie hier vorgefunden hatten!
    „Lauf, Sternchen!“ Sabine drückte ihrer Stute die Schenkel in die Seiten und duckte sich tief über die weiche Mähne. Vor ihnen lagen zwei Kilometer Feldweg, immer am Moor entlang. Sternchen schien die besondere Situation zu erfassen. Sonst war die Haflingerstute oft etwas träge, ein Pferd, daß man antreiben mußte; nun aber sprang sie in einen wahren Renngalopp, der einem Vollblüter Ehre gemacht hätte.
    Sabine ritt sonst nie in so einem Tempo, um ihr Pferd zu schonen. Aber das war jetzt etwas anderes. Konrad Huber war krank und schon sehr geschwächt, auch wenn er das selbst nicht wahrhaben wollte.
    Stefan jagte auf Lauser an Sabines Seite dahin. Sie verstanden sich ohne viele Worte. Sabine sog den vertrauten Geruch des Pferdes in sich ein, sie spürte den schnellen Dreitakt des Galopps, hörte das rhythmische Klopfen der Hufe auf dem weichen Feldweg. Sternchen schonte sich nicht, sie lief, als gälte es, ein Rennen zu gewinnen. Bei dem schnellen Tempo verschwammen das vorbeifliegende Moor und der Wald zu einem grünbraunen Farbstreifen, der Wind trieb den beiden Reitern
    Tränen in die Augen. Noch nie war Sabine so schnell geritten! Sie hatte Sternchen ein solches Tempo gar nicht zugetraut. Da vorn kam die Kurve, in der der Weg sich gabelte. Dort mußten sie nach links zum Ponyhof Kleines Hufeisen abbiegen. Einen Augenblick lang befürchtete Sabine, daß Sternchen sich vielleicht nicht bremsen lassen wollte.
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