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Polterabend

Polterabend

Titel: Polterabend
Autoren: Alfred Komarek
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wieder irgendwie geregelt und man braucht sich keine Vorwürfe zu machen. Das Leben ist herrlich einfach für Männer.«
    »Du sagst es, mein Täubchen.« Claus Scheidt hatte wieder Platz genommen, sich tief in seinen Polstersessel zurückgelehnt und betrachtete seine Frau. »Was für ein Glück, eine kluge und tüchtige Partnerin zu haben, und eine attraktive noch dazu.«
    Monika Scheidt schien etwas sagen zu wollen, schwieg dann aber.
    »Nur keine falsche Bescheidenheit, mein Engel. Soll unser Gast nur wissen, wie stolz ich auf dich bin.«
    »Ich geh dann, Claus, jede Menge Arbeit.«
    »Du bleibst, mein Süßes. Wo wir doch Besuch aus der Heimat haben.«
    »Claus, bitte!«
    Scheidt wandte sich an Simon Polt. »Diese Figur muß man mit sechsunddreißig erst einmal haben, nicht wahr? Schauen Sie ruhig genauer hin. Möchtest du nicht aufstehen, Monika? Dann sehen wir mehr von dir.«
    Polt traute seinen Augen nicht, die Frau erhob sich wirklich.
    »Hab ich zuviel versprochen?« Scheidt beugte sich zu Polt vor. »Sehen Sie nur diese Brüste. Klein, aber umso besser in Form. Dreh dich einmal, Monika, sehr schön! Nichts wie Schokoladeseiten, was sagen Sie, Herr Polt? Soviel Schönheit und Sex auf einmal. Keine Mogelpackung, garantiert! Neid habe ich übrigens nie gekannt.«
    Polt hatte einen roten Kopf bekommen. »Und wie soll ich das jetzt verstehen?«
    »Na, wie schon. Besonders lieben Gästen hat sich meine Frau noch nie entzogen. Ich will sagen, in keiner Hinsicht. Ist unser Herr Polt so ein lieber Gast, Monika?«
    Die Frau schwieg.
    »Ich habe dich etwas gefragt, ty štětko.«
    Monika Scheidt zuckte zusammen, als wäre sie geschlagen worden.
    Polt war aufgestanden und ging auf Claus Scheidt zu. »Wenn Sie noch ein Wort sagen, gibt’s hier eine Prügelei.«
    Auch Claus Scheidt stand auf, sein Gesicht war keine Handbreit von dem Polts entfernt. »Ein Ritter, man glaubt es kaum.« Er wandte sich ab. »Ich lasse Sie noch ein paar Minuten mit Monika allein, für eine kleine Aussprache. Und dann wird Sie der Chauffeur zurückbringen. Sie kennen ihn ja schon.«
    Als Polt und Monika Scheidt allein waren, sagte sie: »Das war tapfer von Ihnen. Und dumm. Stetka heißt übrigens Bürste und meint Hure. Mein Mann ist nicht so, fast nie. Weiß der Teufel, was in ihn gefahren ist. Wir sind eine ganz passable Familie. Die zwei Buben gehen in gute Schulen. Wir leben im Luxus.«
    »Ihre Entscheidung. Nur eine Frage: Wie haben Sie den Ferdinand Lutzer in Ihrer Nähe ertragen?«
    »Hat die Karin geredet? Erzählen Sie ihr lieber nichts von mir, es würde sie nur belasten. Also, das mit dem Lutzer war mir das pure Vergnügen.«
    »Wie bitte?«
    »Naja. Diesmal war ich stärker. Ich habe ihn hübsch nach meiner Pfeife tanzen lassen. Und die lebensgefährlichen Blödheiten in letzter Zeit habe ich ihm eingeredet. Die hätten ihm sein jämmerliches Licht früher oder später ausgeblasen. Nur eins ärgert mich: daß jetzt mein Vater Probleme hat wegen diesem Schwein. Aber Schluß jetzt. Der Maxera kommt.«
    Sie stand auf, zögerte einen Augenblick und ging.
    »Na, Pane Polt? Wenn Sie mir folgen wollen?«
    Auf dem Rückweg schwieg der Fahrer. Nur als er kurz vor der Grenze auf einen Feldweg abbog, wandte er den Kopf nach hinten. »Kleiner Abstecher.«
    Dann bremste er vor einer halb verfallenen Scheune, neben der ein weiteres Auto stand. »Wenn Sie bitte aussteigen möchten.«
    Nur Felder und Stille ringsum. Polt war nicht wirklich erstaunt, als sich aus dem Dunkel des offenstehenden Scheunentors die kräftigen Gestalten von drei Männern lösten. Zwei packten ihn an den Unterarmen und hielten ihn fest, der dritte trat vor ihn hin. Er hatte ein großes, flaches Gesicht. Der Gendarm glaubte so etwas wie behäbige Brutalität darin zu erkennen.
    »Der Chef kann’s nicht leiden, wenn man ihn bedroht.«
    Polt sah eine große Faust auf sich zukommen. Knapp vor seinem Gesicht wurde der Schlag aber jäh abgebremst und ein Zeigefinger schnellte hoch.
    »Hat Respekt vor Tapferkeit, der Chef, aber nur einmal.« Polt spürte, wie die nunmehr flache Hand schwer auf seine Schulter fiel, und mußte an Rüdiger Neumann denken. Er hörte eine Stimme hinter seinem Rücken. »Wenn Sie bitte einsteigen möchten.«
    Kaum zwanzig Minuten später war Polt zu Hause. Er rief gleich Karin Walter an, die er in ihrer Schule erreichte. Die Buben, sagte sie, hätten wohl das Ärgste hinter sich. Dann ging Polt zum Hof von Karl Fürnkranz und klopfte an das Fenster,
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