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Polt.

Polt.

Titel: Polt.
Autoren: Alfred Komarek
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dazuich nehm eine knusprige Ente und Sie ein Sechuan-Huhn. Wir können ja dann durcheinander essen. Und zum Trinken?«
    »Haben die ein Bier hier?«
    »Klar, Sie Glücklicher. Und Grünen Tee für mich.«
    Zu seiner Verwunderung schmeckten Polt die fremdartigen Gerichte, das Bier tat ein Übrigens, um ihn mit dem Abend zu versöhnen, und Primi hatte offenbar beschlossen, ihm das Essen nicht mit Polizeiarbeit zu vermiesen. Also ergriff Polt das Wort, als die Teller abgeräumt waren. »Jetzt möchte ich aber die aufregenden Neuigkeiten hören.«
    »Kommt bald, Herr Polt. Hier hören zu viele Leute mit. Wir gehen dann noch in den Elefanten, dort haben wir Ruhe. Ein Lokal, wie geschaffen für mich. Die Trostlosigkeit der Gaststube korrespondiert perfekt mit meinem Innenleben, der Wirt trinkt und bekommt nichts mit, und meistens bin ich der einzige Gast. Schöne Geschichte übrigens: Neulich ist der Wirt in seinem Dusel gegen den Türpfosten gerannt. Entschuldigen, der Herr’, hat er gesagt und hat weiter navigiert. - Ich zahl schnell noch, dann gehen wir.«
    Polt und Primi waren wirklich die einzigen Gäste im Elefanten. Der Polizist nippte unfroh am Mineralwasser. »Also erst einmal zu unserer werten Leiche, Herr Polt. Es handelt sich um Rene Geiger, wohnhaft in München, von Beruf Wein-Scout, was immer das ist, na ja, inzwischen weiß ich es sogar einigermaßen.«
    »Aha. Und was will so einer im Wiesbachtal?«
    »Mit Weinbauern reden, denk ich, verkosten, bei seinen ebenso noblen wie reichen Auftraggebern Kaufempfehlungen abgeben. Offenbar gehört es aber auch zu seinen Aufgaben, die Welt vor önologischen Rosstäuschern zu warnen. Önologie ist die Kunde vom Weinbau und vom Wein. Ich geb gern einmal mit einem Fremdwort an, wenn mir eins einfällt. Also dieser Geiger war schon vor einigen Jahren für ein paar Tage hier und ist damals mit dem Peter Rohringer in Konflikt geraten. Das hat seinen Niederschlag in Zeitungen gefunden, aber auch in den Akten der Polizei, der Gendarmerie damals, weil der Rohringer wieder einmal handgreiflich geworden ist. So bin ich auf ihn gestoßen. Erzählt wird mir ja nichts hierzulande. Jedenfalls war es eine ziemlich arge Sache, existenzbedrohend für den Rohringer. Dreck am Stecken hat er ja auch heute genug, was seinen Umgang mit dem Wein betrifft - und mit Menschen, wie man so hört. Vorsichtiger ist er halt geworden. Sie kennen ihn wahrscheinlich.«
    »Leider.«
    »Kann ich nachvollziehen. Es war eine eigenartige Geschichte damals. Dieser Geiger hat Peter Rohringer in Weinzeitschriften mit ätzendem Sarkasmus als besonders schauriges Beispiel für einen Weingauner präsentiert und auch angekündigt, dass so eine Pestbeule der Weinwelt eliminiert gehört, und zwar mit Stumpf und Stingl, auch wenn Peter Rohringer persönlich als Weinbauer ohne jede Bedeutung ist. Den dramatischen Ankündigungen sind aber keine Taten gefolgt. Da fällt mir übrigens der Weinwurm ein.«
    »Wie kommen Sie jetzt auf den?«

»Ja, wie …? Dieser Mensch kann einem übrigens leid tun, wirklich leid, auch wenn er sich selbst demontiert und zerstörtwie auch immer: Er ist so ziemlich der Einzige, der sich an den ersten Besuch des Herrn Geiger erinnert, ich mein: der zugibt, dass er sich erinnert, vielleicht auch, weil er sich wichtig machen will. Der Herr Weinwurm also hat in einem luziden, sprich hellen Augenblick gemeint, der Rohringer hätte vielleicht ein paar Weibergeschichten gegen den Geiger ausgespielt - soll ja ein sehr gewinnender Mensch gewesen sein, und fesch war er sogar noch als Leiche. Als er dann in jüngster Zeit ins Wiesbachtal zurückgekommen ist, muss der alte Streit wieder aufgeflammt sein, wahrscheinlich ist neuer Konfliktstoff dazugekommen. Und wie jähzornig und berechnend der Rohringer sein kann, wissen Sie wahrscheinlich. Diesmal war die Zeit aber viel zu kurz für neue oder aufgewärmte alte Affären. Der Rohringer ist also vom Geiger wirklich arg in die Ecke gedrängt worden und war im Gegensatz zu früher wehrlos. Was genau in der fraglichen Nacht geschehen ist, muss erst herauskommen. Aber mein Material hat ausgereicht, um den Peter Rohringer zu verhaften.«
    »Jetzt schau ich aber!«
    »Nicht zu viel versprochen, wie? Die Beweislage könnte besser sein, aber eines unserer Indizien will ich Ihnen nicht vorenthalten: Auf dem Sakko des Toten ist Spucke vom Peter Rohringer. Kommissar DANN! Wenn wir den nicht hätten… Das Motiv ist gerade noch glaubwürdig und mit einem zweiten
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