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Polt.

Polt.

Titel: Polt.
Autoren: Alfred Komarek
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etwas Glück nennen kann. Sie sind soweit versorgt, Herr Polt. Natürlich müssen Sie ins Spital. Soll ich gleich die Rettung rufen?«
    »Nein. Jetzt möchte ich wissen, wie’s weitergeht.«
    »Arge Schmerzen?«
    »Naja.«
    »Kann ich noch was für Sie tun?«
    »Ja. Sagen S’ bitte der Frau Hahn, dass sie sich was anzieht.« Polt vermied es hinzuschauen. »Entschuldige, Grete.«
    Sie schlüpfte in Birgits Bademantel. »Besser so, mein Held?«
    »Ja. Und sag, was ist dir denn da eingefallen?«
    »Ich mach’s kurz. Anders war die Birgit nie aus dem Schlamassel herausgekommen. Mir hat sie viel erzählt, nur nicht, dass sie ihr Mann schlägt. Aber eine Frau mit meiner Vergangenheit ist sich in so einem Fall ihrer Sache sicher. Und der Norbert war ja immer stolz darauf, dass er Liebe und Sexualität so locker auseinanderhalten kann. Also war’s für mich ein Leichtes, ihm einzureden, dass es keine impotenten Männer gibt, sondern nur unerfahrene Frauen. Außerdem wär’s ja nur gerecht. Sie hat den Weinwurm, er hat mich.«
    Norbert Sailer warf Grete Hahn einen wütenden Blick zu. »Alte Hur, verdammte!«
    »Hurenbock, lächerlicher. Was tut ein wirklich starker Mann? Er lässt nicht andere für seine Schwäche büßen. Aber du hast die Birgit geschlagen, Norbert, immer und immer wieder. Bei mir war es dann nur halb so lustig. Da hat eben die Krachen her müssen, die kann ja immer, nicht wahr? Aber: Mein ist die Rache, spricht die Frau. Ich habe mich gerächt. An dir, Norbert, an meinem Mann, dieser Bestie, und an dem, der Rene Geiger auf dem Gewissen hat. Und danke, Simon! Obwohl so wirklich schad wär’s nicht um mich gewesen.«
    »Doch, schon!«
    »Was schon?«
    »Schad.« Polt wandte sich mühsam Bastian Primi zu. »Warum sind denn Sie da?«
    »Weil mich die Frau Hahn darum gebeten hat. Eine wirklich umsichtige und vorausblickende Person, ich muss schon sagen. Ich bin ihrer Bitte umso lieber gefolgt, als ich schon vorher geneigt war, einem Teil der Rechtfertigung des Herrn Rohringer Glauben zu schenken. Jetzt bin ich eigentlich meiner Sache ziemlich sicher. Im Presshaus waren - wenigstens was die ersten Nachtstunden angeht - nicht nur Sie, Herr Kollege Sailer, und Rudolf Weinwurm.«
    Norbert Sailer blickte kurz auf. »Wer noch, Sherlock Holmes?«
    »Na, wer schon. Rene Geiger.«
     
    Presshausbesuch
     
    Bastian Primi wirkte entspannt, fast schon heiter. »Die Karten sind ab sofort neu gemischt. Das habe ich der unerschrockenen Frau Hahn zu verdanken, doch nicht minder Ihnen, Herrn Polt. Respekt und alle Achtung: Schon wieder geht eine Runde an Sie.«
    »Von wegen! Wissen S’, wie ich mir vorkomme, Herr Primi?«
    »Sie werden es mir sagen.«
    »Unnötig.«
    »Eine klare Fehleinschätzung. Vor allem, wenn ich Sie nun bitte, mir mit jenen Informationen zu helfen, die Sie mir neulich in Burgheim vorenthalten haben. Aus Feingefühl, Freundschaft und Loyalität, wie ich anmerken möchte. Also: Gibt es eine sexuelle Beziehung zwischen Rudolf Weinwurm und Birgit Sailer?«
    »Ja.«
    »Darf ich davon ausgehen, dass der Weinwurm Herrn Geiger nicht leiden kann oder sogar hasst?«
    »Ja.«
    »Hat Herr Geiger Frau Sailer kurz vor der Nacht, in der er zu Tode kam, heimgesucht?«
    »Heimgesucht ist gut. Ja.«
    »Ich zähle jetzt noch die mittlerweile erwiesene Gewaltbereitschaft des Herrn Kollegen Sailer dazu. Damit beginnt sich die Geschichte zu runden. Und Frau Sailer wird nun wohl auch gesprächiger sein. Wo ist sie übrigens?«
    »Unterwegs, kommt bald wieder.«
    Polt erschrak, als er Glas klirren hörte. Norbert Sailer hatte blitzschnell nach einem Aschenbecher gegriffen und ihn durch das geschlossene Fenster geworfen. »Die Birgit werden Sie gefälligst in Ruhe lassen!« Er atmete durch. »Keine Aufregung, meine Herren. Das war mein letzter Wutanfall heute. Und zu dir, Simon: Ich habe dich belogen und betrogen. Aber in einem nicht: Die Liebe zur Birgit ist mir heilig.«
    »Die Liebe vielleicht, Norbert, aber die Birgit nicht. Manche Sachen merk ich mir verdammt gut. Denk einmal dran, wie wir zu deinem Weingarten gekommen sind, kurz bevor wir den Toten gesehen haben. Du hast vom Bösen geredet, das unter den Leuten ist. Pervertierte Liebe war auch drunter. Ich hab mir damals nicht vorstellen können, was das sein soll. Jetzt kann ich’s.«
    »Klugscheißer. Also, Kollege Primi, ich werde Sie jetzt von der Last weiterer Ermittlungen befreien. Das erspart mir und Ihnen künftige Peinlichkeiten. Warum ich gute Gründe
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