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Polifazios Vermächtnis (German Edition)

Polifazios Vermächtnis (German Edition)

Titel: Polifazios Vermächtnis (German Edition)
Autoren: Thomas Riedel
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den Status der Familie im ganzen Volk verbesserte. Dabei ging es meist ausschließlich um die gesellschaftlichen Vorteile, die eine solche Ehe mit sich brachte. Auf die Wünsche der Töchter wurde nur in den seltensten Fällen eingegangen. Himbi schlug vor Wut mit seiner Faust auf den harten Boden. Er liebte Iria so sehr, dass er dieses Abenteuer auf sich genommen hatte. War all dass nicht Beweis genug für seine aufrichtige Liebe? Und Iria? Sie liebte ihn auch, soviel stand fest. Himbi erinnerte sich noch genau an jenen Tag, als er Iria zum ersten Mal gesehen hatte. Es war auf dem großen Fest, das Gnospel, Himbis Arbeitgeber, für seine Lehrlinge veranstaltet hatte. Gnospel richtete stets ein großes Fest mit all seinen Mitarbeitern aus, wenn ein Jahrgang seiner Lehrlinge die Abschlussprüfung absolviert und bestanden hatte. Himbi hatte bei Gnospel das Schmiedehandwerk gelernt, nachdem er einen Taschendieb gefasst hatte, der Gnospels Geldbeutel gestohlen hatte. Aus Dank, für diese gute Tat, stellte Gnospel den derzeitigen Minenarbeiter Himbi als Lehrling in einer seiner Schmieden ein. Und das war wirklich ein Wink des Schicksals. Gnospel war weit über die Grenzen des Landes Kathasars für seine Kunstfertigkeit im Schmieden bekannt. Das brachte ihm unermesslichen Ruhm und Reichtum. Die Tatsache, dass Himbi bei ihm eine Lehre beginnen durfte, verschaffte ihm einen Weg hinaus aus den ärmlichen Lebensverhältnissen eines Minenarbeiters. An jenem Tage des Festes brachte Gnospel seine einzige Tochter Iria mit. Himbi war sofort hin und weg. So eine schöne Zwergin hatte er noch nie in seinem Leben gesehen. Sie hatte lange, strohblonde Haare, die ihr bis zum Po reichten, und die zu einem dicken Zopf zusammen geflochten waren. Ihr Gesicht war kugelrund und von solcher Schönheit, dass es Himbi glatt die Sprache verschlug. Irias Wangen waren stets leicht gerötet und ihre stahlblauen Augen ließen einem jungen Zwerg schnell das Herz höher schlagen. Damals bemerkte Iria, wie Himbi sie anstarrte. Sie war es, die die Initiative ergriffen und ihn angesprochen hatte. Zuerst brachte er kein vernünftiges Wort über die Lippen. Er konnte sich noch genau daran erinnern, wie sehr das Iria amüsierte. Himbi merkte damals sofort, dass sie vom selben Schlag waren. Und Iria merkte es auch. Sie mochte Himbis liebenswerte und schüchterne Art. Fortan trafen sich die beiden, wann immer sie konnten. Ihre Liebe wuchs. Beide wünschten sich nichts sehnlicher, als den Bund der Ehe miteinander einzugehen. Doch ihre Liebe stand von Anfang an auf keinem guten Blatt. Beide wussten, dass Gnospel seine Tochter nicht in die Hände eines einfachen Schmiedgesellens geben würde. Gnospel stand bereits lange in Verhandlungen mit den einflussreichsten Adelshäusern Xandriats. Himbi wusste, dass er Gnospel nur durch ein ganz besonderes Brautgeschenk davon überzeugen konnte, ihm seine Tochter zur Frau zu geben. Und so überlegten sie viele Tage lang, wie sie ihr Problem lösen könnten. Es war Fobosch, Himbis Vater, der schließlich die Lösung parat hatte. Himbi konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Er musste daran denken, wie verzweifelt er gemeinsam mit seinem Vater, in der Küche ihres Hauses im Minenarbeiterviertel, gesessen und darüber nachgedacht hatte, was für ein Geschenk er Gnospel nur machen sollte. Plötzlich war Fobosch eingefallen, dass er vor Jahren, lange bevor Himbi geboren wurde, mit einigen Kollegen in einem Stollen des Eisenbergwerkes gearbeitet hatte, der heute bereits leer geschürft war. Er erinnerte sich daran, dass sie damals tief in die Gänge hineingeschürft hatten. Dabei seien sie auf einen uralten Stolleneingang gestoßen, der zu den bereits vor Jahrhunderten leer geschürften Bergkristallminen führte. Aus Angst, jemand der Arbeiter könnte sich in diesen mittlerweile vergessenen Gängen und Schächten verlaufen, hatten sie den entdeckten Durchbruch mit schweren Brettern zugenagelt. Fobosch erzählte ihm, dass er damals eine Karte angefertigt hatte, die zu dem alten Durchbruch führte. Er wollte in ferner Zukunft dorthin zurückkehren und die alten Gänge erforschen. Himbi musste Lachen, als er daran dachte, dass er es war, der seinem Vater einen Strich durch diese Pläne gemacht hatte. Bevor Fobosch zu seiner Expedition aufbrechen konnte, war er auf die Welt gekommen. Bei seiner Geburt war Himbis Mutter gestorben und so blieb Fobosch nichts anderes übrig, als seinen Sohn allein aufzuziehen. Mit den Jahren rückte
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