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Polifazios Vermächtnis (German Edition)

Polifazios Vermächtnis (German Edition)

Titel: Polifazios Vermächtnis (German Edition)
Autoren: Thomas Riedel
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dessen Vorhaben immer weiter zurück, bis er es schließlich ganz vergessen hatte. Himbi zog ein altes, grobes Stück Leder aus seiner Manteltasche. Dann faltete er es auseinander und betrachtete die Karte, die sein Vater gezeichnet hatte. Mit einem Finger maß er grob den Weg zurück in die Stadt ab. Verzweifelt knüllte er die Karte wieder zusammen und steckte sie weg.
     
    „Das schaffst du nie!“, sagte er voller Verzweiflung.
     
    Seine Berechnungen ergaben, dass er, bei strammem Marsch, mindestens zweieinhalb Tage zurück nach Xandriat brauchte. Doch mit seiner Verletzung und mit dem Gift, das seinen Körper immer mehr lähmte, war daran nicht mehr zu denken.
     
    „Hat er dich doch noch gekriegt“, sagte Himbi zornig und trat dem Guhl, der immer noch neben ihm auf dem Boden lag, in die Seite.
     
    Himbi musste stark husten. Um besser atmen zu können, öffnete er seinen Mantel. Darunter kam sein, an einigen Stellen bereits verrostetes, Kettenhemd zum Vorschein, dass sein Vater ihm für seine Expedition gegeben hatte. Fobosch hatte ihn gut für dieses Unternehmen ausgerüstet. Jedenfalls so gut er konnte. Aus den Jahren, in denen der erste Marsch der Orks Xandriat in einen blutigen Krieg verwickelte, hatte er noch sein altes Kettenhemd behalten. Damals hatte es ihm gute Dienste geleistet und so hoffte er, dass es seinem Sohn Himbi genauso gut dienen würde wie ihm dereinst. Außerdem hatte er ihm seinen alten Helm, den ein Saphirdrache krönte, sowie eine alte Jagdarmbrust, gegeben.
     
    „Denk daran, die Armbrust ist sehr alt. An deiner Stelle würde ich mir eine neue Sehne besorgen, bevor du losziehst! Die Alte ist schon sehr brüchig und ich kann nicht dafür garantieren, dass sie den Belastungen eines Schusses noch Stand hält.“ hörte Himbi seinen Vater mahnen.
     
    Himbi blickte zu der defekten Armbrust.
     
    „Wenn Fobosch dass jetzt sehen würde!“, dachte er.
    „ Was habe ich dir gesagt!“ Äffte er seinen Vater nach, der in den meisten Fällen immer recht behielt.
     
    Aber was hätte er machen sollen? Die Zeit rannte ihm davon, und wenn er nicht schnell gehandelt hätte, dann hätte Gnospel seine Tochter bestimmt einem anderen gegeben. Himbi verfluchte sich selbst, dass er nicht auf seinen Vater gehört hatte. Wieder stieg diese unbeschreibliche Wut in ihm auf. Jetzt war alles umsonst. Er hatte alles verloren. Iria würde die Frau eines anderen werden und er würde hier unten in den feuchten, kalten Stollen des Kristallbergwerkes sein Leben neben einem stinkenden, widerlichen Guhl aushauchen. Und das alles nur, weil er seine Armbrust vor der Expedition nicht repariert hatte. Dennoch war er trotzdem auch ein kleines bisschen stolz auf sich. Sicherlich würde sein Vater einen Suchtrupp zusammenstellen und ihn suchen kommen, wenn er nicht nach Hause käme. Dann würden sie ihn hier finden, neben dem Guhl. Und sie würden seinen Dolch finden, der in der Kehle der Bestie steckte. Was würden sie sagen? Himbi der Guhlbezwinger? Es gab nur wenige Geschichten über Leute, die eine Begegnung mit einem Guhl überlebt hatten. Er gehörte zwar letzten Endes nicht zu ihnen, aber wenigstens hatte er das Biest erledigt. Eine dicke Träne rann ihm die Wange hinunter.
     
    „Und was nützt das jetzt noch?“, fragte er sich.
     
    Himbis Blick wurde trüber.
     
    „Bald werde ich tot sein. Und finden wird mich hier unten auch niemand!“ jammerte er.
     
    Dabei dachte er an das Erdbeben, das vor einem Tag den gesamten Berg erschüttert hatte. Himbi hatte sich gerade in einem der Gänge zum Schlafen gelegt, als er wieder von diesem schrecklichen, schlürfenden Geräusch geweckt wurde. Schon damals hatte ihn dieser Guhl offensichtlich verfolg. Himbi fragte sich jetzt, warum der Guhl so lange mit seinem Angriff gewartet hatte. Wie dem auch sei, gerade als er wieder von dem Geräusch geweckt wurde, da begann der Boden unter seinen Füßen, zu zittern. Anfangs war es nur ein leichtes Vibrieren, doch schon nach kurzer Zeit entwickelte es sich zu einem starken, lang anhaltenden Beben. Alles um ihn herum fing an bedrohlich, zu wackeln. Staub und kleine Steine rieselten von der Decke des Stollens. Und als das Beben seinen Höhepunkt erreichte, da riss der Boden hinter Himbi plötzlich auf. Ein gewaltiger Riss zog sich quer durch den Gang. Er war so groß, dass ein Überspringen unmöglich war. Himbi war zu diesem Zeitpunkt nur froh, dass die Decke des Stollens nicht eingestürzt war. Wie er auf seinem Rückweg
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