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Polaris

Polaris

Titel: Polaris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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erfreute sich daran, zu den richtigen Partys eingeladen zu werden. Aber im Herzen war er ein guter Kerl. Er kümmerte sich um streunende Katzen, hielt stets sein Wort und achtete auf seine Freunde. Ich sollte vielleicht auch erwähnen, dass er ein guter Boss war… wenn auch dann und wann etwas launisch.
    Wir benötigten die Cutter, weil die Luken, sowohl innen als auch außen, außer Funktion waren und wir uns durch einen ganzen Haufen von ihnen den Weg freischneiden mussten. Mein Job war es, die Luken aufzuschneiden und alle verkaufsfähigen Objekte einzupacken. Seiner war es zu bestimmen, was wir tatsächlich mitnehmen sollten.
    Aber nachdem wir bereits drei Tage durch die Station gewandert waren, hatten wir noch immer nichts vorzuweisen.
    Alex hatte die Position der Station durch Hinweise in alten Shenji-Archiven bestimmt. Allein die Entdeckung eines Außenpostens der Shenji-Kultur war eine beachtliche Werbung, würde ihm jedoch nicht den gewaltigen Reichtum eintragen, mit dem er gerechnet hatte.
    Seine gute Laune schwand allmählich. Während wir Stückwerk aus dem Schutt fischten, Knöpfe und Siebe, Teile von Essgeschirr, zerbrochene Gläser, Schuhe und Uhren, hörte ich ihn immer öfter seufzen, und ich bin überzeugt, dass er in seinem Helm mit dem Kopf schüttelte.
    Ich hatte ihn schon früher so erlebt. In solchen Situationen pflegt er über den historischen Wert der Artefakte zu reden und darüber, was für ein Verlust es doch für die menschliche Rasse sei, wenn sie in solch einem furchtbaren Zustand gefunden wurden. Er wurde stets zu einem großen Menschenfreund, wenn sich die Dinge nicht wunschgemäß entwickelten.
    Der ursprüngliche Plan hatte vorgesehen, in der Station eine Basis einzurichten, aber nun fragte sich Alex, ob das der Mühe wert wäre. Also kehrten wir jeden Abend, wenn wir müde waren oder uns die Wanderung durch die Station zu langweilig wurde, zum Essen in die Belle-Marie zurück. Und dann sahen wir uns an, was wir hatten bergen können. Es war eine deprimierende Zeit, doch als ich ihm sagte, dass wir vielleicht besser den Laden zumachen und nach Hause gehen sollten, erklärte er mir, ich gäbe zu schnell auf.
     
    Am sechsten Tag, als wir schon bereit waren, zusammenzupacken, fanden wir einen Raum mit einem seltsamen Schaden. Es schien sich um ein Konferenzzimmer zu handeln. Es enthielt einen Tisch, der Platz für zehn Personen bot, und eines der fleckigen grauen Schotts mochte einmal ein Bildschirm gewesen sein. Der Schirm war geborsten. Aber durch irgendwelche herumfliegenden Objekte, denn hier drin bewegte sich nichts mit einer derartigen Kraft. Nein, der Schirm war auf eine Art geborsten, wie es hätte passieren können, wäre er von jemandem mit dem Hammer bearbeitet worden.
    Der Tisch und die Stühle und irgendwelches klebriges Zeug, das früher so etwas wie Stoff dargestellt haben mochte, arbeiteten sich langsam über die Decke des Raums. Das einzige, was uns aufrecht hielt, waren unsere Magnetsohlen, und ich kann ihnen sagen, dass einem schon arg schwindelig werden kann, wenn man zusieht, wie alles im Raum sich bewegt.
    »Vandalen«, verkündete Alex, als er vor dem Bildschirm stand. Er hasste Vandalen. »Zum Teufel mit ihnen.«
    »Das ist vor langer Zeit passiert«, wandte ich ein.
    »Na und? Das Ergebnis bleibt sich gleich.«
    Der nächste Raum könnte einmal eine VR-Kabine gewesen sein. Wir untersuchten die Ausstattungsgegenstände, die sicher befestigt waren. Tatsächlich war alles in diesem Raum gesichert und die Tür verschlossen worden, weshalb er sich in recht gutem Zustand befand. Nicht, dass die Geräte noch funktioniert hätten, aber sie sahen gut aus, und ich konnte beobachten, wie Alex’ Stimmung sich deutlich besserte, während er im Geiste schon das ein oder andere für den Heimtransport etikettierte.
    Dann stießen wir auf weitere Spuren der Vandalen, weitere Schäden an stationären Objekten. »Vermutlich waren sie auf einer Plünderungstour«, sagte Alex. »Haben sich wohl über den Zustand geärgert und angefangen, alles kaputtzumachen.«
    Genau. Diese Plünderer sind einfach furchtbar.
    Aber vielleicht hatten sie sich zu schnell entmutigen lassen. Wir jedenfalls entdeckten schließlich einen Raum, bei dem es sich um ein Kontrollzentrum zu handeln schien. Und dort fanden wir das Jadearmband. Und die Leiche.
     
    Sie trug das Armband am linken Handgelenk. Es war schwarz und mit einem Efeuzweig graviert.
    Die Leiche war in Einzelteile zerfallen, und diese

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