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Polarfieber (German Edition)

Polarfieber (German Edition)

Titel: Polarfieber (German Edition)
Autoren: Kim Henry
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für die Eisbrecher von Thule, eine Rinne instand zu halten. Kaya hatte ihren Teller als E rste geleert, ohne einen Kr ü mel übrigzulassen . Silas, der mit den Kartoffeln kämpfte, war beei n druckt.
    „ Kaya? “
    Fast gleichzeitig wandten sich alle am Tisch um. Marcs Augen leuchteten auf. Nive kam zu ihnen , die Inuit, mit der Marc verheir a tet war, nach eigener Au s sage seit über zehn Jahren glücklich. Nive und Kaya mochten im selben Alter sein. Kaya glitt von ihrem Barh o cker und umarmte Nive. „ Ich hatte nicht gehofft, dich zu sehen. Bin ja nur auf der Durchreise. “
    Nive berührte Kayas Wange und lächelte. „ Marc schwört auf die Flugkunst von Silas. Bei ihm bist du in guten Händen. Nach Nuuk, sagt Marc? “
    „ Nach Nuuk. “
    „ Tust du mir einen Gefallen? “
    „ Aber sicher doch. “
    „ Mein Bruder. Erinnerst du dich an ihn? “
    „ Mikael? “
    „ Ja, Mikael. Er studiert Informatik in Nuuk. Er will mit seinen Kameraden in den Winterferien ins Inlandeis gehen. Sie haben einen Fotowettbewerb ausgeschrieben. Mikael hat seine gesamten Erspa r nisse auf den Kopf geklopft für eine funkelnagelneue Kameraausrü s tung. “ Nive ve r drehte die Augen. „ Nimmst du das hier mit und gibst es ihm? “
    Sie zog einen prall gefüllten Rucksack von ihren Schultern. Kaya nahm ihn entgegen und öffnete ihn . Selbst Silas erkannte, was daraus hervorlugte. Die traditionelle Hose aus Eisbärenfell, wie die Jäger hier oben sie trugen. Ehe jemand bemerkte, wie er den Mun d winkel verzog, korrigierte er sich.
    „ Ich hab e das für ihn genäht “ , erklärte Nive hastig. „ Die Hose und eine Jacke aus Rentierfell. Stiefel hat er selbst, aber diese S a chen hier, er soll sie auf jeden Fall bekommen , bevor er ins Eis geht. Der kleine Unhold erfriert mir doch sonst da draußen. “ Sie schniefte ein w e nig .
    „ Mach dir keine Sorgen. Ich geb e ihm die Sachen persönlich. “
    „ Danke, du bist ein Schatz .“ Nive umarmte Kaya noch einmal herzlich. „ Ich muss zurück. Die Kinder stellen nur Unfug an. “ Mit einem Kuss für Marc verabschiedete sie sich.
    Die Bedienung fragte, ob sie abräumen dürfte. Auch Marc hatte seinen Teller vollständig geleert, aber Silas hatte den Kartoffe l kampf auf halber Strecke aufgegeben. Kaya rümpfte die Nase über die Ve r schwendung , sagte aber nichts.
    „ Eisbärenfell, hm? “ , fragte Silas, als er nach einem zweiten Bier winkte. „ Ich habe nicht gewusst, dass hier noch Eisbären g e schossen werden dürfen . Ich dachte, die stehen unter Schutz. “
    „ Tun sie auch “ , sagte Marc. „ Die Abschusszahlen sind streng re g lementiert. Neun Bären pro Jahr. Mehr, wenn sie Siedlungen angre i fen. “
    „ Was sie nicht tun, solange niemand ihre Lebensräume b e droht “ , fiel Kaya ein. „ Die Inuit töten weit weniger als neun B ä ren im Jahr. Es ist den Aufwand nicht wert und die Jagd ist gefährlich. Du schwatzt viel nach, was du so aufschnappst, nicht wahr? “ Die letzte Frage ging in aller Deutlichkeit an Silas.
    Er nahm einen tiefen Schluck. „ Ich glaube, wenn dieser Abend hier vorbei ist, werde ich noch eine Menge mehr zum Nachschwa t zen haben. “ Ein Lächeln zuckte um seine Mun d winkel.
    „ Und wie sieht das mit dem Trinken aus? Müsstest du nicht abst i nent sein, so wenige Stunden vor einem Flug? Was wird Air Gree n land dazu sagen, wenn du mit Alkoholfahne … “
    „ Ich werde keine Alkoholfahne haben. Würdest du meinen Flu g plan kennen, dann wüsstest du, dass der so ausgelegt ist, dass ich niemals auch nur ein Bier trinken dürfte. “
    „ Du legst also die Dienstanweisungen so aus, wie du sie brauchst? “
    „ Ein bisschen Eigeninitiative ist in einem Land wie diesem a b solut notwendig, um zu überleben. “
    „ Es hat dich ja niemand gezwungen, hier zu leben “ , sagte sie bi s sig.
    Er nahm noch einen Schluck und dachte kurz nach. „ Nein “ , sagte er dann und stellte das Bierglas mit sanftem Nachdruck zurück auf den Pappdeckel. „ Niemand hat mich gezwu n gen. “ Er spürte ihren Blick, aber er weigerte sich, ihn zu erwidern.
    Sie schob ein paar Banknoten über den Tresen. „ Ich gehe schl a fen. Wann fliegen wir los? “
    „ Zwischen elf und zwölf. “ Um die Mittagszeit abzufliegen, würde ihnen zumindest ein paar Stunden Licht schenken, wenn sie nach etwa einer halben bis dreiviertel Flugstunde die Pola r nacht verließen.
    „ Ich werde um elf am Hangar sein. “
    „ Gut. “
    Sie sah ihn prüfend an.
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