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Ploetzlich verliebt

Ploetzlich verliebt

Titel: Ploetzlich verliebt
Autoren: Katja Henkel
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Lebens hingelegt.
    Sie hatte ein bisschen geschwollene Lippen vom Küssen. Und ihre Wangen waren immer noch ganz rosa. »Okay, Tom ist nach Hause gegangen. Jetzt Beeilung, Schwestern. Blood Diary wartet. Wir müssen noch Nachos mit Käsesoße besorgen. Und Popcorn machen.«
    So ist Luna!
    Ich hätte es wissen müssen: Niemals würde sie eine Verabredung mit uns einfach so absagen – nicht mal für Tomputer – und sie ist immer für uns da.
    Marli und ich sprangen auf, nahmen sie in die Mitte, legten jeweils einen Arm um ihre Schulter und drückten ihr von beiden Seiten einen Kuss auf die Wange. Wir standen noch kurz auf dem Dach der Hütte, wir drei, Arm in Arm, Freundinnen und irgendwie-verwandt, und blickten über den Wald. Ich atmete die Abendluft ein, ganz tief rein in meine Lungen, weil ich mich so sicher fühlte und stark. In diesem Moment war ich davon überzeugt, dass unsere Freundschaft ewig dauern würde, über die Zeiten hinweg.
    Dass wir zusammen alles schaffen konnten, egal, was noch auf uns zukam.

3. Kapitel
    D er Blood-Diary -Abend konnte beginnen. Zuerst gingen wir ins Kino und kauften drei Portionen Nachos mit Käsesoße. Es ist zwar eigenartig, in ein Kino zu gehen, ohne einen Film zu sehen, aber die Nachos dort sind einfach die besten der Welt. Danach bogen wir links bei der Eisdiele in die Straße ein, in der Marli wohnt. In einer Vier-Zimmer-Wohnung im fünften Stock zusammen mit ihrer Tante.
    Ihr Vater ist noch in New York, er ist Komponist und muss erst noch einen Auftrag beenden, bevor er irgendwann in den nächsten Wochen nach Deutschland kommt. Er macht Filmmusik. »Er ist der, der dafür sorgt, dass man im Kino Gänsehaut bekommt«, hat uns Marli stolz erklärt. Und da kapierte ich zum ersten Mal, wie langweilig Filme ohne Musik wären.
    Jedenfalls lebt Marli momentan noch mit ihrer Tante allein hier. Marlis Tante war nicht zu Hause, was mich nicht weiter störte. Im Gegenteil, ich war sogar froh darüber und Luna ging es genauso, das konnte ich ihr an der Nasenspitze ablesen. Uns war Marlis Tante nicht ganz geheuer. Vor ein paar Wochen hat sie mal abends bei uns zu Hause am Gartenzaun gestanden und uns beobachtet. Richtig lange, als würde sie uns ausspionieren. Zuerst haben wir ja noch überlegt, ob sie sich vielleicht einfach nur unser Haus oder die tollen Rosen von Onkel Frank oder das Baumhaus im Birnbaum bewunderte. Aber als Luna sie ansprechen wollte, ist sie weggerannt und wie ein Dieb in der Nacht verschwunden. Das Gleiche passierte dann noch mal auf dem Schulhof, hat Luna erzählt, da hat Marlis Tante auch ganz offensichtlich nach uns Ausschau gehalten … Und vorgestern Morgen, als Luna und ich zur Schule gingen, haben wir ein knallgelbes Auto vor unserem Haus gesehen, das wie ihres aussah. Luna, die sich noch mehr verfolgt fühlt als ich, rannte darauf zu, aber der Wagen brauste einfach davon.
    Auch komisch. Normalerweise würde doch ein Fahrer nicht abhauen, wenn eine 1 Meter 48 kleine Dreizehnjährige auf ihn zuläuft, oder? Also haben wir messerscharf geschlossen, dass Marlis Tante uns irgendwie unbemerkt beobachten wollte.
    Kleiner Tipp von mir: Kauf dir gefälligst ein unauffälligeres Auto!
    Bei Marli angekommen, ließen wir Maiskörner und Öl in einer Pfanne heiß werden, legten den Deckel drauf und warteten bis es »Plopp« machte. Danach schütteten wir das Popcorn in eine große Schüssel und streuten Zucker drüber.
    Â»Okay, Schwesterherzen, es kann losgehen«, sagte ich und klemmte mir die Schüssel unter den Arm. »Blood Diary wartet!«
    In diesem Moment hörte ich ein leises Sirren und bekam so ein komisches, aber nicht unbekanntes Gefühl im Bauch. Es war, als ob ich kurz die Augen geschlossen hätte, und als ich sie wieder aufmachte, hatte sich die Popcornschüssel unter meinem Arm in Luft aufgelöst.
    Von einer Sekunde auf die andere.
    Sie stand jetzt auf der Küchenanrichte, als ob sie von Zauberhand dahin befördert worden wäre.
    Was natürlich nicht der Fall war. Marli hatte mal wieder ihren Ring benutzt und die Gegenwart angehalten und wie immer bekamen wir das nicht richtig mit. Obwohl ich genervt war, faszinierte es mich nach wie vor, dass es so was überhaupt geben konnte. Dass sie die Zeit anhielt und sich darin bewegte.
    Luna baute sich empört vor ihr auf. »Nicht schon wieder, Marli«, schimpfte sie.
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