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Planlos ins Glueck

Planlos ins Glueck

Titel: Planlos ins Glueck
Autoren: Victoria Dahl
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ansatzweise geschafft hatte.
    Obwohl Chase, wie sie zugeben musste, nicht ganz die Art Mann war, mit der sie früher abgehangen hatte. Und er warauch nicht ganz die Art Mann, die ihre Mutter jahrelang angeschleppt hatte.
    Obwohl seine Jeans alt und zerknittert und fleckig gewesen war, hatte er nach Waschmittel gerochen. Sein Haar war ordentlich und kurz geschnitten, auch wenn die dunklen Linien des Tattoos, das sich über seinen Nacken und seinen Arm schlängelte, hinten in seinem Haaransatz verschwanden. Und vor allem hatte er ganz sicher noch nie im Gefängnis gesessen. Extreme Excavations hatte sich auf Sprengungen spezialisiert. Damit mochte Chase zwar nicht an der Spitze der gesellschaftlichen Hackordnung stehen, aber Firmen, die Kriminelle beschäftigten, drückte die Regierung garantiert keinen Sprengstoff in die Hand.
    Also nein: Er war nicht ganz so wie die Männer in ihrer Vergangenheit.
    Jane erwachte aus ihrem nachdenklichen Dämmerzustand und warf ihrem Spiegelbild im noch immer schwarzen Monitor einen finsteren Blick zu. „Wahnsinnshohe Ansprüche, Miss Morgan. Saubere Unterwäsche und keine Polizeiakte.“ Ihr Spiegelbild starrte streng und missbilligend zurück. Ihre Züge wirkten hart, ihre Schultern angespannt. Ihre Nasenflügel bebten vor Wut. Bis Jane sich plötzlich geschlagen gab und in sich zusammensank. „Ich bin eine Mogelpackung.“
    Aber Mogelpackung hin oder her – wenigstens war sie sehr gut darin, die Illusion aufrechtzuerhalten. Als draußen auf dem Parkplatz eine Autotür zufiel, setzte sich Jane ruckartig auf, hieb auf die Tastatur ein, um den PC aus dem Ruhemodus zu wecken, und rief den Bericht auf, an dem sie am Vortag gearbeitet hatte.
    Als sich die Tür öffnete, blickte Jane auf in der Erwartung, Mr Jennings vor sich zu sehen. Doch der Mann, der vor ihr stand, war genau der, der sie in der vergangenen Nacht in ihren Träumen besucht hatte.
    Zum Glück war sie jetzt wieder die kühle, unzugängliche Mogelpackungs-Jane. Entsprechend hob sie nicht mal eine Braue. „Guten Morgen, Mr Chase.“
    „Hallo, Miss Jane“, konterte er in bestem Südstaatenakzent.
    Fast hätte sie über seinen Witz gelacht. Gott, das wäre die reinste Katastrophe gewesen! Wenn er wusste, dass sie ihn charmant fand, würde er sie am Ende noch mal fragen, ob sie mit ihm ausging! Also verbot sie sich, auch nur mit der Wimper zu zucken. „Wie kann ich Ihnen helfen?“
    Er hielt ihr die Akte hin, die unter seinem Arm geklemmt hatte. „Sehen Sie? Ich hab sie wohlbehalten zurückgebracht. Ich bin nämlich ausgesprochen verantwortungsbewusst.“
    „M-hm“, murmelte sie und versuchte dabei verzweifelt, sich nicht anmerken lassen, wie verheerend sich seine Anwesenheit auf ihre Konzentrationsfähigkeit auswirkte. Das Hauptproblem bestand darin, dass sein Ärmel ein Stückchen weit nach oben gerutscht war, wodurch ein neuer Teil des Tattoos auf seinem linken Arm sichtbar geworden war. „Danke.“
    „Also …“, sagte er gedehnt.
    Sie riss ihren Blick von seinem Arm los.
    „Haben Sie noch mal drüber nachgedacht?“ „Über was?“
    „Ob Sie nicht vielleicht doch mit mir essen gehen wollen.“
    „Nein“, antwortete sie, als wäre das die Wahrheit und nichts als die Wahrheit. War es ja auch. An Essen hatte sie nämlich wirklich keinen einzigen Gedanken verschwendet.
    „Ach, kommen Sie schon.“ Er verzog die Lippen zu einem ausgesprochen attraktiven Grinsen. Seine dunkelblauen Augen funkelten. „Es ist doch nur ein Abendessen.“
    „Nein danke.“
    „Warum nicht?“
    „Sie sind nicht mein Typ“, log sie unverfroren.
    „Sind Sie da sicher?“ Sein Blick zuckte zu seinem Arm, und Janes Herz setzte einen Schlag aus.
    Oh Gott! Hatte er gerade auf sein Tattoo geguckt, während er das gesagt hatte? Sie spürte, dass ihre Wangen heiß wurden, und versuchte, ihren Puls wieder unter Kontrolle zu bekommen. Er hatte bemerkt, dass sie ihn angestarrt hatte!
    Aber es war ja auch möglich, dass sie aus reiner Abscheu gestarrthatte. Jedenfalls versuchte sie, sich das einzureden. Ihre Blicke hatten nichts zu bedeuten. Nichts.
    Ihr Puls ließ sich von dieser Argumentationskette leider nicht beeindrucken. Er legte nämlich noch einen Zahn zu. Chase lächelte, stützte eine Hand auf den Tisch und beugte sich vor. Sein Blick ruhte auf ihren Lippen. Sie merkte selbst, dass sie viel zu schnell atmete.
    Gestern Abend beim Boxen hatte sie sich vorgestellt, dass ihr Trainer Chase sei. Sie hatte sich ausgemalt, wie er sie
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