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Planeten 05 - Saturn

Titel: Planeten 05 - Saturn
Autoren: Ben Bova
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vielleicht Griechin, Spanierin oder Italienerin. Er lächelte sie kurz an.
    »Da sitzen wir nun schon seit über sechs Stunden nebeneinander, und ich habe mich Ihnen noch nicht einmal vorgestellt. Ich heiße Malcolm Eberly.«
    Sie erwiderte das Lächeln. »Ja, das sehe ich.« Sie tippte aufs Namensschild, das an ihre Bluse angesteckt war und sagte:
    »Ich bin Andrea Maronella. Ich gehöre zum Agrotech-Team.«
    Eine Bäuerin, sagte Eberly sich. Eine Landpomeranze. »Ich bin der Leiter der Abteilung Human Resources«, erwiderte er mit einem noch breiteren Lächeln.
    »Wie schön.«
    Bevor er noch etwas zu sagen vermochte, forderte die Flugbegleiterin sie auf, sich loszuschnallen und zur Schleuse zu gehen. Eberly löste den Sicherheitsgurt und erhob sich. Er war froh, sein altes Gewicht zurückerlangt zu haben, und vermochte es kaum zu erwarten, einen Blick ins Habitat zu werfen. Die Panik, gegen die er angekämpft hatte, verflog. Ich habe es geschafft!, frohlockte er innerlich. Ich habe die Angst ausgehalten und sie besiegt.
    Er ließ Maronella den Vortritt beim Betreten des Gangs und folgte ihr dann zur Schleuse. Die sechzehn Männer und Frauen passierten der Reihe nach die Schleuse und betraten eine Kammer aus kahlen Metallwänden. Ein älterer Mann stand neben der Innenschleuse; er war groß und korpulent, hatte dichtes grau metallisches Haar und einen buschigen Bart von derselben Farbe. Er hatte ein wettergegerbtes Gesicht und vom jahrelangen Schielen in die Sonne Falten in den Augenwinkeln. Er trug eine abgeschabte Weste aus Wildleder und zerknitterte beige Jeans. Zwei jüngere, mit Overalls bekleidete Männer standen dicht hinter ihm ‒ offensichtlich irgendwelche Untergebene.
    »Willkommen im Habitat Goddard«, sagte er mit einem warmen Lächeln. »Ich bin Professor James Wilmot. Die meisten von Ihnen kennen mich bereits, und was die anderen betrifft, so freue ich mich darauf, Sie kennen zu lernen und mit Ihnen unsere Zukunft zu erörtern. Doch zunächst lassen Sie uns einen Blick auf die Welt werfen, die wir mindestens für die nächsten fünf Jahre bewohnen werden.«
    Anschließend betätigte einer der jungen Männer hinter ihm die Tastatur in der Wand neben der Schleuse, und die schwere Stahltür schwang langsam nach innen. Eberly spürte einen warmen Lufthauch im Gesicht, wie die zärtliche Berührung seiner Mutter, an die er sich schwach erinnerte.
    Die Gruppe der sechzehn Abteilungsleiter ging durch die Schleuse. Hier bin ich nun, sagte Eberly sich und fühlte eine erneute Aufwallung von Panik. Es gibt kein Zurück mehr.

    Dies ist die Neue Welt, in der ich leben soll. Dieser riesige Zylinder, diese Maschine. Man hat mich ins Exil geschickt. Sie schicken mich bis zum Saturn. So weit weg wie nur möglich. Ich werde die Erde nie mehr wiedersehen.
    Er war einer der Letzten in der Reihe. Als er die offene Luke erreichte und hindurchging, hörte er die erstaunten Ausrufe der anderen. Und dann sah er auch den Grund dafür.
    In alle Richtungen um ihn herum erstreckte sich eine grüne Landschaft, die in warmes Sonnenlicht getaucht war. Sanfte, mit Gras bewachsene Hügel, Baumgruppen und kleine mäandernde Flüsse verschwanden in der diesigen Ferne. Die Gruppe stand auf dem sanften Abhang eines Hügels, von wo aus sie einen freien Blick aufs weitläufige Innere des Habitats hatte. Dichte Büsche aus leuchtend roten Hibiskusblüten und lavendel-farbenem Oleander säumten einen gewundenen Pfad, der zu einer Gruppe niedriger weißer Gebäude führte.
    Sie leuchteten im Sonnenlicht, das durch die langen Fenster hereinströmte.
    Ein mediterranes Dorf, sagte Eberly sich, das terrassenförmig an der Flanke eines mit Gras bewachsenen Hügels angelegt worden war und einen schimmernden blauen See überschaute. Eine idyllische Mittelmeerlandschaft wie aus einem Reiseprospekt. In der Ferne machte er etwas aus, das wie Ackerland aussah: rechteckige kleine Felder, die erst kürzlich gepflügt worden zu sein schienen, und weitere Ansammlungen weiß getünchter Gebäude. Einen Horizont gab es nicht. Stattdessen wölbte das Land sich einfach auf, Hügel und Gräser und Bäume und noch mehr kleine Dörfer mit ihren gepflasterten Straßen und funkelnden Flüssen ‒ es wölbte sich auf beiden Seiten auf, bis er den Kopf in den Nacken legte und über sich noch mehr von der sorgfältig und liebevoll gestalteten Landschaft sah.
    »Atemberaubend«, flüsterte Maronella.
    »Faszinierend«, sagte ein anderer.
    Eine jungfräuliche Welt,
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