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Planeten 05 - Saturn

Titel: Planeten 05 - Saturn
Autoren: Ben Bova
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dass du mir das Leben gerettet hast. Kananga hätte mich sonst getötet.«
    Sein Gesicht verhärtete sich. »Ich habe es ihm zu leicht gemacht. Damals im barrio hätten wir mit ihm das Gleiche gemacht, was er dir und Raoul angetan hat. Und dann hätten wir ihn von einer Autobahnbrücke geworfen.«
    »Ihr sprecht von mir?«
    Tavalera fuhr im Rollstuhl in Hollys Zimmer und blieb an der anderen Seite des Bettes stehen.
    »Ich wollte gerade zu Ihnen rüberkommen«, sagte Cardenas.
    »Was macht die Lunge?«

    »Sie macht sich. Die Ärzte haben mich heute Morgen untersucht. Sie waren überrascht, dass ich solche Fortschritte mache.«
    »Die Regeneration des Lungengewebes wird noch ein paar Tage dauern«, sagte Cardenas. »Bei den Rippen war es einfacher.«
    Tavalera nickte. »Es ist schon komisch. Ich scheine fast zu spüren, wie diese kleinen Roboter in mir werkeln.«
    »Das ist reine Einbildung.«
    »Dann muss ich aber eine lebhafte Phantasie haben«, sagte er.
    »Raoul«, sagte Holly, »ich rechne es dir hoch an, dass du mich beschützen wolltest.«
    Er wurde rot. »Leider war ich dir keine sehr große Hilfe.«
    »Du hast es immerhin versucht«, sagte Holly. »Als ich wirklich Hilfe brauchte, warst du da und hast mir helfen wollen.«
    »Und ich habe eine Ladung Nanobots im Körper, die als Beweis dienen.«
    Cardenas begriff, was er damit sagen wollte. »Keine Sorge, in ein paar Tagen werde ich sie wieder aus Ihnen entfernen, und Sie können nach Hause zurückkehren. Sie werden keine einzige Nano-Maschine mehr im Leib haben, wenn Sie die Erde erreichen.«
    »Du wirst aber allein zurückkehren müssen, amigo«, sagte Gaeta. »Ich werde für immer hier bleiben.« Und er legte Cardenas den Arm um die Schulter.
    Holly sah das Leuchten in Cardenas' Augen. »Und was ist mit den Technikern?«, fragte sie. »Werden sie auch hier bleiben?«

    »Nee«, sagte Gaeta mit einem Kopfschütteln. »Fritz will zur Erde zurückkehren und einen neuen pendejo suchen, den er zu einem Medienstar aufbauen kann. Aber den Anzug werde ich behalten. Dieses Baby gehört mir.«
    Tavalera schaute angespannt. »Darüber habe ich auch schon nachgedacht.«
    »Worüber?«, fragte Holly.
    »Hier zu bleiben.«
    »Wirklich?«, fragte Holly und machte große Augen.
    »Ja. Irgendwie. Ich meine… so schlecht ist es hier gar nicht.
    In diesem Habitat, meine ich. Ich frage mich, Dr. Cardenas, ob ich weiter in Ihrem Labor arbeiten könnte? Als Ihr Assistent?«
    »Ich brauche Ihre Hilfe, Raoul«, antwortete Cardenas wie aus der Pistole geschossen. »Ich hatte mich schon gefragt, was ich ohne Sie anfangen soll.«
    »Dann bleibe ich«, sagte Tavalera und schaute Holly an.
    Sie streckte ihm die Hand entgegen. »Nicht zu fest, Raoul«, sagte sie, als er sie ergriff. »Sie ist noch ziemlich empfindlich.«
    Er grinste und ließ ihre Hand in seiner liegen.
    Cardenas stand auf. »Ich habe zu arbeiten. Ich werde heute Nachmittag noch mal bei euch beiden vorbeischauen. Komm, Manny.«
    Gaeta lehnte sich auf dem knarrenden Stuhl zurück. »Wohin soll ich denn gehen? Ich bin doch im Ruhestand, nicht wahr?«
    Cardenas packte ihn am Kragen. »Komm endlich, Manny. Ich werde schon noch etwas für dich finden.«
    Er ließ sich von ihr hochziehen. »Na, wenn du es sagst…«
    Sie gingen. Holly legte sich wieder hin. Tavalera hielt noch immer sanft ihre Hand.
    »Du bleibst doch nicht etwa wegen mir, oder«, fragte sie ihn.

    »Nein, nicht…« Er hielt inne. »Doch. Ich bleibe wegen dir«, sagte er fast trotzig. »Das ist die Wahrheit.«
    Holly lächelte ihn an. »Gut. Das wollte ich nur hören.«
    Er erwiderte ihr Lächeln.
    »Telefon!«, rief Holly. »Verbinde mich mit Pancho Lane im Hauptquartier der Astro Corporation in Selene.«
    Tavalera ließ ihre Hand los und wollte vom Bett wegrollen.
    »Geh nicht, Raoul«, sagte Holly. »Ich möchte, dass du meine Schwester kennen lernst.«
    Professor Wilmot saß in seinem Lieblingssessel und schwenkte vorsichtig das Whiskyglas, das er in der rechten Hand hielt.
    Obwohl sein Blick auf den Bericht gerichtet war, den der diktierte, ging er in Wirklichkeit weit über die Worte hinaus, die vor ihm in der Luft hingen. Er ließ die Ereignisse der letzten Tage Revue passieren und versuchte den weiteren Gang der Ereignisse vorherzusehen.
    Er saß lange Zeit allein da, schwenkte langsam den Whisky und fragte sich, was er seinen Vorgesetzten auf der Erde sagen sollte ‒ wie er ihnen erklären sollte, was mit dem großen Experiment schief gelaufen
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