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Pixity - Stadt der Unsichtbaren

Pixity - Stadt der Unsichtbaren

Titel: Pixity - Stadt der Unsichtbaren
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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Leder? Ein cooler Boy mit Sonnenbrille oder ausgeflippt im Muscleshirt? Jedenfalls: Mit dieser Figur wanderst du fortan durch die Stadt. Sie bewegt sich wie in Zeichentrickfilmen. Du klickst irgendwo hin und deine Figur läuft genau an diese Stelle. Du klickst auf eine andere Figur und deine wendet dieser ihr Profil zu. In der rechten oberen Ecke erfährst du mit diesem Klick alles über diese Person. Name, Alter, Hobbies, Schultyp. Du kannst jetzt mit ihr sprechen.«
    »Aha«, sagte es vier Mal.
    »Die Bewohner von Pixity leben in Gästehäusern. Jeder hat seinen Raum mit zunächst spartanischer Einrichtung. Über ein Punktesystem sammelst du Vermögen. Damit kannst du einkaufen gehen.«
    Sarkovy schaltete sofort. »Das heißt: Hier setzen wir mit der Werbung an, richtig? Du kannst mit diesem Geld zum Beispiel ein virtuelles Möbelstück für dein Zimmer erwerben. Und dieses Möbelstück trägt den Markennamen einer realen Firma, die sich diese Werbung etwas kosten lassen muss.«
    »Genau«, sagte es vier Mal.
    Sie stellten sich Pixity vor. Eine kleine überschaubare Stadt mit Parks und Wäldern, nicht zu hohen Gebäuden, einige davon ­altehrwürdig, cambridgelike oder Oxford, kein Autoverkehr auf den Straßen. Im Mittelpunkt die Schule mit ihren Klassenzimmern, in denen man sich vor Computer setzen und recherchieren konnte, Stoff spielend erlernen, alleine oder in der Gruppe, wo man sich in der Cafeteria treffen und klönen konnte.
    Alina jubelte. »Das ist ein neues Lernkonzept! Von wegen Lernen am Computer macht einsam! Im Gegenteil! Man trifft sich, man kommuniziert, man interagiert, man findet gemeinsam eine Lösung. Und es macht Spaß!«
    An Heiligabend fuhr Olivia zu ihren Eltern, Nils zu Alina und den anderen. Sie hatten wenig Zeit, der Förderantrag musste bis zum Jahresende beim Ministerium sein, es galt das Datum des Poststempels. Keine E-Mails, bitte. Der Pizza-Bringdienst war über die Feiertage nicht erreichbar, sie aßen Dosenravioli und Lebkuchen, verdächtig grünlich schimmernden Toast und endlich zur Bescherung einen Tiefkühltruhenfund, den Alina Königsberger Klopse nannte.
    Gorland zeichnete. Er ächzte bei jedem Veränderungsvorschlag, Weidenfeld stöhnte, es wäre einfacher gewesen, die Stadt aus Stein und Beton und Mörtel zu bauen als von Gorland zeichnen zu lassen. »Wir brauchen nur Beispiele«, beruhigte Sarkovy, »die Bürokraten verstehen das sowieso nicht.«
    Bentner erstellte einen Prototyp von der Anmeldeseite bis zu einem virtuellen Klassenzimmer mit dem Mathestoff der Abschlussklasse Hauptschule, Material aus dem früheren Projekt, das nur neu aufbereitet werden musste. Alina griff in ihre pädagogisch-didaktische Trickkiste, formulierte und begründete jede dieser Formulierungen.
    Weidenfeld rechnete. Zwei Jahre Übernahme der Gehälter und Fixkosten, einen kleinen Topf freie Honorarmittel. Dann könnten sie es schaffen. Er fügte eine Liste des Eigenkapitals bei. Es war nicht viel, aber es war nicht nichts.
    Sarkovy ging von einem zum anderen, schlug auf Schultern und sagte: »Wir schaffen das, Leute.«
    Am 30. Dezember hatten sie es geschafft. Fuhren zu fünft zur Hauptpost, Alina verwahrte den dicken Umschlag vorsichtig wie eine Atombombe, sie verschickten alles per Einschreiben mit Rückschein, sahen, wie der Postmann den Umschlag in einen Container warf, zuckten zusammen.
    Am 31. Dezember soffen sie sich ins neue Jahr. Am 2. Januar gründeten sie eine GmbH.
    PixBiz.

    PixBiz. Hatte sich Gott wirklich so gefühlt wie Bentner, als sie alle in ihrem kleinen Büro saßen, jeder dieses Bild des Schulfoyers auf dem Bildschirm? Alina und Bentner selbst würden Eva und Adam bewegen, sprechen lassen. Zwei Figuren, die am Eingang des Schulfoyers nebeneinander standen, bewegungslos, mit einem Lächeln, als wüssten sie, dass man ihnen gleich Leben einhauchen würde.
    Gorland hatte sich beim Zeichnen selbst übertroffen, obwohl er auch dieses Lob wie eine lästige Fliege zur Seite zu wischen pflegte. Das Foyer war ganz in Pastellfarben gehalten, ohne kitschig zu wirken, ein heller und freundlicher Raum, kleine Vierertische mit bequemen Sesseln in den Ecken, rechts der Anschnitt einer in die oberen Stockwerke mit den Klassenräumen führenden Treppe. An den lindgrünen Wänden hingen Poster und Infotafeln, eine Tür führte zum kleinen Shop des Hausmeisters, wo man sich mit Essen und Trinken für die große Pause eindecken konnte.
    »Ich bin so aufgeregt«, sagte Alina in Bentners
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