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Pitch (German Edition)

Pitch (German Edition)

Titel: Pitch (German Edition)
Autoren: Michael Weski
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nicht für lange, nein, nur für eine halbe
Stunde, länger kann es kaum gewesen sein, sie hat den Müll
herausgebracht, die Mappe unten vor der Tiefgarage dem wie zufällig
vorbeikommenden Herrn gegeben, und der hatte sie ihr später dort
wieder zurückgegeben, unverändert scheinbar, hier liegt sie
nun, unberührt neben der Gipsfigur, kein Schaden konnte
entstanden sein, jedenfalls kein spürbarer, denn in den
folgenden Tagen hatte sie keiner gefragt, ob sie irgendetwas
versehentlich weggeräumt habe, nein, alles war wie gewohnt
verlaufen, keinem war überhaupt etwas aufgefallen, auch nicht
ihren Kolleginnen, die noch am ehesten hätten merken können,
dass sie sich mit einem Fremden zweimal kurz unterhalten hatte, einem
dunklen Typ mit Sonnenbrille, einem Chinesen, denn ein Chinese war er
oder einer aus der Ecke, auch wenn er einwandfrei Deutsch gesprochen
hatte, und so war alles nach Plan verlaufen, auch wenn sie sehr
nervös gewesen war, und doch hatte es sich gelohnt, die Angst,
der Schweiß, denn für diese kleine Gefälligkeit hatte
sie soviel Geld erhalten, wie sie sonst in einem ganzen Jahr nicht
verdiente.

4
Ein
guter Mann, …

    … warst
du, Karl Keiser, du warst sicher sehr hart, draußen, aber hier,
daheim, für die Familie, für mich und die Kinder, warst du
immer da, nicht physisch, das nicht, dazu ließ dir die Arbeit
keine Zeit, aber mental, und du hast gut für uns gesorgt, dafür,
dass es deinen Kindern gut ging, dass es mir gut ging, du hast uns
nie im Stich gelassen, alles, was du getan hast, hast du mit Stil
getan, du warst sicher nicht perfekt, du hast deine Fehler gehabt,
deine Marotten, aber alles in allem war ich mit dir glücklich,
auch wenn unsere Ehe seit Jahren eher einer Freundschaft glich, oder
einer Bekanntschaft, distanziert waren wir, sicher, aber eben auch
höflich, freundlich, vielleicht war es genau das, was unsere Ehe
hat durchhalten lassen, während andere längst zerbrochen
sind, fremd gegangen bist du auch, einmal nur, du hast es mir nicht
gesagt, aber du hast es mir auch nicht verheimlicht, es war eher so,
als müssten wir nicht darüber reden, ich weiß nicht,
wie es dir gelungen ist, aber ich hatte dabei nie das Gefühl,
hintergangen oder gar aufs Abstellgleis geschoben worden zu sein, ich
wusste immer, was ich dir bedeute und dass du dir nur woanders geholt
hast, was du von unserer Beziehung nicht hättest erzwingen
wollen, lange her, jetzt sitzt du da und ich habe zuerst noch nicht
einmal begriffen, dass du nicht mehr lebst, du siehst so friedlich
aus, gleich muss ich Kurt anrufen, für die ganzen Formalitäten,
die Untersuchung, die Feststellung der Todesursache, den Totenschein,
ich muss auch in der Firma anrufen, und dann wird der Kampf losgehen,
um deine Nachfolge, sie werden nicht warten bis du unter der Erde
bist, sie werden wahrscheinlich nicht einmal eine kurze Pause
einlegen, freundliche Worte werden sie finden, aber nur um sich
gegenüber dem Aufsichtsrat in Position zu bringen, Michael ist
im Urlaub, ihn werde ich auch anrufen müssen, er wird gleich
zurückfliegen wollen, Mellendorf wird es von der Ruf erfahren,
und dann werde ich die Kinder verständigen, Philipp kommt sicher
gleich her, Karla wird vermutlich noch schlafen, wie spät ist es
überhaupt in New York, dann wird der ganze Trubel losgehen, die
Todesanzeige, die Einladungen für die Trauerfeier, ich mag gar
nicht dran denken, noch ein paar Minuten, Karl, nur noch eine
Viertelstunde will ich hier bei dir sitzen, noch ein letztes Mal
Kaffee mit dir trinken, dann rufe ich an.

5
Hallo
Sabine, …

    … ich
bin’s Judith, ich wollte dir nur schnell sagen, dass ... nein,
hör doch mal ... ich kann heute nicht früher ... nein, ich
kann heute gar nicht ... du, das hat mit Jörg überhaupt
nichts zu tun, obwohl der sich so ... du, das ist mir jetzt gerade
wirklich egal, das kannst du ihm auch sagen, der hat sich so daneben
benommen ... jetzt lass mich doch mal ... Moment, Sabine, ich hab da
jemand in der Leitung ... Magellan’s Ads, Reichert am Apparat,
guten Morgen ... oooh, Herr Altenberg, Sie erreichen Herrn von
Lachmann-Zeil nicht ... Augenblick, bitte, ich versuche, Sie
durchzustellen ... Sabine, Moment noch, bin gleich wieder bei dir ...
hallo Herr Altenberg, er ist gerade nicht in seinem Büro, soll
ich was ausri... er soll Sie zurückrufen, ich sag es ihm,
Wiederhören ... Sabine, da bin ich wieder ... also, wir haben
heute Abend hier eine kleine Feier ... doch, doch, da muss ich dabei
sein,
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