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PinkMuffin@BerryBlue. Betreff: LiebesWahn (German Edition)

PinkMuffin@BerryBlue. Betreff: LiebesWahn (German Edition)

Titel: PinkMuffin@BerryBlue. Betreff: LiebesWahn (German Edition)
Autoren: Hortense Ullrich , Joachim Friedrich
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ist wenigstens cool und stresst nicht.
    Berry
     
    PS: Was sollte eigentlich dieses komische Vorhangkleid? Und hat Deine Oma tatsächlich so viel Kohle für ein Bild ausgegeben?
     
     
    Von: PinkMuffin  
    An: BerryBlue  
    Betreff: Erklärung für das Rokoko-Kostüm  
     
    Armer gestresster Berry!
    Das mit dem Bild stimmt. Ist ein Hobby von meiner Großmutter: für Kunst und Literatur horrende Summen auszugeben. Ich denke, so will sie sich einen Platz in der Geschichte sichern, sie will unsterblichen Ruhm erlangen. Und das auf hohem Niveau. Museen, Stiftungen und so weiter. Na, soll mir recht sein, ich hab ja nix damit zu tun. Wir anderen (der Rest der Familie) haben nur die Aufgabe, dafür Sorge zu tragen, dass wir nicht in den »Gazetten« auftauchen, damit der Name Hardenberg nicht »besudelt« wird.
    Meine Großmutter hat schon zwei Redakteure feuern lassen, weil die zugelassen haben, dass Fotos meiner Mutter mit irgendwelchen Promis unter der Rubrik »Die Reichen und die Schönen« veröffentlicht wurden. Meine Mutter war so stolz auf ihre Fotos und zeigte sie meiner Großmutter, die daraufhin zunächst den Chefredakteur des jeweiligen Blättchens anrief und sich anschließend für zwei Tage mit Migräne ins Bett legte.
    Ich fragte sie, wo denn da der Unterschied bestünde, schließlich würde doch auch über sie alle naslang was in der Zeitung stehen.
    Das warf sie wieder aufs Krankenlager zurück, aber vorher erklärte sie mir noch den Unterschied: »Ich stehe im Feuilletonteil überregionaler Tages- und Wochenzeitungen oder in anspruchsvollen Kunst- und Literaturmagazinen – deine Mutter im Klatschteil der Regenbogenpresse!«
    »Aber du könntest doch darauf verzichten, dein Wohltätertum veröffentlichen zu lassen«, schlug ich vor, »du könntest es anonym machen!«
    Brüsk meinte sie: »Aus welchem Grunde sollte ich denn so was tun?!«
    Sie lebt eben nach dem Motto: Tue Gutes und rede darüber.
    Und so hat sie jetzt ein Gemälde ersteigert, das für viele Jahrzehnte als verschollen galt, bzw. einige glaubten gar nicht an seine Existenz, man hielt es für einen Mythos.
    Sie will es dem Museum stiften, weil diese Tat ihren Ruhm wesentlich vergrößern wird. Da findet demnächst irgendwas Großartiges statt: Empfang, Rede des Bürgermeisters, Ansprache des Museumsdirektors und so weiter.
    Das ist ganz nach dem Geschmack meiner Großmutter. Sie wird dann ganz bescheiden tun und murmeln (natürlich laut und deutlich murmeln, damit es auch jeder versteht!): »Aber ich bitte Sie, das ist doch nicht der Rede wert. Jeder leistet – seinen Möglichkeiten entsprechend – einen Beitrag zum Wohle der Allgemeinheit. Und der finanzielle Rahmen meiner Möglichkeiten ist nun zufällig etwas ... nun, wie soll ich sagen ... überdurchschnittlich.«
    Wirst sehen, mit so was in der Art wird man sie zitieren.
    Aber egal, jetzt zu meinem Rokoko-Kostüm. Mein Auftritt bei Euch war, hm, na ja ... ich hoffe, Deine Mutter ist nicht allzu sehr durch den Wind.
    Dass ich kostümiert war, hat sicher auch nicht gerade geholfen.
    Das mit dem Kostüm ist leicht erklärt – wir hatten heute den Termin für das alljährliche Hardenberg-Familienfoto. Wir haben doch diesen Romantik-Dichter im Stammbaum: Friedrich Leopold Freiherr von Hardenberg, alias Novalis. Meine Großmutter ist darauf sehr stolz und lässt einmal im Jahr alle Familienmitglieder antreten. Wir müssen dämliche Kleider aus dem 18. Jahrhundert anziehen und uns als traute Familie ablichten lassen. Das war heute und ich hatte das über der ganzen Schweine-Befreiungsaktion natürlich vergessen.
    Meine Mutter erschien in meinem Zimmer und flötete: »Xenilein, vergiss bitte nicht, heute ist der Hardenberg-Fototermin. Zieh dich um und komm runter!«
    Also hab ich mein Kostüm angezogen und bin runter. Meine Großmutter war allerdings noch nicht da, also dachte ich, ich hole vorher schnell noch die Schweine bei Dir ab, weil Du ja gejammert hast, dass sie nicht bei Euch im Café Kränzchen bleiben können.
    Unser Fahrer hielt genau vor Eurem Café, was schon irgendwie peinlich war, weil er ja eine Uniform trägt, mir jedes Mal den Schlag aufhält und dann mit Mütze in der Hand neben dem Wagen steht und wartet, bis ich wiederkomme. Außerdem ist ein Maybach nicht gerade ein unauffälliges Auto. Aber egal.
    Ich stürme also rein und sage zu der Frau hinter der Theke: »Ich wollte die Schweine abholen.«
    Die Frau (wie sich dann herausstellt, war es Deine Mutter) ist etwas
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