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PinkMuffin@BerryBlue. Betreff: IrrLäufer (German Edition)

PinkMuffin@BerryBlue. Betreff: IrrLäufer (German Edition)

Titel: PinkMuffin@BerryBlue. Betreff: IrrLäufer (German Edition)
Autoren: Hortense Ullrich , Joachim Friedrich
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abgespielt! Von den Walkürenbällchen bis zum Eierlegversuch und dem glitschigen Anwalt. Oder hast Du was mit denen zu tun?
    Schreib mir, was das soll!
     
     
    Von: PinkMuffin
    An: BerryBlue
    Betreff: Lecker!
     
    Hey, Berry,
    hab gerade von Eurem Kuchen gegessen, hmm, lecker. Die Rumkugeltorte ist ein Hit. Meine Großmutter (die Mutter meines Vaters) war nämlich da. Sie erscheint gelegentlich unangemeldet bei uns. Das sind ihre typischen „Kontrollbesuche“.
    Es war wie immer. Es klingelte, sie stand vor der Tür und verkündete: „Ich störe doch hoffentlich nicht.“ Und schon trat sie ins Haus.
    Colette, unser französisches Hausmädchen, sagte: „Isch ’ol die Gnädige.“
    Meine Großmutter murmelte: „Und wer bitte soll das sein?“ Meine Großmutter führt nämlich seit Jahren einen kalten Krieg gegen meine Mutter. ’ne ziemlich einseitige Sache, meine Großmutter kämpft, meine Mutter lächelt.
    Als meine Mutter erschien, teilte meine Großmutter ihr mit: „Ich bin zum Kaffee hier.“
    „Oh, schön“, strahlte meine Mutter. Dann fiel ihr ein: „Ich habe aber gar keinen Kuchen im Haus.“ Sie strich sich über die Hüften und erklärte: „Die Kalorien, die Figur, na, du weißt schon.“
    Meine Großmutter schaute missbilligend, ja sogar „konsterniert“ und fauchte ein „NEIN, ich weiß nicht“ zurück. Dann richtete sie sich noch ein wenig mehr auf. Nun wirkte sie noch größer und stattlicher. Und noch einschüchternder.
    Meine Mutter erklärte unnötigerweise: „Na, ich meine: Kuchen macht doch dick.“
    „Intelligente Leute werden nicht dick!“, postulierte meine Großmutter.
    „Wir brauchen gar keinen Kuchen, wir können doch auch nur so Kaffee trinken“, bot ich einen Kompromiss an.
    Meine Großmutter hatte ihren Blick immer noch auf meine Mutter gerichtet. „Der Kuchen kommt gleich, ich habe ihn bestellt und er wird hierhergeliefert“, teilte sie meiner Mutter mit, dann wandte sie sich an Colette: „Decken Sie schon einmal die Kaffeetafel, wir werden kaffeesieren.“ Sie drehte sich zu mir, ein Hauch von Lächeln überflog für eine halbe Sekunde ihr Gesicht und sie sagte: „Du bist auch herzlich eingeladen.“
    Ich grinste nur und meinte: „Okay.“
    Meine Großmutter zog die Augenbrauen in die Höhe und hielt theatralisch eine Hand hinter ihr Ohr. „Wie bitte, ich konnte deine Antwort Gott sei Dank nicht verstehen.“
    Ich wusste, was das zu bedeuten hatte, und korrigierte meine Antwort. „Vielen Dank für die Einladung, ich leiste ihr mit dem größten Vergnügen Folge.“
    Nun lächelte sie wirklich. Seufzte unmerklich und meinte: „Wie schön, dass das völlig kultur- und bildungsfreie Ambiente, in dem du aufwächst, dir nichts anhaben kann.“ Dabei schweift ihr Blick durch unser Haus und bleibt dann erneut an meiner Mutter hängen.
    Meine Mutter lächelte. „Ich seh mal nach dem Rechten“, sagte sie und verschwand.
    Meine Großmutter seufzte nun hörbar. Wieder hatte sie einen Fehde-Handschuh hingeworfen, der nicht aufgehoben worden war. Sie hat es schon schwer mit meiner Mutter.
    Dann schaute meine Großmutter mich an, ich krümmte mich innerlich etwas, versuchte aber, ihrem Blick standzuhalten.
    Ihr Gesichtsausdruck wurde mitleidig und ich wusste, was folgen würde: eine Einladung in die Oper oder ins Theater, um das Defizit auszugleichen, das meine Mutter ihrer Meinung nach zu verantworten hat.
    Aber heute nicht, heute fragte sie mich: „Liest sie etwa immer noch diese Heftchen?“
    Meine Mutter liest nämlich für ihr Leben gerne diese billigen Kitsch-Liebesschnulzen. Das ist für meine Großmutter ein Schlag ins Gesicht – schließlich sind wir die Nachfahren eines bedeutenden Dichters.
    Ich tat ganz naiv und fragte: „Wer? Welche Heftchen?“
    „Deine Mutter. Diese Lore-Romane.“ Meine Großmutter machte ein Gesicht, als hätte sie gerade in eine Zitrone gebissen.
    „Ach die!“, sagte ich. „Ja, sie meint, die wären so wie das echte Leben: Der Graf heiratet ein armes Mädchen!“
    „Hanebüchener Unsinn!“, rief meine Großmutter aus.
    Ich musste grinsen, denn, na ja, für meine Mutter stimmt das schon. Sie ist immer noch glücklich, dass mein Vater sie geheiratet hat. Und mein Vater ist glücklich, dass er meine Mutter hat, die ihn vorbehaltlos bewundert und liebt. Das kennt er nämlich nicht von zu Hause: Meine Großmutter knüpft an Zuneigung immer die Bedingung, dass man exakt das tut, was sie von einem erwartet.
    Ich bin dann an der Tür
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