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Pinguinwetter: Roman (German Edition)

Pinguinwetter: Roman (German Edition)

Titel: Pinguinwetter: Roman (German Edition)
Autoren: Britta Sabbag
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Einfach im falschen Flieger!!! Ich muss hier raus! Hektisch schnallte ich mich ab. Raus, raus, nur noch raus. Aber dann überkam mich ein weiterer Gedanke: Nein, so leicht kommst du mir nicht davon, du Vollhorst, nicht dieses Mal!
    Trotz des bösen Blickes von Dolly und der Bitte der Durchsagenstimme sitzen zu bleiben, stapfte ich zurück in die Businessclass.
    Da war er. Marc. Er wurde gerade von seiner aufgeregten Sarah-Nadine zugetextet und saß apathisch neben ihr. Es war doch kein Albtraum. Auf einmal wirkte er viel schmächtiger als sonst, seine Schultern waren schmaler, und sein Kopf war viel größer. Hatte er schon immer so einen großen Kopf gehabt? Was hatte ich an ihm bloß immer so wahnsinnig attraktiv gefunden? Er saß da wie ein zusammengestauchtes Erdmännchen, das seiner Mutter verlorengegangen war und nun von ihr ausgeschimpft wurde. Seine Augenlider zuckten in Sekundenabständen immer wieder – er erinnerte mich stark an das seltsame Eichhörnchen aus Ice Age –, und er machte den Eindruck, als würde er gleich kollabieren.
    Sarah-Nadine dagegen managte die Situation mit Bravour, denn sie erklärte, sein Stimmrecht in jeder Angelegenheit ihrer beider Leben betreffend sei endgültig und lebenslang erloschen, und malte ihm seine bevorstehende Ehehölle aus, in der sie ihn zu empfangen bereit war, allerdings ohne den von ihm gut durchgeplanten Ehevertrag.
    Marc nickte nur noch stumm und zuckte weiter mit den Augenlidern. Er hatte eine Strafe verdient, und ich würde ihn nicht ohne Konsequenzen aus dieser Nummer hier entlassen. Nur: Es musste schnell gehen, denn sonst würde ich zu spät sein.
    Ich baute mich vor dem zusammengestauchten Etwas auf. »Marc«, sagte ich in dem neutralsten Ton, den ich je angeschlagen hatte, »du tust mir mehr als nur leid. Deshalb verschone ich dich mit weiteren Beschimpfungen aller Art wie zum Beispiel du mieses Schwein, du Vollhonk, du feiger Versager, du Luftpumpe, du torfnasiger, trethupenartiger Rohrkrepierer. Ich konzentriere mich demnach hier und jetzt auf das Wesentliche.« Ich zog einen Zettel aus der Hosentasche meiner Jeans und reichte ihn der blassen Sarah-Nadine. »Auf diesem Zettel steht die Adresse, zu der ihr nachher fahren werdet – ich meine, falls dieses Flugzeug nicht mitten über dem Ozean abstürzt und an einem dieser beeindruckenden Eisberge zerschellt –, um meine Mutter samt ihrem Eisbrecherfreund mit dreitausend Euro aus dem Knast auszulösen. Das ist genau die Summe, die ihr beiden zahlen werdet, um eure bescheuerte Hundeschlittenfahrt zu machen. Danach bekommt sie zusätzlich ein saftiges Trinkgeld für ihre Bemühungen. Außerdem will ich, dass sie von euch kein Wort über das hier Geschehene hören wird. Sie soll denken, dass ihr die Schlittenfahrt auf meine Empfehlung hin macht, und ich werde ihr sagen, dass mir etwas dazwischengekommen ist.«
    Marc atmete so flach, dass ich nicht mit absoluter Gewissheit sagen konnte, ob er noch zuhörte oder bereits in Ohnmacht gefallen war.
    Ich setzte zum Ende meines Vortrages an: »Ich nenne das eine WIN - WIN - WIN -Situation für uns drei. Marc bekommt seine dämliche Schlittenfahrt, und du«, mit einem Blick Richtung Sarah-Nadine fuhr ich seelenruhig fort, »du bekommst deinen bekloppten Verlobungsschnickschnackurlaub zu zweit, und ich«, jetzt sah ich abwechselnd zu der immer noch mit offenem Mund dasitzenden Sarah-Nadine und dem apathischen Marc, »und ich weiß, dass meine Mutter gut versorgt ist, während ich mich hier vor Ort endlich mal darum kümmern kann, mein Leben wieder in Ordnung zu bringen !«
    Marc bewegte sich immer noch nicht und erinnerte mich schwer an eine dieser Echsen, die stundenlang völlig starr in eine Richtung gucken konnten. Lediglich sein rechtes Augenlid zuckte von Zeit zu Zeit.
    »Ich werte das als Zustimmung«, resümierte ich das traurige Schauspiel und konnte kaum glauben, wie ruhig und gefasst ich geblieben war.
    Ich musste unbedingt daran denken, Renate Bescheid zu geben, dass anstatt ihrer Tochter nun ein fremder Mann mit einem Doppelnamen-Sauberfrau-Verschnitt zur Auslöse kam, das dufte ich nicht vergessen.
    »Aber ich …«, unternahm Marc nun einen erbärmlichen Versuch, sich zu wehren.
    »Es spielt keine Rolle, was du denkst«, meldete sich Sarah-Nadine nun zu Wort. »Du hast zu hoch gepokert, mein Lieber. Jetzt kassierst du die Strafe dafür. Und wenn ich dich höchstpersönlich zu der Huskymutter zerren muss, du erledigst das für …« Fragend blickte
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