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Pinguinwetter: Roman (German Edition)

Pinguinwetter: Roman (German Edition)

Titel: Pinguinwetter: Roman (German Edition)
Autoren: Britta Sabbag
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sie mich an. »Wie war noch mal Ihr …?«
    »Charlotte Sander«, antwortete ich und war erstaunt über so viel Courage.
    »Genau. Du erledigst das für Charlotte.«
    »Aber wieso …?« Ich konnte es kaum fassen – wie war es möglich, dass Sarah-Nadine auf meiner Seite stand?
    »Auch wenn es mir nicht leichtfällt – das können Sie mir glauben, Charlotte!«, beantwortete sie meinen fragenden Blick, bevor sie leise hinzufügte: »Ich weiß, wie das ist.«
    »Was?«, fragte ich ungläubig.
    »Ich war selbst einmal in einer ähnlichen Situation. Na ja, nicht richtig ähnlich, aber zumindest war ich die Angeschmierte. Wir Frauen müssen in solchen Fällen zusammenhalten, verstehen Sie?«
    Ich starrte sie mit offenem Mund an.
    Sie war die Angeschmierte? Sie, die perfekte Sauberfrau? Antiseptisch, steril, Meister Propers Schwester, Size Zero, die Weiß-ohne-Flecken-Frau?
    »Sie werden genug Zeit dafür brauchen, um dieses Erlebnis zu verkraften. Ich hätte da eine wirklich gute Adresse in Köln …«
    »Nein danke«, lehnte ich höflich ab.
    Es stimmt also tatsächlich – Sauberfrauen sind ausnahmslos und grundsätzlich immer nett!
    Eine weitere Durchsage unterbrach unser harmonisches Geplänkel: »Sehr geehrte Fluggäste, wir bitten Sie, das Flugzeug umgehend zu verlassen. Eine geeignete Ersatzmaschine wird innerhalb der nächsten Stunde bereitgestellt. Ihr Gepäck wird selbstverständlich umgeladen. Bitte verzeihen Sie die daraus entstehenden Verzögerungen.«
    Das ist ein verdammtes Zeichen! Ich habe schon genug Zeit verloren, ich muss hier raus, und zwar schnell!
    Ich atmete tief ein und sehr langsam pustend wieder aus.
    Dolly stand immer noch neben mir. Sie wirkte allerdings etwas derangiert. Ich wusste nicht so genau, ob es an dem gerade erlebten Szenario zwischen Marc, Sarah-Nadine und mir lag. Es war mir aber auch egal.
    »Ich muss hier als Erste raus, und das sofort!«, sagte ich zu ihr. »Es geht quasi um Leben und Tod!«
    »Eine Sekunde noch«, antwortete Dolly. »Wir öffnen die Türen jeden Moment.«
    »Ich muss hier jetzt sofort raus, sonst passiert etwas ganz, ganz Schreckliches!«
    »Aber …«, setzte sie an.
    »Ich kollabiere sonst, und zwar jetzt !«, brüllte ich sie an.
    »Gut«, antwortete sie eingeschüchtert, »ich werde sehen, was ich tun kann.«
    »Gut so!«
    Die Stewardess verschwand für wenige Sekunden im Cockpit. Als sie wieder herauskam, kam die Durchsage, dass die Türen nun geöffnet würden.
    Dolly nickte mir zu und deutete auf die Tür. »Sie können nun gehen. Aber bitte zeigen Sie mir noch Ihr Ticket, damit wir Ihr Gepäck beim Umladen aussortieren können.«
    »Danke«, sagte ich und drückte ihr mein Ticket in die Hand.
    »Los«, sagte sie leise, »vielleicht erwischen Sie ihn noch.«
    Woher weiß sie …? Ach, egal! Das Einzige, das zählt, ist, so schnell wie möglich aus dem Flugzeug zu kommen und Eric zu erwischen, bevor es zu spät ist.
    Dolly nickte mir noch einmal aufmunternd zu und betätigte den Hebel der Ausgangstür, um diese zu öffnen.
    Jeremy aaa s Mutter tauchte irgendwo hinter mir auf: »Ihre Tasche! Und Ihre Jacke! Vergessen Sie Ihre schöne Jacke nicht!«
    »Danke!« Ich nahm die Tasche entgegen, die von den Passagieren zwischen uns zu mir durchgereicht worden war. »Die Jacke können Sie behalten!«, rief ich ihr zu und streckte meinen Kopf aus der Tür.
    »Vielen Dank!«, hörte ich Jeremy aaa s Mutter erstaunt hinter mir herrufen. »Sie sind ein guter Mensch!«
    Das will ich wohl meinen, dachte ich und sprintete in vollendeter Gutmensch-Manier durch den Schlauch zurück in den Flughafen.
    Ich hatte Marc keines Blickes mehr gewürdigt. Sarah-Nadine und er hatten jetzt sicherlich genug zu klären. Außerdem war Marc nicht nur durch meine Ansage, sondern auch durch die nächsten Wochen und Monate, ja, vielleicht sogar Jahre zwischen winzigen weißen Möbeln, Rohkost und Müsli für Sportliche und Sarah-Nadines Vorwürfen, die sich wahrscheinlich nur durch Aushändigung der goldenen Kreditkarte eindämmen ließen, doppelt und dreifach gestraft.
    Er war mir auch ziemlich egal. Es existierte nur noch ein einziger Gedanke in meinem Kopf: Erreiche ich Eric noch, bevor er ins Flugzeug nach Los Angeles steigt?

22. Kapitel
    Ich hetzte durch die Flughafenhalle. Irgendwo musste die große Anzeigetafel sein, die alle Abflüge auflistete und auf der auch Erics Flug stand.
    Als ich endlich vor ihr stand, fiel mir ein, dass es keinen Direktflug nach Los Angeles gab. Es
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