Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pinguine lieben nur einmal

Pinguine lieben nur einmal

Titel: Pinguine lieben nur einmal
Autoren: Kyra Groh
Vom Netzwerk:
Bücher, CD s und DVD s in meine neuen Möbel.
    Es ist halb sechs Uhr abends, als ich mein Zimmer vom Bett aus mit fast mütterlichem Stolz und Zufriedenheit begutachte und plötzlich, fast unvorbereitet, einschlafe. War schon sehr anstrengend.
    Am nächsten Tag dasselbe Spiel. Ich verbringe eine halbe Ewigkeit damit, mit Wasserwaage und Bleistift Pünktchen an die Wand zu malen, wo ich die Bohrmaschine ansetzen will. Allerdings habe ich noch nie im Leben eine Bohrmaschine bedient. Also rufe ich meinen Vater an, stelle das Telefon auf laut und lasse mich fernunterrichten.
    »Soll ich wirklich nicht vorbeikommen?«, fragt er zum gefühlt tausendsten Mal.
    »Nein! Ich will das alleine schaffen. Das ist eine Bohrmaschine und kein Kernreaktor, das bekomme ich schon irgendwie hin.«
    »Du musst vorher gucken, ob da eine Steckdose oder eine Leitung ist. Nicht, dass bei dir gleich das Licht ausfällt.«
    »Keine Steckdose«, versichere ich ihm, »hier ist nur Wand. Ich bohre jetzt. Achtung.«
    Dann bohre ich ohne weitere Probleme vier Löcher für die an der Wand zu befestigenden Schuhschränke. Der IKEA -Katalog hat zumindest versprochen, dass das sehr platzsparend und praktisch sein soll, weil dann nichts mehr auf dem Boden herumfliegt. Bisher sieht es so aus, als würde er halten, was er verspricht. Alles kein Ding. Bohren. Dübel einsetzen. Aufhängevorrichtung anschrauben. Schrank einhängen. Fertig. Kinderspiel.
    Nach getaner Arbeit gehe ich los und kaufe mir ein neues Paar Chucks. Schließlich muss man sich wenigstens ein bisschen selbst treu bleiben.
    ÄHM??? CEMOBULUS?
    Am Abend des 30.Dezembers bin ich schrecklich stolz auf mich. Noch nienienie in der Geschichte dieser Wohnung sah es hier so schön aus. Die Ordnung in Küche, Flur und Bad ist der Wahnsinn, aber nichts im Vergleich zu meinem Zimmer, in dem man doch tatsächlich den (frisch geputzten) Fußboden sehen kann. Ich werde ganz bekloppt vor Freude, wenn ich die Bücher und CD s so fein übersichtlich und zu jeder Zeit greifbar in den neuen Regalen stehen sehe. Das Regalbrett, das ich über meinem Bett aufgehängt habe und auf dem jetzt alle Bilderrahmen stehen, ist das i-Tüpfelchen.
    Ich liege auf dem Rücken auf dem Bett, es läuft Over the rainbow in der wunderbaren Version von Israel Kami…Kamowomo… olé, olé… wie auch immer. Da knackt es laut im Türschloss.
    Zu Tode erschrocken springe ich auf, überlege schnell, ob ich den Polizeinotruf zusammenbekomme, und spähe dann wagemutig aus der Zimmertür.
    Im Flur steht, beladen mit zwei fetten Reisetaschen: Cem.
    Er guckt mich an, als stünde ich nackt vor ihm, und ich beglotze ihn recht ähnlich. Dann quietschen wir uns vergnügt zu und drücken uns fest. Cem schreit: »Scheiße, wie siehst du denn aus?«, und »Scheiße, wie sieht’s denn hier aus?«, und ich schreie: »Was machst du hier? Warum bist du nicht in der Türkei?«
    Cem will mir nicht auf Anhieb verraten, warum er viel zu früh aus der Türkei zurückgekommen ist. Stattdessen überreicht er mir mein Weihnachtsgeschenk. Es ist die Donutmaschine, die es vor einer gefühlten Ewigkeit malim Supermarkt im Sonderangebot gab. Ich werde schier wahnsinnig vor Freude. DIE DONUTMASCHINE ! Ich schenke ihm ein Poster von Matthew McConaughey und die Erlaubnis, es an die Badezimmertür zu hängen.
    Um ihm die Geschichte über seine vorzeitige Rückkehr leichter zu machen, lege ich vor und berichte von meinen vergangenen paar Tagen. Ich versuche alles nachzuerzählen, was Janosch bei unserem Telefonat an Heiligabend gesagt hat, aber es fällt mir schwer. Ich bin bereit zu akzeptieren, dass er Karo geküsst hat, weil ich möchte, dass es zwischen uns wieder gut wird. Ich kann es sogar fast verstehen. Es stimmt, mit ihr muss ihm alles viel einfacher vorkommen. Die beiden kennen sich länger, sie haben eine gemeinsame Vergangenheit, sie verstehen sich auf einer Ebene, die Janosch und ich nie erreichen können. Das ist mir jetzt klargeworden.
    Ermutigt durch meine eigene Emotionalität, räuspert sich Cem und sagt nur einen einzigen Satz: »Ich habe es meinen Eltern gesagt.«
    Ich weiß sofort, was er meint. Mit großen Augen sehe ich ihn an, dann lässt er das Gesicht in die Handflächen sinken und fängt an zu weinen. Ich rücke ein Stück näher an ihn heran, lege den Kopf auf seine Schulter und streichele seinen Oberschenkel.
    »Was haben sie gesagt?«
    »Meine Mutter hat so getan, als hätte sie nichts gehört, ist aufgestanden und hat Abendessen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher