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Pimp my brain - Besserwissen leicht gemacht

Pimp my brain - Besserwissen leicht gemacht

Titel: Pimp my brain - Besserwissen leicht gemacht
Autoren: Walter Schlegel
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einzugehen. Dies kann der Fall sein, wenn der Staat zum Beispiel über große Bauprojekte oder ähnliches nachdenkt. Ein Verzicht auf diese neuen Schulden könnte dann nämlich eine Abschwächung der Wirtschaftsleistung bedeuten und damit die Volkswirtschaft in eine Rezession stürzen.
     
    Das mag zugegeben sehr trocken oder wissenschaftlich klingen, aber verdeutlichen Sie sich diesen Zustand der Verschuldungsquote mit einem kleinen, (leicht-) extremen Beispiel: Angenommen Sie haben ein monatliches Budget in Höhe von 500 Euro und 50 Euro Schulden. Dann beträgt Ihre Schuldenquote 10% des Gesamtbudgets. Wenn Sie im kommenden Monat für einen Einsatz in zum Beispiel bessere Arbeitssachen 1000 Euro verdienen könnten, dafür aber heute 50 Euro ausgeben müssten, dann würden sich diese 50 Euro im kommenden Monat doch auszahlen, oder? Sie müssten sich also diesen Monat neu verschulden, hätten dann im kommenden Monat 100 Euro Schulden, aber diese höheren Schulden wären immer noch nur 10% des Gesamtbudgets, über welches Sie im kommenden Monat verfügen würden, denn dank dieser Neuverschuldung haben Sie ein Wachstum erzielt.
     
    Ebenso weit verbreitet und nie aufhörend ist der Mythos, dass die Schulden von heute unsere künftigen Generationen „erben“ werden. Damit wird zum Ausdruck gebracht, dass wir heute auf pump leben, den die kommenden Generationen bezahlen müssen. Auch dieser Satz und dieses Vorurteil ist ein Mythos, der unreflektiert selbst von Politikern jedweder Couleur und Richtung übernommen wird und nicht nur im Wahlkampf herausposaunt, sondern sogar in politischen Gesprächsrunden vertreten wird. Aber es ist schlichtweg falsch (und daran sieht man auch, dass die Wahrheit nicht einmal die jeweiligen politischen Gegner kennen, denn sonst würden diese Mythen immer wieder entlarvt werden). Eine höhere Schuldenlast des Staates und die Staatsschulden von heute im Allgemeinen gehen nicht automatisch auf Kosten kommender Generationen.
     
    Es mag auf dem ersten Blick logisch klingen und auch vergleichbar mit einem privaten Haushalt, dass die Schulden aus diesem Jahr in den kommenden Jahren wieder zurück gezahlt werden müssen, inklusive Zinsen und Nebenleistungen. Dieser Logik verdankt der markige Satz „Schulden von heute gehen zu Lasten kommender Generationen“ vermutlich auch seine Popularität und seine Verbreitung. Denn er ist logisch, nachvollziehbar und damit bietet er keinen Anlass, genauer hinzusehen. Aber lassen Sie uns dennoch genauer hinsehen und mit diesem Mythos aufräumen:
     
    Die künftigen Generationen „erben“ nicht nur den Staatshaushalt und seine Schulden, sondern auch das, was mit diesen Geldern errichtet wurde. Schulen, Universitäten, Straßen oder Zuschüsse in die Infrastruktur und Wirtschaftsförderung, inklusive der damit geschaffenen Arbeitsplätze: Alles geht ebenso über in die kommenden Generationen und es wäre fatal, hier auf Schulden zu verzichten und diese Ausgaben nicht zu tätigen. Vernachlässigte Straßen führen langfristig zu Schäden an den Fahrzeugen, die darüber hinweg rollen. Fehlende Bildungseinrichtungen oder aus Kostengründen gesenkte Standards führen zu einem niedrigeren Bildungsniveau und gehen damit auf Kosten der Wettbewerbsfähigkeit und nicht zuletzt, um noch ein Beispiel zu nennen, ausbleibende Maßnahmen in die Förderung von Infrastruktur und Wirtschaftswachstum führen zu einer höheren Arbeitslosigkeit, die nicht nur weitere Nebenkosten im Sinne von Sozialtransfers bedeuten, sondern auch in diesen betroffenen Familien der kommenden Generation schlechtere Chancen gewähren. Eine profitable Investition in die Zukunft nicht zu tätigen, nur weil man dafür heute einen Kredit aufnehmen müsste, ist volkswirtschaftlich und effektiv also tatsächlich eher ein Unfug, zumal die Zinsen, die der Staat auf seine Schulden zahlen muss, durch seine ohnehin gute Bonität günstig sind und es damit zu einem „billigen“ Kredit machen.
     
    Aber es sind nicht nur diese abstrakten Dinge, sondern auch ganz gewöhnliche Dinge, die diesen Satz als Mythos entlarven. Denn werfen wir einen Blick darauf, bei wem der Staat eigentlich die Schulden hat, dann sehen wir auch, dass die kommenden Generationen nicht nur die Schulden erben, sondern auch das Vermögen selbst. Denn mehr als die Hälfte der deutschen Staatsschulden fließen entweder direkt oder indirekt wieder an die Bevölkerung in Form von Zinsen und Tilgung zurück. So sind nahezu 25% der deutschen
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