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Pilze für Madeleine

Pilze für Madeleine

Titel: Pilze für Madeleine
Autoren: Marie Hermanson
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den Fang, die kleinen Fische bekam Mutters Katze.
    Am Nachmittag ruderten wir wieder hinaus. Agneta wollte zu einer Stelle, wo man baden konnte. Wir steuerten ein Inselchen an, liefen aber auf Grund, bevor wir dort waren.
    »Müssen wir denn ein Ziel haben?« fragte ich, als ich ein Stück gerudert hatte. »Können wir nicht einfach hier bleiben?«
    »Wo denn?«
    Sie schaute sich um. Wir waren mitten in der Bucht.
    »Hier.«
    Sie nickte, und ich holte die Ruder ein. Ich zog meine Jeans und meinen Pulli aus und legte mich in Unterhosen auf den Boden des Boots und blinzelte in die Sonne. Ich mußte die Beine auf die Sitzbank legen, damit ich Platz hatte.
    Agneta legte sich neben mich. Wir lagen da und ließen uns von der Strömung treiben. Der Himmel wölbte sich über uns, blau mit rundlichen Kumuluswolken, die Möwen kreisten und schrien in der Luft. Der Boden des Boots roch nach Fisch, Wasser lief mir den Rücken hinunter, aber es war warm und angenehm. Ich spürte Agnetas Arm und ihre Hüfte an meinem Körper.
    Ich dachte an Vaters schreckliche Geschichte mit der Segeljolle. »Auf dem Meer, weißt du«, hatte er gesagt, »auf dem Meer ist man ganz ungeschützt. Da kannst du dich nicht verstecken.«
    Das war wahr. Aber ich wollte mich gar nicht verstecken. Im Gegenteil. Die ganze Welt sollte mich jetzt sehen. Meinen breiten Brustkorb, meine muskulösen braungebrannten Beine, die schönen Beine einer jungen Frau, die neben mir lag. Ich wünschte, dieser Augenblick würde ewig dauern: Agneta und ich, dicht beieinander liegend, unterm blauen Himmel im Meer treibend.
    Aber so geht das im Leben nicht. Bald fühlte sich der Boden des Boots sehr hart an, die Stellung war unbequem, und der Fischgeruch im Boot wurde unerträglich. Agneta bekam einen Krampf im Bein, und als ich hochschaute, sah ich, daß ein Motorboot auf uns zufuhr. Der Mann am Steuer begann ein großes Geschrei. Er hatte ein leeres Boot gesehen und war davon ausgegangen, daß wir über Bord gegangen und ertrunken waren.
    Beschämt ruderten wir zurück.
    »Bist du mit jemandem zusammen?« fragte ich Agneta, der ich den Rücken zugedreht hatte.
    »Na ja«, antwortete sie ausweichend.
    Ich ruderte gleichmäßig weiter und wartete darauf, daß sie weiterreden würde.
    »Ich war eine Zeitlang mit Christer Svedje zusammen. Du kennst ihn doch, nicht wahr?«
    Ja, weiß Gott, ich kannte ihn. Ein blöder Kerl, der immer betrunken war, wenn wir auf dem Riesenstein saßen. Er hat mal den Volvo Amazon von seinem Vater geklaut und gegen einen Baum gefahren. Ich war seit jener Zeit nicht mehr mit ihm zusammengekommen, aber ich habe ihn immer mal wieder im Dorf gesehen, und er schien sich nicht sehr verändert zu haben. Außerdem war er ziemlich dick geworden. Ich war etwas schockiert, daß sie so einen schlechten Geschmack hatte.
    »Es ist nicht Ernstes. Es ist nur … irgendwen muß man schließlich haben. Aber eigentlich weiß ich nicht, warum ich so lange mit ihm zusammen war. Es ist eigentlich total sinnlos.«
    »Du bist also nicht in ihn verliebt?«
    »In Christer Svedje?«
    Sie lachte laut, ich drehte mich zu ihr um und sah, daß sie einen schiefen Eckzahn hatte, das war mit bisher nie aufgefallen. Es sah charmant und ein wenig kokett aus, in meinen Augen wurde sie immer attraktiver.
    »Du spinnst!« rief sie. »In Christer Svedje kann man sich doch nicht verlieben.«
    »Tja, was weiß ich.«
    Bevor wir uns trennten, zeigte Agneta mir, wo sie wohnte. Ihre Vermieter waren Hjalmar und Ruth in Ängvik.
    Ruth, die Frau, die das Wetter träumen konnte! Das waren meine Verwandten.
    »Komm mich besuchen«, sagte Agneta. »Am Samstag fahren meine Eltern zu einer Geburtstagsfeier und bleiben deshalb über Nacht in der Stadt. Willst du mir nicht Gesellschaft leisten?«
    Ich erinnerte mich an Madeleines schelmischen Blick, als wir uns am Küchentisch in der Kate gegenübersaßen, zwischen uns der Topf mit Coq au vin: Wir haben sturmfreie Bude, Gunnar!
    Die Muskeln im Zwerchfell zogen sich zu einer harten Faust zusammen, und ich bekam einen trockenen Mund. Was erwartete Agneta von mir? Oh, warum nur konnte man nicht ein Leben lang nebeneinander in einem Boot liegen und auf den Wellen schaukeln?

26
    Ruth und Hjalmar wohnten direkt unter dem Felsen. Es gab zwei Häuser dort, ein modernes Haus, in dem Hjalmar und Ruth wohnten, und eine alte, weiß gestrichene Fischerhütte mit schiefen Wänden. Dort verbrachten Agneta und ihre Eltern ihre Ferien.
    Ich hatte eine bestimmte
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