Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition)

Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition)

Titel: Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition)
Autoren: Gudrun Mebs , Harald Lesch
Vom Netzwerk:
nicht zugehört oder was?«
    Doch, hab ich, die Frage war blöd, stimmt leider, Lisa. Ziemlich verlegen stopfe ich mir ein Spinatküchlein in den Mund. Zum Prof schauen, das trau ich mich nicht. Mit dieser doofen Frage habe ich mich ganz furchtbar blamiert … er lacht mich sicher aus. Nee, tut er nicht.
    »Nein, Ida, hast du nicht!«, sagt er ganz ernsthaft und wischt mir Spinat-Käse-Krümel von der Backe. Da bin ich beruhigt.
    »Lisa, und das geht jetzt an dich. In der Philosophie gibt es keine blöden Wissensfragen, da gibt es nur Fragen. Natürlich hast du recht, die Flora ist ganz aus sich selber entstanden nach ihren eigenen Gesetzen. Das gilt auch für die Fauna, ein Regenwurm wird niemals ein Miezekätzchen in die Welt setzen können. Das gilt auch für uns Menschen, auch da gelten die Naturgesetze, oder habt ihr schon mal in der Zeitung gelesen, dass eine Frau Mutter von einem Löwenbaby geworden ist? Ihr dürft ruhig kichern, ich tu ’ s auch.«
    Er will nach dem letzten Stück Wurst greifen, aber das ist schon weg. Tim zuckt die Schultern und reicht ihm einen Apfel. Der Prof kaut. »Zurück zu den Fragen. Wir Menschen sind nun mal Wesen, die unheimlich neugierig sind, begabt mit einer Vernunft, wie wir wissen. Ja, und die fragen eben nach und spielen mit den Fragen auch herum. Ständig muss was Neues ausprobiert werden. Das machen doch schon die kleinen Kinder, schaut doch bloß mal Celia an. Wenn sie jetzt ihr Limoglas fallen lassen würde und es ginge in Scherben, na, dann würde sie sich doch wundern, oder? Was denn, erst war ’ s heil, jetzt ist es kaputt, bloß, weil ’ s runtergefallen ist, wie kommt denn das?
    Vermutlich würde sie gleich zum nächsten Glas greifen und zack, zu Boden damit …«
    »Nein!«, kreischt Lisa, und »Doch!«, kreischt Celia vergnügt und pfeffert ihr Limoglas ins Gras. »Hat der da gesagt, hab ’ s gehört!«
    Na, das war ja zu erwarten, Celia hört gut zu, wenn sie will, bloß kapieren tut sie noch nicht so viel. Lisa, reg dich nicht auf, ist ja nix passiert, das Glas ist heil, ist doch bloß auf den weichen Grasboden gefallen. Ist doch bloß Limo rausgelaufen und die schleckt Baby sofort begeistert auf.
    Der Prof hebt das Glas wieder auf und füllt es für Celia wieder mit Limo.
    »Freunde, und schon wieder haben wir ein Naturgesetz. Wenn was runterfällt und es ist zerbrechlich, geht es kaputt. Ja, aber warum ist es denn nicht nach oben gefallen? Da muss sich Celia doch wundern! Na ja, wenn es nach oben gefallen wäre, dann wäre es ja weg! Und schon hat Celia wieder ein Naturgesetz gesehen. Nach oben fallen kann nix, immer nur runter. Ja, und warum setzen sich denn jetzt eigentlich die Scherben von ihrem Glas nicht von selber zusammen und sind ein Limoglas wie vorher? Da kann man sich doch wundern, da kann man doch fragen, jahrelang, es passiert einfach nicht.«
    »Weil ’ s auch wieder ein Naturgesetz ist«, unterbricht ihn Lucas, und Puddingreste hängen an seiner Zahnspange. »Was runterfällt und kaputtgehen kann, bleibt kaputt. Am Runterfallen ist die Schwerkraft schuld, hast du uns mal erzählt.«
    »Die Gravitation, Lucas, die Gravitation, so heißt das!«, ruft Lisa. Sie kann ’ s halt nicht lassen, die Besserwisserin, noch nicht mal in unseren Camping-Ferien.
    »Meinetwegen, Gravitation, ist doch wurscht«, sagt Lucas. »Kann ich bitte noch Pudding haben?«
    »Zu spät!«, seufzt Tim und zeigt auf die sauber leer geschleckte Puddingschüssel. Nee, diesmal war er ’ s nicht. Baby schleckt sich das Schnäuzchen, das ist vanillegelb.
    Lucas seufzt auch und der Prof zaubert aus seinem Rucksack einen Schokoriegel und reicht ihn Lucas. Jetzt wird seine Zahnspange gleich braun. Aber das mit der Gravitation, haben das denn auch schon die alten Griechen, die Philosophen, gewusst? Die haben sich doch immerzu gewundert.
    »Nein, Ida, sie wussten es noch nicht«, sagt der Prof und krault Celias Löckchen, die ist auf seinen Schoß gekrochen, Baby gleich hinterher, jetzt ist er voll besetzt.
    »Denn sie konnten noch keine so speziellen Experimente machen, hatten dazu nicht die nötigen Werkzeuge, wie wir sie heute beispielsweise haben. Sie hatten aber auch gar kein Interesse an diesen Experimenten, weißt du. Das Denken war ihnen viel wichtiger. Sie haben, wie du gesagt hast, sich nur gewundert und dann nachgedacht. Damals war das nämlich so, dass man geglaubt hat, für alles, was in der Natur passiert, seien die Götter verantwortlich. Heute denken wir schon
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher