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Phillips Bilder (German Edition)

Phillips Bilder (German Edition)

Titel: Phillips Bilder (German Edition)
Autoren: J. Walther
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höre ich David.
    „Warum hast du mir das nicht erzählt?“, fragt Benjamin.
    Ich umklammere das Fensterbrett und bleibe ganz still stehen.
    „Weiß nicht. Ihr kennt euch ja kaum. Und ich kenne Phillip eigentlich auch nur durch Moritz.“
    „Er wusste wohl schon, dass wir zusammen sind“, sagt Benjamin.
    „Scheint aber kein Problem damit zu haben.“
    „Was war mit seiner Mutter?“, fragt Benjamin.
    David zögert, bevor er ‚Krebs‘ sagt. Ich verstehe das Wort nur, weil ich es weiß. Ich löse mich vom Fenster und gehe leise wieder nach unten. Im dunklen Flur kommt mir Benjamin entgegen. „Suchst du was?“
    „Nein.“ Ich gehe zu meinem Rucksack, hole einen Pullover raus.
    „Komm, ich zeige dir mal das Zimmer, wo du schlafen kannst.“ Er führt mich die Treppe hinauf.
    „Hier.“ Er zeigt mir ein kleines Zimmer. Die Decken hier oben sind so niedrig, dass ich nicht einmal den Arm nach oben ausstrecken könnte.
    „Ist das heiß hier.“ Ich habe das Gefühl, die Hitze des Tages hat sich im Obergeschoss gestaut. Obwohl das kleine Fenster und die Tür offen stehen, verirrt sich kein Lüftchen rein. Ich trete ans Fenster. Die Dämmerung hat sich über den Garten gesenkt.
    „Kann ich nicht draußen schlafen? In der Hängematte?“
    „Hm, wenn du willst. Schlafsäcke haben wir.“
    „Cool.“
    Wir gehen wieder in den Garten, David hat den Tisch inzwischen abgeräumt.
    „Auch ein Bier?“
    Ich nicke und David öffnet noch zwei Flaschen.
    „Phillip will im Garten schlafen.“
    „Gute Idee.“
    Ich trinke von meinem kühlen Bier.
    „Also, warum willst du nicht nach Hause?“, fragt mich David unvermittelt.
    Ich verschlucke mich an meinem Bier und huste. Angesichts ihrer Gastfreundschaft haben sie wohl ein Recht auf diese Frage.
    „Mein Vater will, dass ich bei ihm eine Ausbildung mache und dann den Laden übernehme.“
    „Und du willst das nicht?“
    „Na ja.“ Das weiß ich noch gar nicht so genau. Das Angebot meines Vaters ist nicht schlecht. Ein gutgehender Laden. Fotografieren können. Und ich müsste nicht stets und ständig kreativ sein. Und ich weiß nicht, ob ich überhaupt einen Studienplatz bekomme. Ob mein Vater mich dann noch unterstützt.
    „Weiß nicht“, sage ich.
    „Hast ja noch Zeit“, beruhigt mich Benjamin.
    Ja, eigentlich habe ich das. Aber mein Vater drängt mich. Und er hat nächstes Wochenende Geburtstag, seinen fünfzigsten. Er plant eine große Feier, deswegen sollte ich kommen. Ich nippe an meinem Bier. Es wird jetzt schnell dunkel und David macht ein Windlicht an.
    Ich drehe meine Bierflasche in der Hand, lese das Etikett. „Das Bier ist aber nicht Bio.“
    „Nein, das Biobier schmeckt nicht“, sagt David.
    Wir lachen und ich bin froh, dass die beiden es nicht so verbissen sehen. Als das Bier alle ist, holt David einen Schlafsack.
    „Brauchst du noch was?“, fragt mich Benjamin.
    „Fällt mir nichts ein.“
    „Ich lass die Hintertür offen.“
    „Ist das nicht leichtsinnig?“
    Benjamin grinst. „Da machen wir uns nichts draus. Schlaf gut, ja?“
    „Ihr auch. Und danke.“ Als die beiden gegangen sind, rolle ich den Schlafsack in der Hängematte aus. Sie ist breit und aus dichtgewebtem Stoff. Es ist kühl geworden und das Gras ist feucht, ich weiß nicht, woher das kommt. Ich lege mich in die Hängematte und schließe den Schlafsack. Es ist unglaublich still hier draußen. Am Schuppen steht ein großer Holunder. Seine weißen Blüten leuchten im letzten Licht. Ein süß-herber, unverwechselbarer Duft weht herüber.
    Es raschelt im Gras. Dann lugen Jureks Pfoten und Kopf über den Rand der Hängematte. Er holt Schwung und springt auf mich, die Hängematte beginnt wieder zu schwingen. Jurek bleibt auf meinem Bauch sitzen, bis es nicht mehr schaukelt, dann legt er sich hin. Wir schlafen ein.

- 2 -
    Morgenlicht

    Sonnenlicht blitzt durch die Blätter des Birnbaumes. Ich blinzle und wühle mich aus dem Schlafsack, seine Außenseite fühlt sich feucht an. Die Luft ist ganz frisch, die Sonne wärmt schon. Irgendwo klopft ein Specht in schnellem Takt, ein Vogel zankt, dann ist es wieder still.
    Im Baum hängt ein Windlicht aus Glas, in dem sich die Sonne verfangen hat und blinkt wie ein gefangener Kobold. Ich schiebe mich höher, schaue über den Rand der Hängematte. Das Gras leuchtet im Morgenlicht, schimmert feucht. Ich hatte vergessen, wie schön es ist. Wenn ich eine Kamera hätte, könnte ich das Licht auf dem Moos am Baumstamm festhalten, dieses grüngoldene
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