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Philadelphia Blues

Philadelphia Blues

Titel: Philadelphia Blues
Autoren: Mathilda Grace
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Irgendwie hatte er mit Kilian gleich eine ganze Familie geerbt. Er sah Adrian und Devin an, die ihn unverwandt anschauten. Sie würden ihm die Hölle heißmachen, wenn er jetzt nicht in die Pötte kam. Zu Recht. Und obwohl sie stinksauer auf ihn waren, hatten sie ihm mit Kilian die Augen geöffnet, um ihm zu helfen. Seine Freunde waren hier und boten ihm die Chance, Mikael zurückzugewinnen. Er musste nur zusagen. Colin wusste, was er jetzt zu tun hatte.
    „Ich brauche ein Flugticket“, meinte er, worauf Devin und Adrian hörbar erleichtert aufstöhnten. „Und einen Wagen.“
    „Du brauchst vor allem eine lange Dusche“, widersprach hinter ihm auf einmal Kilian und Colin schaute über die Schulter. Sein Neffe grinste frech. „Und wehe du kommst ohne ihn zurück.“

    Colin wunderte sich nicht darüber, dass er nicht schlafen konnte. Nach dem Tag erschien es ihm eher normal, dass er keine Ruhe fand. Seit Stunden lag er mittlerweile wach und dachte über morgen nach. Darüber, was er Mikael sagen würde, wenn er ihn sah. Noch hatte er keine Idee, aber noch hatte er auch etwas Zeit. Sein Flugzeug ging Mittags und bis nach Australien war es ein langer Flug. Er konnte im Flugzeug schlafen, aber heute Nacht würde er kaum mehr ein Auge zu tun. Colin sah zur Seite und lächelte. Devin schlief den Schlaf der Gerechten, das hatte sich sein Freund auch verdient. Er schlug vorsichtig die Bettdecke zurück und stand auf.
    Adrian war nach Hause zurückgefahren, weil es ihn zu David und Isabell gezogen hatte, was Colin gut verstehen konnte. Er zog sich eine Hose und ein Shirt an und ging nach unten, um das Wohnzimmer aufzuräumen und dann in der Küche das Geschirr abzuwaschen. Solche einfachen Dinge waren am besten dafür geeignet, wenn man den Kopf freikriegen wollte, denn auf einen Spaziergang hatte Colin allein keine Lust. Nachdem er eine Weile draußen auf der Veranda gesessen und geraucht hatte, zog es Colin wieder nach oben. Zu Kilian. Sein Neffe schlief ebenfalls, stellte er fest, nachdem er sich lautlos ins Zimmer geschlichen hatte. Colin betrachtete Kilian und hockte sich neben dessen Bett, um ihn besser ansehen zu können.
    Er sieht aus wie Gwen, war Colins erster Gedanke, als Kilian sich ein paar Minuten später in seine Richtung drehte. In letzter Zeit war ihm diese Ähnlichkeit schon mehrfach aufgefallen. Es gab immer wieder Momente, in denen Kilian aussah wie seine kleine Schwester, sich wie sie bewegte oder auch die gleichen Gesten benutzte. Colin lächelte, als Kilian sich mit einem Seufzen wieder auf den Rücken drehte. Er beugte sich vor und gab Kilian einen vorsichtigen Kuss auf die Stirn.
    „Ich liebe dich, Kleiner.“
    „Ich dich auch.“
    Colin zuckte zurück und sah in Kilians zufriedenes Gesicht, was ihn leise lachen ließ. „Du hast gelauscht, du schlimmer Finger.“
    Kilian sah ihn unschuldig an. „Kriege ich jetzt Hausarrest?“
    „Blödmann“, grollte Colin, grinste aber gleichzeitig und deutete dann auf das Bett. „Rutsch mal ein Stück.“
    Sein Neffe lachte nur und machte ihm Platz. Kurz darauf lagen sie einander zugewandt im Bett und Colin schmunzelte, weil Kilian kaum die Augen offenhalten konnte. „Schlaf' ruhig, ich passe auf.“
    „Das hat Mum auch immer gesagt“, flüsterte Kilian und schloss die Augen. „Ich vermisse sie.“
    „Ich auch“, gab Colin genauso leise zu.
    „Ich rede manchmal mit ihr.“ Kilian sah ihn wieder an. „Als wäre sie immer noch da, weißt du? Ein paar Mal dachte ich, sie wäre mit mir im gleichen Zimmer, weil es auf einmal so roch. Sie roch immer wie eine Wiese, nachdem es geregnet hat.“ Kilian seufzte leise und versteckte sein Gesicht im Kopfkissen. „Ich spinne, oder?“
    Colin strich Kilian über die Haare. „Nein. Ganz im Gegenteil.“
    Kilian hob den Kopf und rückte im nächsten Moment so dicht an ihn heran, dass Colin sich ohne ein Wort auf den Rücken legte, sodass Kilian sich an ihn schmiegen konnte, was der auch tat. Sein Neffe, auch wenn er fast schon erwachsen war, war gefühlsmäßig immer noch ein Kind. Ein Kind, das um seine tote Mutter trauerte. Genauso wie er selbst um seine Schwester. Sie würden beide viel Zeit brauchen, um Gwens Tod zu verarbeiten, aber davon hatten sie ja jetzt genug. Colin sagte nichts mehr und einige Minuten später stellte er fest, dass Kilian eingeschlafen war.
    „Verzeih' mir, wenn du kannst“, flüsterte Colin in Gedanken bei Mikael und schloss die Augen, um vielleicht doch noch ein bisschen Schlaf
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