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Pflugstein: Kriminalroman (German Edition)

Pflugstein: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pflugstein: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Mona Bodenmann
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Eisblöcken
begraben und ich kann mich nicht bewegen.« Die Stimme versagt ihr fast, als sie
fortfährt: »Und permanent ist da diese schreckliche Kälte.«
    »Mit jedem
Traum verarbeitest du den Schock ein bisschen mehr«, tröstet er sie.
    Sie antwortet
ihm mit einem mutlosen Nicken.
    »Dein Körper
versucht, das Trauma loszuwerden, indem er dich immer wieder in eine ähnliche Situation
versetzt.«
    »Aber warum?«,
fragt sie verzweifelt.
    »Er will
damit die Energiestarre auflösen, die mit einem Schock einhergeht.«
    »Du hast
dich mit Trauma-Heilung befasst?«, erkundigt sie sich verblüfft.
    »Ja, ein
bisschen. Mach dir keine Sorgen, diese Träume werden vorübergehen.«
    »Ich hoffe,
dass du recht hast. Ich werde jetzt duschen gehen. Danach fühle ich mich sicher
besser.«
    »Jetzt,
mitten in der Nacht?«
    »Es dauert
nicht lange. In der Zwischenzeit kannst du dir überlegen, wie wir meinem Gedächtnis
auf die Sprünge helfen können.«
     
    Als sie kurz danach nackt zurückkehrt,
spürt er eine unwiderstehliche Lust, mit ihr zu schlafen. Doch er begnügt sich damit,
ihr körperlich nahe zu sein.
    »Also, was
ist dein Plan, großer Meister?«
    »Ich hätte
da eine Idee …«, erwidert er zögernd.
    »Schieß
los«, ermuntert sie ihn.
    »Kannst
du dich an den Geruch des Äthers erinnern, den du beim Pflugstein wahrgenommen hast?«
    »Oh ja,
und wie.«
    »Gut. Also
lass uns ins Wohnzimmer gehen. Ich habe ein Fläschchen mit Äther mitgebracht. Ich
schlage vor, dass du kurz daran riechst und mir dann sagst, was für Gedanken dir
durch den Kopf gehen.«
    »Was bezweckst
du damit?«
    »Frag jetzt
nicht. Tu einfach, was ich dir sage.«
    »Also gut.«
Sie zieht ihren Morgenmantel an und folgt ihm aus dem Schlafzimmer.
    Als sie
sich gesetzt haben, reicht er ihr das Fläschchen.
    Sie riecht
kurz daran und verzieht ihr Gesicht zu einer Grimasse.
    »Und?«
    »Nichts,
außer, dass ich einen starken Ekel verspüre.«
    Er überlegt
fieberhaft, dann fragt er sie: »Vertraust du mir?«
    »Ja, das
tue ich«, erklärt sie ohne zu zögern.
    »Gut, ich
hole jetzt einen Lappen und drück ihn dir leicht aufs Gesicht. Nur kurz, um das
Gefühl des Überfalls heraufzubeschwören. Wenn du deine Hand hebst, hör ich sofort
auf.«
    Sie sieht
ihn verängstigt an. »Muss das sein?«
    »Nein, es
muss nicht sein. Wenn du dich diesem Gefühl nicht aussetzen willst, kann ich es
verstehen.« Eine Zeit lang liegt sie mit geschlossenen Augen still in seinen Armen.
    »Also gut,
bringen wir es hinter uns«, erklärt sie schließlich tapfer.
    Er wartet
im Dunkeln ein paar Minuten, bevor er sich von hinten an sie heranpirscht und ihr
ohne Vorankündigung den Lappen auf Mund und Nase drückt.
    Sie schreit
auf und schlägt um sich.
    Sofort entfernt
er den Lappen und nimmt sie in den Arm. Ihr Körper ist nass vor Schweiß. Sie braucht
eine Weile, bis sie sich wieder gefasst hat.
    »Genauso
war es beim Pflugstein«, keucht sie. Sie bedeckt ihr Gesicht mit den Händen und
bricht in heftiges Schluchzen aus.
    War es ein
Fehler, ihr das zuzumuten?, hadert er mit sich, während er sie zu beruhigen versucht.
Als sie sich soweit wieder gefasst hat, nimmt er sie bei der Hand und führt sie
ins Schlafzimmer zurück.

89
     
    Am darauffolgenden Morgen beim Frühstück
springt Viktoria wie von der Tarantel gestochen auf. Erregt geht sie im Wohnzimmer
auf und ab.
    Valentin
schaut erschrocken auf. »Nanu, was ist denn mit dir los?«
    »Ich glaube,
ich erinnere mich jetzt wieder an Sonntagnacht. Ich war gerade zu Bett gegangen,
als das Telefon klingelte. Ich wollte den Anruf erst gar nicht entgegennehmen, weil
es so spät war«, erklärt sie aufgeregt. »Doch dann habe ich Alex’ Nummer auf dem
Display gesehen und abgenommen, weil ich dachte, dass sie mich wegen der Wanderung
anrufen würde.«
    »Und hat
sie?«, fragt er nach.
    »Trix war
am Telefon. Alex würde es nicht gut gehen, hat sie behauptet. Sie hätte wieder eine
ihrer Depressionen und habe mit Selbstmord gedroht. Trix hat mich inbrünstig um
Hilfe gebeten und gesagt, dass Alex mir vertrauen und sicher auf mich hören würde.
Sie klang total verzweifelt. Hinfahren mochte ich um diese späte Stunde nicht mehr,
also habe ich ihr angeboten, mit Alex hierherzukommen.«
    »Verstehe,
und dann?« Er versucht, seine Ungeduld zu zügeln.
    »Nun, lange
musste ich nicht warten. Ungefähr zwanzig Minuten später klingelte es an der Türe.
Über die Gegensprechanlage gab Trix an, dass sie im Auto vor dem Haus stünden,
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