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Pflugstein: Kriminalroman (German Edition)

Pflugstein: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pflugstein: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Mona Bodenmann
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begleitest.«
    »Einverstanden«,
willigt sie ein. »Ich bin übrigens total erleichtert, dass nicht Sascha der Täter
ist. Die letzten Tage haben ihm sehr zugesetzt. Zuerst Joes Tod, und dann war er
plötzlich des Mordes verdächtigt. Aber die Erkenntnis, dass er für Joe nur ein kleines
Abenteuer gewesen ist, muss ihn umgehauen haben.«
    »Er wird
darüber hinwegkommen«, entgegnet er lakonisch.
    »Hoffen
wir’s. Herkules hätte ich, ehrlich gesagt, diesen Mord am ehesten zugetraut«, seufzt
sie.
    »Nein, Kain
hat diesmal seinen Bruder nicht getötet.«

90
     
    Viktoria beobachtet, wie Valentin
andächtig am kleinen Flugzeugfenster klebt und die Alpen aus der Vogelperspektive
betrachtet. Seine ganze Haltung drückt die Neugier eines Kindes aus, das unvoreingenommen
die Welt aus der Vogelperspektive bestaunt. Ihr wird warm ums Herz. Fast drei Wochen
sind nach dem Pflugstein-Mord vergangen. Wie sehr wünscht sie sich, mit Valentin
einfach zusammen zu sein, ohne etwas zu wollen, ohne Bedingungen und ohne Versprechen.
Schon in wenigen Stunden würden sie in Wales sein und dort ihre ersten gemeinsamen
Ferien verbringen.
    Sie nutzt
die Stille, um über die letzten Tage nachzudenken, die ihr geholfen haben, sich
von den Strapazen der vergangenen Wochen zu erholen. Sie hat so viel geschlafen
wie noch nie. Auch bei ihrem Verlag hat sie vorbeigeschaut, um das Lektorat ihres
Manuskripts zu besprechen. Wenn alles nach Plan läuft, wird ihr Buch im kommenden
Frühjahr herauskommen. In ihrem Kopf beginnt bereits der nächste Krimi zu keimen.
    Es bedrückt
sie noch immer, dass sie sich nicht an die zwei Tage nach dem Überfall erinnern
kann. Doch dem Arzt zufolge wird sie mit dieser Erinnerungslücke leben müssen. Auch
die Kopfschmerzen, die von der Gehirnerschütterung herrühren, sind noch nicht ganz
verschwunden. Ihre Kopfwunde dagegen verheilt gut, und sie verspürt kaum noch Schmerzen.
Und was die Albträume angeht, so kommen und gehen sie. Dennoch ist sie zuversichtlich,
dass sie schließlich ganz aufhören werden.
    Wie gegensätzlich
das Leben doch ist, denkt sie kopfschüttelnd. Oder sind es gar die Gegensätze, die
das, was wir Leben nennen, ausmachen? Ist es unmöglich, nach Glück zu streben, ohne
gleichzeitig auch das Unglück anzuziehen? Einmal mehr musste sie die schmerzhafte
Erfahrung machen, dass, wo Denken und Wünsche sind, es keinen dauerhaften Frieden
gibt. Vielleicht besteht die Kunst des Lebens einzig darin, aufzuhören zu kämpfen
und in Frieden mit dem zu sein, was ist.

91
     
    Valentin wendet sich vom Fenster
ab, weil ihm eine dichte Wolkendecke die Sicht nimmt. Und so nutzt Viktoria die
Gelegenheit, ihn noch einmal auf den Pflugstein-Mord anzusprechen.
    »Du kannst
es nicht lassen«, scherzt er und legt seinen Arm um sie.
    »Ich habe
ein Recht darauf zu erfahren, ob Trix ein Geständnis abgelegt hat. Immerhin bin
auch ich zu Schaden gekommen«, begehrt sie auf.
    »Immer mit
der Ruhe. Ich weiß ja inzwischen, dass du nicht aufhörst, mich mit Fragen zu löchern,
bis du alles aus mir herausgequetscht hast.«
    »Ich sehe,
wir verstehen …« Doch weiter kommt sie nicht, denn sein Kuss versiegelt ihr den
Mund. »Also, küssen kannst du, das muss ich dir lassen«, keucht sie, als er von
ihr ablässt.
    »Es ist
der einzige Weg, um dich zum Schweigen zu bringen«, gibt er schmunzelnd zurück.
    »Du bist
nicht fair«, ruft sie aus.
    »Also gut,
bringen wir es hinter uns«, lenkt er ein. »Was genau möchtest du wissen?«
    »Zum Beispiel,
ob meine Strategie funktioniert hat?«
    »Ja, sie
hat.«
    »Und warum
sagst du mir das nicht gleich?«, beschwert sie sich.
    »Weil ich
noch nicht dazugekommen bin«, verteidigt er sich. »Aber du hattest recht. Müller
hat zu reden begonnen, nachdem wir ihr gesagt haben, dass Mannhart die ganze Schuld
auf sich genommen hat. Sie behauptete steif und fest, die Tat ganz alleine ausgeheckt
und ausgeführt zu haben. Mannhart habe sie mit allen Mitteln von der Tat abbringen
wollen, doch sie habe sich nicht umstimmen lassen.«
    »Zeigt Trix
Reue?«, unterbricht sie ihn.
    »Überhaupt
nicht, ganz im Gegenteil. Roffler habe seinen Tod verdient.«
    »Mein Gott,
die Frau ist wirklich krank. Wie hat Alex auf Trix’ Geständnis reagiert?«
    »Sie hat
geglaubt, dass sie sich mit Müllers Aussage reinwaschen kann und sie sauber aus
der Sache raus ist.«
    »Willst
du damit sagen, dass sie weiterhin ihre Unschuld beteuert?«
    »Ja. Mannhart
hat in äußerst düsteren Tönen geschildert,
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