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Pflege daheim oder Pflegeheim

Pflege daheim oder Pflegeheim

Titel: Pflege daheim oder Pflegeheim
Autoren: Andrea und Justin Westhoff
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Vereinbarung im Koalitionsvertrag abgerückt, und Opposition, Sozialverbände sowie gesetzliche Krankenkassen möchten statt einer „Pflege-Kopfpauschale“ eine „Bürger-Pflegeversicherung“. Dies hieße, dass alle, auch Gutverdiener, in die gesetzliche Pflegeversicherung einzahlen, die Beitragsbemessungsgrenze angehoben und Einkommensarten wie Miet- oder Zinseinkünfte mitberücksichtigt würden. Nur so lasse sich die vorhergesagte Steigerung der Versicherungsbeiträge verhindern oder eindämmen – und die Qualität der Pflege verbessern.
    Mängel im Pflegesystem
    Wo heute die Mängel im Pflegesystem liegen, erfahren Sie ebenfalls in diesem Buch. Insbesondere folgende Punkte stechen heraus:
    Vernachlässigung und Pflegefehler. Die aber sind wohl nur in Ausnahmefällen dem Personal persönlich anzulasten. Schon heute fehlen Pflegeprofis. Arbeitsverdichtung und Zeitmangel sind enorm, die Pflegenden häufig chronisch überlastet. Schon bis zum Jahr 2020 werden Schätzungen zufolge zusätzlich zu den heute arbeitenden 680.000 Vollzeitkräften (von den insgesamt 970.000 Pflegekräften arbeiten viele in Teilzeit) 220.000 Vollzeit-Fachkräfte fehlen. Bessere Bezahlung, eine höhere gesellschaftliche Anerkennung dieses Berufs, bessere Arbeitsbedingungen – dies ist nicht zum Nulltarif zu haben. Das Problem des Pflegekräftemangels wird übrigens durch den Wegfall des Zivildienstes verstärkt, nicht nur, weil „Zivis“ die Pflegeprofis unterstützt haben, sondern auch, weil so mancher von ihnen anschließend eine Ausbildung zum Pfleger absolviert hat.
    Die Kontrolle von Pflegediensten und Pflegeheimen. Es gibt zwar einen „Pflege-TÜV“, die Kriterien, nach denen dieser die Qualität prüft, sind jedoch, gelinde gesagt, umstritten. Genaueres dazu können Sie ebenfalls in unserem Buch nachlesen.
    Die Behandlung von Menschen mit Demenz. Ihre Zahl wird besonders stark steigen, und schon heute sind diese rund 1,4 Millionen Pflegebedürftigen meist unterversorgt. Auch dazu gibt es an mehreren Stellen dieses Ratgebers genauere Informationen.
    Zu wenig Hilfe für pflegende Familienmitglieder: Die Hauptlast tragen, wie gesagt, Angehörige. Sie werden nicht ausreichend unterstützt. Die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege zum Beispiel, geschildert im Kapitel 6, ist oft ein ungelöstes Problem. Auch neue Formen der „Unterbringung“ von Pflegebedürftigen – etwa betreutes Wohnen – müssten mehr gefördert werden.
    Sie können zwar durchaus Aspekte, die Sie gerade beschäftigen, aus den entsprechenden Kapiteln „herauspicken“. Zur Einordnung der medizinisch-pflegerischen, finanziellen, rechtlichen, psychologischen und gesellschaftlichen Situation rund ums Thema Pflege empfehlen wir aber, das gesamte Buch einmal durchzulesen. Diese „Mühe“ kann Ihnen, so hoffen wir, letztlich auch Zeit ersparen.
    Anmerkung: Aus Gründen der Lesbarkeit hat das Autorenteam darauf verzichtet, in jedem Fall sowohl die männliche als auch die weibliche Grammatikform zu benutzen. Selbstverständlich sind grundsätzlich beide Geschlechter gemeint.

KAPITEL 1
Pflegebedürftigkeit: Was bedeutet das?
    Rechtlich klingt das relativ einfach und klar: Als pflegebedürftig gilt ein Mensch, wenn er durch eine körperliche, geistige oder seelische Erkrankung oder Behinderung dauerhaft, voraussichtlich aber für mindestens sechs Monate, nicht mehr alleine zu alltäglichen Aktivitäten in der Lage ist, sondern dabei mehr oder weniger Unterstützung braucht. Das betrifft zwar überwiegend alte Menschen, aber auch Kinder oder junge Erwachsene können pflegebedürftig sein.
    GUT ZU WISSEN
    Die Pflege-Charta
    Ein allgemeinverständlicher Katalog informiert über die „Rechte hilfe- und pflegebedürftiger Menschen“ und fasst bestehende Regelungen zusammen: „Laut Pflege-Charta“ haben Pflegebedürftige zum Beispiel das Recht auf Privatheit und die Mitnahme persönlicher Einrichtungsgegenstäde ins Pflegeheim sowie das Recht auf Teilhabe am sozialen Leben und auf ein Sterben in Würde. Einige der in der Charta von 2005 aufgeführten Rechte sind inzwischen bei Gesetzesinitiativen berücksichtigt worden. Allerdings bezweifeln auch viele Pflege-Praktiker und Angehörigen-Initiativen, dass die hehren Ziele einer solchen Charta wirklich umgesetzt werden können, weil nämlich zum Beispiel die nötigen finanziellen Mittel für eine würdevolle und gute Betreuung Pflegebedürftiger fehlen. Die Pflege-Charta und dazugehörige Dokumente zum Downloaden finden
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