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Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)

Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)
Autoren: Colleen Houck
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dieses Ortes, und er war ein Teil von mir. Ich gehörte hierher. Meine Wurzeln waren hier, meine Eltern und Großmutter lagen hier begraben. Hier war ich aufgewachsen. Oregon hieß mich wie eine liebende Mutter willkommen, schloss mich in die kühlen Arme, beruhigte meine verstörten Gedanken und versprach durch das Geflüster der Kiefern Frieden.
    Nilima war mir die Stufen hinab gefolgt und wartete schweigend, während ich die vertraute Umgebung in mich aufsog. Da hörte ich das Dröhnen eines starken Motors, und ein kobaltblaues Cabrio bog um die Ecke. Der schnittige Sportwagen hatte genau die Farbe seiner Augen.
    Mr. Kadam muss das Auto bestellt haben. Angesichts seines teuren Geschmacks verdrehte ich die Augen. Mr. Kadam dachte an jedes noch so kleine Detail – und immer alles mit Stil. Zumindest ist es ein Mietwagen, schoss es mir durch den Kopf.
    Ich verstaute mein Gepäck im Kofferraum und las darauf: Porsche Boxster RS 60 Spyder. Ich schüttelte den Kopf und murmelte: »Ach du heiliger Bimbam, Mr. Kadam, ich hätte genauso gut den Shuttlebus nach Salem nehmen können.«
    »Wie bitte?«, fragte Nilima höflich.
    »Nichts. Ich bin einfach nur froh, zu Hause zu sein.«
    Ich schloss den Kofferraum und sank in den zweifarbigen blau-grauen Ledersitz. Wir fuhren schweigend. Nilima schien die Gegend genau zu kennen, und ich musste ihr kein einziges Mal den Weg weisen. Ich lehnte den Kopf zurück und betrachtete den Himmel und die grüne Landschaft, die an uns vorbeiflog.
    Ganze Wagenladungen Jungs überholten uns pfeifend, entweder bewunderten sie Nilimas exotische Schönheit und ihre langen dunklen Haare, die im Wind wehten, oder den hübschen Wagen. Eins aber wusste ich mit hundertprozentiger Sicherheit: Die Begeisterung der Jungs galt auf keinen Fall mir. Ich trug ein altes T-Shirt, Turnschuhe und eine abgewetzte Jeans. Goldbraune Haarsträhnen hatten sich aus meinem Zopf gelöst und umflatterten meine braunen, vom Weinen rot unterlaufenen Augen und mein Gesicht, dessen Haut von den getrockneten Tränen spannte. Auch ältere Männer fuhren gemächlich an uns vorbei. Zwar pfiffen sie nicht, aber sie genossen eindeutig die Aussicht. Nilima ignorierte sie einfach, und ich folgte ihrem Beispiel. Gleichzeitig kam mir in den Sinn: Ich muss so schrecklich aussehen, wie ich mich fühle.
    Als wir die Innenstadt von Salem erreichten, kamen wir zur Marion Street Bridge, die uns über den Willamette River und zum Highway 22 führte, hinaus ins Grüne vor Monmouth und Dallas. Ich versuchte Nilima zu erklären, dass sie zu früh abgebogen war, aber sie zuckte lediglich mit den Schultern und sagte, es wäre eine Abkürzung.
    »Na klar«, sagte ich sarkastisch, »was sind schon ein paar Minuten bei einer Reise, die Tage gedauert hat?«
    Nilima schüttelte ihr wunderschönes Haar zurück, lächelte mich an und fuhr weiter. Geschickt fädelte sie sich in den Verkehr Richtung South Salem ein. In dieser Gegend war ich noch nie gewesen. Es war auf jeden Fall ein Umweg, wenn man nach Dallas wollte.
    Nilima steuerte auf eine bewaldete Hügelkette zu. Mehrere Meilen schlängelten wir uns langsam eine wunderhübsche, von Bäumen gesäumte Straße hinauf, von der kleinere Schotterstraßen ins Gehölz führten. Gelegentlich waren Häuser als farbige Tupfen im Wald zu sehen, aber das Gebiet schien größtenteils unberührt zu sein. Ich war überrascht, dass die Stadt es sich noch nicht einverleibt und bebaut hatte. Es war herrlich.
    Nilima drosselte das Tempo, bog in eine Privatstraße ein und folgte ihr den Hügel hinauf. Obwohl wir an ein paar gewundenen Auffahrten vorbeikamen, sah ich keine Häuser. Am Ende der Straße jedoch hielten wir vor einem Zweifamilienhaus, das behaglich in den Kiefernwald eingebettet lag.
    Die beiden Haushälften waren Spiegelbilder der jeweils anderen. Jedes besaß zwei Stockwerke mit einer Garage, einem kleinen, gemeinsamen Vorplatz und einem großen Erkerfenster mit Blick auf die Bäume. Die hölzerne Außenverkleidung war zedernbraun und mitternachtsgrün gestrichen, und das Dach war mit graugrünen Schindeln gedeckt. Irgendwie erinnerte es mich an eine Skihütte.
    Nilima glitt geschmeidig in die Garage und brachte den Wagen zum Stehen. »Wir sind zu Hause«, verkündete sie.
    »Zu Hause? Was meinen Sie damit? Fahren wir nicht zum Haus meiner Pflegeeltern?«, fragte ich.
    Nilima lächelte verständnisvoll und sagte mit sanfter Stimme: »Nein. Das ist Ihr Haus.«
    »Mein Haus? Wovon reden Sie da bloß? Ich
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