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Pfad der Angst

Pfad der Angst

Titel: Pfad der Angst
Autoren: Astrid Vollenbruch
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die Cäsar-Verschlüsselung nebeneinandergeschrieben und unterschiedliche Versionen ausprobiert – eine Verschiebung um drei, dann um fünf Buchstaben. Nichts davon ergab einen Sinn. »Offenbar habe ich einen Hinweis übersehen. Gehen wir den Brief noch einmal durch, Kollegen.«
    »Einige Fakten sind ja klar.« Bob überflog die Zeilen. »Der Kerl ist ein Erfinder und wird verfolgt. Oder leidet an Verfolgungswahn. Und wir sollen ihm helfen, eine Erfindung namens ›Hörendes Auge‹ wiederzubekommen, die ihm gestohlen wurde. Aber dann kommt dieser verschlüsselte Ortsname, und das mit Mr Franklin verstehe ich überhaupt nicht. Und was ist bitte ein Polymath?«
    »Das könnte man mit ›Universalgelehrter‹ übersetzen«, sagte Justus. »Jemand, der sich auf vielen wissenschaftlichen Gebieten auskennt. Leonardo da Vinci zum Beispiel war Maler, Bildhauer, Architekt, Astronom, Geologe, Philosoph und noch einiges mehr. Und unser Leon Battista Alberti war ja auch einer – Schriftsteller, Sprachwissenschaftler, Architekt, Philosoph und Kryptograf. Also hält sich unser unbekannter Auftraggeber entweder immer noch für Professor Alberti, oder er glaubt, er sei selbst ein Universalgelehrter.«
    »Könnte ja auch hinkommen, oder?«, meinte Peter. »Immerhin betreibt er Kryptografie und erfindet irgendwelche wertvollen – äh – Erfindungen.«
    »Stimmt«, sagte Justus. »Die Frage ist nun: Nehmen wir den Auftrag an, Kollegen?«
    »Ist das wirklich eine Frage?« Bob schob ihn beiseite und schaltete den Computer an. »Wir übernehmen jeden Fall. Oder etwa nicht? Und das hier klingt auf jeden Fall interessanter, als die Aktenordner zu sortieren.«
    »Sehr gut«, sagte Justus zufrieden. »Dann müssen wir jetzt nur noch zu Hause Bescheid sagen, dass wir von Freitag auf Samstag nicht da sind.«
    »Und möchtet ihr vielleicht auch meine Meinung hören?«, fragte Peter bissig. »Oder bin ich mal wieder bloß Dekoration?«
    »Ganz im Gegenteil, Peter! Was ist denn deine Meinung?«
    Peter grinste. »Ich bin dabei. Gib mir mal das Telefon.«
    In der folgenden halben Stunde telefonierte Peter mit seinen Eltern und seiner Freundin Kelly, während Justus sich den Kopf über dem verschlüsselten Text zerbrach und Bob im Internet surfte. »Kollegen, ich hab hier was!«, rief er plötzlich. »Justus, das könnte dir helfen. Ich habe mich mal über Universalgelehrte schlaugemacht. Unser Benjamin Franklin war auch einer. Er war nämlich nicht nur Politiker und einer der Unterzeichner unserer Unabhängigkeitserklärung, sondern auch Schriftsteller, Naturwissenschaftler und Erfinder. Er hat ein alternatives Alphabet für die englische Sprache erfunden. Dabei hat er einige Buchstaben weggelassen, zum Beispiel C, J und W, und ein paar neue Schriftzeichen entworfen. Versuch doch mal, ob das passt.«
    »Danke, Bob!«, rief Justus. »Genau das ist es! Das hat er gemeint! Wenn wir uns ›im Rahmen des Normalen‹ von Mr Franklin helfen lassen, bedeutet das, dass wir nur die bekannten Buchstaben nehmen, aber nicht seine erfundenen Zeichen! Schreib mir mal die Buchstaben auf!« Bob tat es, und Justus tüftelte mit Feuereifer weiter. Nach zwei Minuten hatte er es. »So, Kollegen. Wir fahren nach Rose Hall, Brestow.«
    »Das W ist aber gemein«, sagte Peter. »Das hat er einfach gar nicht verschlüsselt und nur in Klammern gesetzt. Wozu?«
    »Um uns zu helfen, nehme ich an«, sagte Bob. »In Franklins Alphabet gibt es kein W, aber ohne das W würden wir den Ort nie finden. Und wo liegt nun Brestow?«
    Ein kurzer Blick auf die Karte und eine etwas längere Suche im Internet verrieten ihnen, dass es nordöstlich von Los Angeles am Rand der Wüste lag, etwa drei Autostunden entfernt.
    »Wüste!«, sagte Peter. »Na schön – heute ist Mittwoch. Wenn ich morgen nach der Schule sofort zum Surfen gehe und erst gegen elf Uhr nachts nach Hause komme, halte ich es vielleicht anschließend auch in der Wüste aus. Und da ich meiner Mutter eben versprochen habe, auf jeden Fall vor dem Wochenende noch den Rasen zu mähen, mache ich das am besten noch heute Abend.« Er stieß sich ab und sprang vom Kühlschrank, dass die ganze Zentrale schwankte. »Bis morgen in der Schule!«
    »Ich komme mit«, sagte Bob und schaltete den Computer aus. »Bis morgen, Justus! Und bitte, meinem Auto und unseren Nasen zuliebe – geh duschen!«

Der Polymath
    Es war heiß.
    Unerträglich heiß.
    Da Bob sämtliche Vorschläge, den Käfer mithilfe einer Metallsäge in ein Cabrio zu
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