Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Peter Voss der Millionendieb

Peter Voss der Millionendieb

Titel: Peter Voss der Millionendieb
Autoren: Ewger Seeliger
Vom Netzwerk:
Ihnen! Geben Sie dem Wächter draußen ein Trinkgeld, daß er mich auch hier herauskommen sieht. Sie haben mich natürlich nicht angetroffen. Offiziell tauche ich erst kurz nach Ihnen im Büro auf.«
    »Hals- und Beinbruch!« stöhnte Jim Stockes, preßte ihm die rechte Hand fast entzwei und ging, indem er alle Schlösser von draußen zusperrte. Im gemächlichen Tempo führte ihn sein Automobil über den glatten Asphalt. Am oberen Ende der Straße traf er den Wächter und drückte ihm fünf Dollar in die Hand. Der Mann grüßte dankend. Vor dem Hauptportal der Firma Stockes & Yarker nahm er Aufstellung.
    Es dauerte gar nicht lange, so wurden drinnen einige Schlösser geöffnet, die Tür sprang auf, und der Wächter griff zu.
    »He, was fällt Ihnen denn ein! Wohl betrunken, was!« und da der Wächter tatsächlich gerade einen kleinen Rum gekippt hatte, fuhr er so erschrocken zurück, daß Peter Voss – denn kein anderer kam aus dem Büro – ihm gar nicht mehr den kleinen Schweinslederkoffer hätte vor den Bauch zu knallen brauchen. Aber da es nun mal geschehen war, schadete es auch nichts.
    »Mr. Voss!« rief der Wächter völlig verwirrt und löste den Klammergriff. »Entschuldigen Sie nur die Übereilung.«
    »Macht nichts, alter Junge!« erwiderte Peter Voss vergnügt und gab ihm eine Zigarette. »Hast nur deine Pflicht getan. Konntest ja nicht wissen, daß ich heute noch so spät die Alarmanlage kontrollieren würde, zumal soeben Mr. Stockes selbst hier gewesen ist.«
    »Aber wie können Sie wissen, daß er dagewesen ist?« fragte der Wächter und blieb stehen.
    »Aus dem Kontrollbuch!« erklärte Peter Voss seelenruhig. »Es hängt neben dem Apparat.«
    »Natürlich!« nickte der Wächter und fragte sofort: »Kann ich Ihnen behilflich sein?«, um seine Unhöflichkeit wiedergutzumachen.
    »Bitte sehr!« sagte Peter Voss, überließ ihm lächelnd die Aktentasche und steckte sich eine Zigarette an.
    In dieser Sekunde bog ein zitronengelbes Taxi um die Ecke. Es hatte die Nummer 1177.
    »Leicht zu merken, die Nummer!« meinte Peter Voss und winkte dem Chauffeur.
    Das Auto hielt. Der Wächter riß diensteifrig den Schlag auf und reichte Peter Voss die Aktentasche.
    »St.Louis Bridge!« kommandierte Peter Voss und griff an den Hut, um sich von dem Wächter zu verabschieden.
    Der zog höflich die Mütze. Gleich darauf verschwand das gelbe Auto mit Peter Voss um die nächste Ecke. Das letzte, was der Wächter sah, war die hellerleuchtete Nummer.
    »1177!« sagte er zu sich. »Das ist wirklich eine Zahl, die man nicht so leicht vergisst.«
    Dann trabte er zufrieden die Straße wieder hinunter.

2
    Am nächsten Morgen trat Jim Stockes pünktlich um neun Uhr aus seinem Privatkontor in den großen Büroraum und fragte nach Peter Voss. Sein Platz war leer. »Die Schlüssel stecken!« rief Stockes und runzelte die Stirn. »Der Tresor ist offen! Wo ist Mr. Voss?«
    Der zweite Kassierer bekam es mit der Angst. Jim Stockes war mit einem langen Sprunge beim Tresor, riß die schweren, zwanzig Zentimeter dicken Türen auf und erbleichte! Sämtliche Fächer waren leer.
    »Ich bin bestohlen worden«, sagte er dann ganz ruhig, aber man merkte der Stimme die namenlose Aufregung an. »Meine Herren, man hat mich heute Nacht um zwei Millionen Dollar bestohlen!«
    »Er ist durchgebrannt!« entschlüpfte es dem Prokuristen, einem älteren Herrn, der der Korrespondenzabteilung vorstand.
    »Was wagen Sie da zu sagen?« schrie ihn Stockes an, krebsrot vor Wut. »Mr. Voss ist ein Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle. Sie alle können sich an ihm ein Beispiel nehmen.«
    Da klingelte das Telefon wie besessen. Am anderen Ende rang Frau Polly Voss verzweiflungsvoll die Hände. Ihr Mann war die ganze Nacht nicht heimgekommen. Mit schluchzender Stimme fragte sie an, ob er im Büro sei.
    »Bedaure!« antwortete der Prokurist. »Er ist noch nicht hier eingetroffen.«
    »Mr. Voss war diese Nacht nicht in seiner Wohnung«, meldete er dann mit innerer Genugtuung und äußerer Ruhe seinem Chef.
    Der sank auf einen Stuhl und wischte sich mechanisch die Stirn. Er war anscheinend mit seiner Kraft zu Ende. Kein Wunder, denn er hatte diese Nacht ebenso wenig wie Polly Voss ein Auge geschlossen.
    »Die Polizei!« stöhnte er auf. »Zwei Kommissare sollen kommen, nein, ein Dutzend Kommissare. Bobby Dodd soll kommen. Ich zahle ihm jedes Honorar, wenn er den Dieb erwischt.«
    Dann schloß er die Augen. Die Angestellten, die in aufgeregten Gruppen miteinander
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher