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Peter Nimble und seine magischen Augen

Peter Nimble und seine magischen Augen

Titel: Peter Nimble und seine magischen Augen
Autoren: J Auxier
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Wesen?
    »Komm den Zebras nicht zu nah, Junge. Die sind etwas zickig!« Die Menge lachte über die gutmütige Warnung.
    Peter hingegen war überhaupt nicht zum Lachen zumute. Es war beinahe, als könnte der Mann seine Gedanken lesen. Aber das war unmöglich .
    »Durchaus nicht«, flüsterte der Mann ihm zu. »Man muss nur ein bisschen üben.«
    Peter wich vor dem Fremden zurück und stieß dabei gegenden Wagen. Als er sich abstützte, um nicht zu fallen, berührten seine Finger etwas Kaltes, Metallisches, Vertrautes.
    Ein Schloss.
    Peters Herz schlug schneller. Wenn es etwas an seiner Arbeit gab, das er liebte, dann war es das Knacken von Schlössern. Für ihn war jedes Schloss eine persönliche Herausforderung. Schlösser sind dazu da, dir zu sagen, was du nicht tun kannst. Du kannst das Essen in dieser Truhe nicht haben. Du kannst nicht aus diesem Keller entkommen. Du kannst nicht herausfinden, was in diesem Wagen ist. Jedes Schloss hielt einen Schatz gefangen, der danach verlangte, befreit zu werden, und Peter war nur zu gern bereit, dabei zu helfen.
    Der Junge betastete das regennasse Schloss. Es war aus gehärtetem Stahl, ein Material, das nur zur Sicherung der kostbarsten Geheimnisse verwendet wurde. Er glitt mit den Händen über die Tür, um die Angeln zu finden, doch stattdessen fühlte er einen Riegel, an dem ein weiteres Schloss befestigt war. Und noch eins. Und noch eins. Der ganze Wagen war bedeckt mit Schlössern in allen Größen und Formen. Er schmunzelte in sich hinein. Jetzt wurde es wirklich interessant.
    Während Peter den Wagen ausbaldowerte, sprach der Höker zu der Menge. »Nun ist endlich der Augenblick gekommen, Ihnen einen Hut zu zeigen, der noch viel sensationeller ist als alle meine anderen Hüte zusammengenommen!« Die Leute rückten voller Neugier noch einen Schritt näher. »Wir kennen doch alle das größte Problem, das ein Leben in einer Hafenstadt mit sich bringt – der Geruch! Wie kann man an einem Ort seine Würde bewahren, der ständig nach Fisch stinkt?« Zustimmendes Gemurmel erhob sich aus der Menge, während die Leute mit gerümpfter Nase schnupperten.
    »Nun, damit ist jetzt Schluss!« Der Höker zog einen Stapel dünner Lederkappen hervor. »Diese Kappen, gegerbt und geformt in der reinsten Luft Wolkenlands, entfernen garantiert jeden unangenehmen Geruch von ihren Trägern.« Die Menge brach in überraschtes Geraune aus.
    »Unmöglich, denken Sie? Um meine Behauptung zu beweisen, präsentiere ich Ihnen einen hervorragenden Richter – jemanden, der ganz und gar nach seiner Nase lebt.«
    Peter, der heimlich die Schlösser des Wagens betastet hatte, ließ die Hände sinken, als er abermals die Blicke der Menge auf sich spürte. Der Höker fasste ihn an der Schulter. »Jedermann weiß, dass Blinde einen ausgezeichneten Geruchssinn haben und selbst den leisesten Hauch eines Geruchs wahrnehmen. Genau aus diesem Grund habe ich diesen jungen Knaben gebeten, mir bei meiner nächsten Demonstration behilflich zu sein.« Sanft führte er Peter wieder zu der Menge. »Mein Junge, sei doch bitte so nett und schnüffle mal an dem Herrn Wachtmeister.«
    Peter stand reglos vor dem Gesetzeshüter, der verlegen von einem Fuß auf den anderen trat. »Nur zu, nimm eine ordentliche Nase voll«, sagte der Höker zu dem Jungen. »Wonach riecht er?«
    Peter spürte, dass der Mann eine ehrliche Antwort wollte, und die Wahrheit war nicht sonderlich angenehm. »Er riecht nach Fisch, Sir.«
    Der Höker stieß ein zufriedenes Schnauben aus. »Fisch, sagst du? Und wonach noch?«
    Peter schnüffelte erneut. »Nach Bier.«
    »Und?«
    Peter konnte es sich nicht verkneifen. »Nach … Bauchwind!« Die Menge brach in prustendes Gelächter aus, während der Polizist rot anlief.
    »Eine wahrhaft giftige Mischung!«, sagte der Höker.
    »Jetzt reicht’s aber!«, polterte der Polizist. »Noch ein Wort, und ich stecke euch beide hinter Schloss und Riegel!« Doch bevor er weiterschimpfen konnte, reichte der Höker ihm eine von den Lederkappen.
    »Wären Sie bitte so freundlich, eine von diesen Wunderkappen aufzusetzen?« Der Polizist, der noch immer rot im Gesicht war, nahm seinen Helm ab und setzte die Kappe auf seinen kahlen Schädel. Dann lächelte er der Menge verlegen zu.
    Der Höker wandte sich wieder zu Peter. »Und jetzt, mein Junge?«
    Peter zögerte. Seine Nase war nur eine Handbreit vom schwitzenden Bauch des Polizisten entfernt. Der Mann roch genauso wie zuvor, doch schlau, wie er war, begriff Peter
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