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Peter Leingartners Kuechenwelt

Peter Leingartners Kuechenwelt

Titel: Peter Leingartners Kuechenwelt
Autoren: Ede Emm
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Nichts wie hin, nun wird’s doch wohl…? “Nein, mitnehmen geht nicht”, teilte mir die Bahn mit, “da ja noch die tierärztliche Beschau fehlt. Eine solche Beschau ist nur im Schlachthof möglich.” “Gut”, erwiderte ich, “dann liefere ich das Vieh gleich beim Schlachthof ab!” Aber so einfach, “wie sich’s der kleine Peter vorstellt”, war das Problem natürlich nicht zu lösen: zur Übernahme eines solch “heiklen” Transports war nur eine eigene Speditions-Rollfuhr berechtigt. Mit einem größeren, aber sonst gänzlich leeren Lastwagen wurde nun der Elch vom Bahnhof zum Schlachthof geführt. Dort landete er im Kühlraum und hatte erst einmal seine Ruhe gefunden.

    Nach drei/vier Tagen wurde ich vom Chef des Schlachthofes angerufen, was denn eigentlich mit diesem Elch weiter passieren solle? Das Ursprungszeugnis aus Polen war aber noch nicht eingetroffen, damit auch die Einfuhrgenehmigung noch nicht erteilbar, und so blieb dem Schlachthof, dem Tier und mir nichts anderes übrig, als weiter zu warten.

    Dann kam das Ursprungszeugnis. Dieses musste der “Einfuhrstelle” beim Amt der Tiroler Landesregierung zur Bearbeitung vorgelegt werden. Die Bearbeitung erforderte eine – mit Elchen wusste man hier in Tirol nicht so im Detail Bescheid – offizielle Stellungnahme durch das Bundesministerium in Wien. Da aber auch das Ministerium nicht alle Tage Elche bearbeitet und überhaupt, wie jeder weiß, auch anderes zu tun hat, dauerte das Amtsvorgang “seine” Zeit; einige Schreiben waren hin- und her zu schicken, die Angelegenheit war ja schließlich nicht ganz unwichtig, schon wegen der Präzedenzmöglichkeit…

    Nur, der Schlachthof konnte nicht so lange warten: schließlich ist ja Fleisch Fleisch, und auch gekühlt hält es nicht ewig. “Also, bitte – was bleibt mir anderes übrig – ab mit dem Elch: Tiefkühlen!”, musste ich mich schweren Herzens entschließen. “Nein, geht leider nicht!”, runzelte der zuständige Veterinär-Arzt sorgenvoll die Stirn, “Tiere im Fell dürfen nicht tiefgefroren werden!” “Das macht nichts”, sagte ich, “man kann ihm das Fell ruhig abziehen!” “Nein, geht leider nicht!”, befand der Tierarzt, “Der Elch ist noch nicht freigegeben (deshalb war er ja noch dort) und damit noch ‘Zollgut’, und Zollgut darf nicht verändert werden!”

    Aber ins Dilemma zwischen “verderben lassen” und “Zollgut verändern” getrieben, entschied dann der Schlachthof doch “zugunsten meines Elches” und hängte ihn – samt Fell – in die Tiefgefrierbox. Na nicht mehr allzulanger Zeit trafen dann die offiziellen Bescheide ein: die Freigabe vom Ministerium; die Freigabe von der Landesregierung; die Freigabe vom Zoll – mit dem vorherigen Amts-Beschau-Termin.

    Vor Aufregung zitternd traf ich pünktlichst zur Zeit im Schlachthof ein; mehrere Zöllner und der Amtstierarzt waren zugegen. Mein Elch wurde aus der Kühlbox vorgeführt: “Mh, aha! Aha, mh! Schön! Alles in Ordnung, Stempel drauf. Fertig!” “Zollfrei einzuführen!”

    Meine “Spezialitäten-Wildbretwoche” wurde auch in diesem Jahr ein großer Erfolg. Und da Sie nun sicher das Rezept für den Elch erwarten, will ich Sie nicht enttäuschen und als Beispiel meinen “Elch-Nierenbraten” anführen:

    Den Elch halbieren und den Rücken vom Schlögel bis zur dritten Rippe von unten hinauf samt einem Teil des Bauches abschneiden und auslösen. Die Nieren herausnehmen und als Ganzes in den Rückenteil legen, alles rollen und ca. jeden Zentimeter binden. Mit Salbei, Rosmarin, Salz und Pfeffer fein würzen und im Rohr braten. Dabei öfters mit Suppe übergießen, um eine schöne Soße zu erhalten. Als Beilage passen nordische “Moltebeeren” (schauen wie Himbeeren oder Brombeeren aus – nur in Gelb!), Nordisches”Fledbroed” (dünn wie Knäckebrot) und breites Bohnengemüse.

    Es möge schmecken!

Blattspinat im Stacheldraht

    Egon Kammerlander, Hermann Knofler
    Leipzig

    Kennen Sie das “Jugend-Tanz- und Freizeitzentrum Haus Auensee” in Leipzig - den Stolz der ehemals “Deutschen Demokratischen Republik”? Inzwischen mag das ja alles anders geworden sein, völlig anders, aber damals, noch kurz vor Öffnung der Mauer…

    Der Anruf erreichte mich aus Ostdeutschland: ein bzw. das – jemand im volkseigenen Management muss dort schon einen fortschrittlichen Blick gehabt haben – ‘Leip-ziger Reisebüro’ bat mich, zur Eröffnungsgala einer von ihm groß-organisierten “Tiroler-Woche”
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