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Peter Leingartners Kuechenwelt

Peter Leingartners Kuechenwelt

Titel: Peter Leingartners Kuechenwelt
Autoren: Ede Emm
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Besprechung des Speiseplans allerdings kam es zu Auffassungsunterschieden: es ging um ‘meinen’ gebackenen Brie. Ich hatte vorgeschlagen, klein aufgeteilte Einzelportionen getrennt zu bereiten – sie bestand darauf, trotz meiner Einwände, den Brie als Ganzes zu backen. Was blieb mir anderes, als mich zu fügen.

    Dann war’s soweit. Als Gäste waren einige persönliche Freunde, wie z.B. der Präsident von Irland, geladen. Man ließ sich nichts abgehen. Für die achtzehn Personen wurden vierzig Kilo Hummer benötigt – die berühmten Maine-Hummer aus dem nahen Nachbar-Bundesstaat – zu zwei bis zweieinhalb Kilo das Stück. Auch mein Süppchen fand Gefallen.

    Eifrig sprach man dem Wein zu: als Weißer wurde der ‘Blanc de Blanc’ Louis Rothschilds verwendet – übrigens der Hauswein des Senators – und beim Roten handelte es sich um einen kalifornischen Cabenet Sovignon von Montavi. Die Tropfen kann man nur empfehlen.
    Dann kam der Brie, ‘mein’ überbackener Brie: feierlich hereingetragen auf einem riesigen Holztableau. Ein ganzer Laib mit fast einem dreiviertel Meter Durchmesser. Imposant anzusehen. Ein Höhepunkt. Der Oberkellner setzte das silberne Tranchiermesser an… Und das Unglück nahm seinen peinlichen Verlauf: das Käse-Innere nämlich, durch die Hitze dünnflüssig-weich geschmolzen, ergoss sich unaufhaltsamer Menge über Holztableau… und Damasttischtuch… und Gedeck… – die ‘bedrohten’ Sitznachbarn waren gerade noch rechtzeitig aufgesprungen – in breiter Front auf Teppich und Parkettboden. Da war nichts mehr zu retten.

    Aber eines kann ich (zu meinem Trost) versichern: mein ‘echter Tiroler Apfelstrudel’ hat nichts als Freude gebracht. Ich glaube, Frau Ethel Kennedy hat sogar drei Stücke ‘verdrückt’ – wahrscheinlich aus Kummer über die von ihr verursachte Brie-Katastrophe. Ja, wenn man halt (m)einem Tiroler Rat nicht folgt…

    Um zwei Uhr früh jedenfalls oder war’s schon bei Sonnenaufgang bedankte sich Senator Edward Kennedy persönlich bei mir, überreichte mir zum Zeichen seiner besonderen Anerkennung eine gut gelagerte Flasche Cognac von 1925(!) aus Familienbesitz, und ließ mich mit seiner überlangen weißen Cadillac-Pullmann-Limousine zurück nach Boston bringen.

    Müde, aber meine exquisite Cognacflasche fest in der Hand haltend, strömten mir während der Fahrt (daraus?) ziemlich skurrile Gedankenfetzen zu: Cognac von 1925… 1925 Höhepunkt der Prohibition … Wie dann Cognacs zu Kennedys?… aber bald muss ich eingenickt sein…

    Von meinem Apfelstrudel dürfen auch Sie träumen:

    Nehmen Sie ruhig gekauften Blätterteig oder Strudelteig. Für die Fül le etwas säuerliche Äpfel – Boskoop oder Gravensteiner - schälen und in Scheiben schneiden. Zuckerbrösel, ein wenig Zimt und Kardamom in Butter braun rösten. Die Brösel auf dem Teig verteilen, Äpfel mit Rosinen daraufgeben, einrollen, mit dem Messer den Strudel oben einschneiden (zum Ausdünsten!) und ca. vierzig Minuten bei einhundertachtzig Grad backen.

    Es möge schmecken!

Im “Tempel der Kochkunst”

    Toni Mosimann
    “Mosimann’s Club”
    London

    Ganz ohne gastronomische Absichten hatte ich in London Aufenthalt genommen: mein Englisch war aufzupolieren. Ich war allein vorausgefahren. Aber auch meine Frau wollte keineswegs ‘sprachlos’ zurückstehen und, sobald es die Geschäfte zuließen, kam sie nach.

    Zur vereinbarten ‘Arrival-Time’ war ich erwartungsfroh am Heathrow-Airport gestellt. Neben mir ein feiner ‘Englischer Gentleman’. “Hallo Pieter”, wandte er sich überraschend mir zu, “was machst denn du hier?” – “Ah, Toni? Ich warte auf meine Frau.” – “Na, ich auch!”.

    Toni Mosimann, ein Schweizer, führt in London den legendären “Mosimann’s Club”, das unumstritten beste Restaurant der Welt.

    Abgeschirmt wie eine Festung. Zugänglich nur für Club-Mitglieder. Aber der jährliche Mitgliedsbeitrag von tausend Pfund tut noch lange nichts zur Sache. Wer hier überhaupt zahlen “darf”, gehört wahrlich zu den Auserwählten – und muss trotzdem wochenlange Wartezeiten in Kauf nehmen, wenn er seine Mitgliedschaft in Form einer Platzreser-vierung für ein feines Essen nützen will.

    Nachdem wir unsere Frauen begrüßt hatten, lud Toni Mosimann uns ein, ihn doch gleich am selben Abend noch in seinem Lokal zu besuchen.

    Wir machten uns fein und läuteten pünktlich an der Türglocke. Die Empfangsdame schien bereits bestens instruiert, begrüßte
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