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Peter Hogart 1 - Schwarze Dame

Peter Hogart 1 - Schwarze Dame

Titel: Peter Hogart 1 - Schwarze Dame
Autoren: Andreas Gruber
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einem freien Tisch mit kariertem Stofftuch und einer tief hängenden rustikalen Lampe warf Hogart ein paar Münzen in die Jukebox: Johnny Winter, Count Basie und etwas von den Eagles. Irgendwie schien die Melancholie von Hotel California zu dieser Kneipe zu passen. Der Kellner, ein bärtiger Riese mit Baumwollhemd und Hosenträgern, warf ihm einen anerkennenden Blick zu. Anscheinend war Hogart nicht der Einzige, der mit dem Technosound aus dem Nebenlokal nichts anfangen konnte.
    Im hinteren Bereich des Restaurants befanden sich einige aufdringlich blinkende Spielautomaten, zwei Billard-Tische und eine Reihe Darts-Scheiben, wo sich eine Gruppe Jugendlicher lautstark amüsierte. Bevor Hogart diese Leute befragte, machte er sich an die Bedienung heran. Zunächst bestellte er eine Tasse Kaffee, schwarz ohne Zucker. Anschließend fand er mit seinem bruchstückhaften Tschechisch heraus, dass der Kellner zwar vor drei Wochen Dienst gehabt hatte, sich aber nicht an Alexandra Schelling erinnern konnte. Auf die Frage, ob der Mann die Bernardigasse kenne, erhielt Hogart nur ein Schmunzeln zur Antwort. Der Kellner winkte den Barkeeper herbei, einen lispelnden alten Mann mit Hasenscharte, und Hogart erfuhr, dass eine Dame im Papousek für einen ganzen Abend so viel kostete wie in Wien für eine Viertelstunde. Offensichtlich hielt ihn der Barkeeper für einen Touristen, der das Spezielle suchte. Hogart fand es zu mühsam, das Missverständnis aufzuklären. Seinetwegen sollte ihn der Mann für einen schrulligen Perversen halten, solange er nur eine Spur zu Alexandra Schelling fand. Hogart zeigte ihm das Foto. Manzelka - seine Ehefrau sei ihm abhanden gekommen. Kopfschüttelnd gab der Barmann einen Zischlaut von sich.
    Danach ging Hogart auf die Gruppe Billard spielender Jugendlicher zu. Er zeigte das Bild von Schelling herum, doch niemand konnte sich an die Frau erinnern. Und die Bernardigasse? Dort kannte man nur das Bordell, das anscheinend Berühmtheit in Prag besaß. Beiläufig erwähnte Hogart, dass er im Hotel Ventana wohne, während er einige Visitenkarten mit seiner Handynummer verteilte. Er wusste, dass diese Aktion nichts einbrachte - nicht im herkömmlichen Sinn. Niemand würde ihn anrufen, das war klar, aber in Fällen wie diesen musste man sich anbiedern und irgendwie auffallen. Er musste jemanden auf sich aufmerksam machen, der Schellings Entführer oder Mörder kannte. Nur dann würde sich herumsprechen, dass ein Fremder nach Prag gekommen war, der schnüffelte und unangenehme Fragen stellte. Nicht er würde denjenigen finden, der für Schellings Verschwinden verantwortlich war, sondern derjenige würde ihn finden. Und falls dabei das Wort Ehefrau oder Schwester fiel, wusste er, an welcher Stelle er einhaken konnte. Möglicherweise war es ein Fehler, so vorzugehen, aber wenn man innerhalb von vier Tagen Ergebnisse liefern sollte, blieb einem keine andere Wahl.
    Als er kurz nach Mitternacht in sein Hotelzimmer zurückkehrte, fiel er todmüde ins Bett.

KAPITEL 2
     
    Während Hogart am nächsten Morgen bereits um sechs Uhr früh durch die Prager Altstadt joggte und dabei bloß einigen streunenden Hunden und Getränkelieferanten begegnete, ging er im Geiste die übrigen Zielorte von Schellings Taxifahrten durch. Ihre Besuche bei der Kripo, dem chemischen Labor, der österreichischen Botschaft oder der Einsatzzentrale der Feuerwehr erschienen ihm weniger aufschlussreich. Seinen eigenen Besuch in der Nationalgalerie würde er sich für später aufheben. Im Augenblick interessierte ihn Schellings zweimalige Fahrt in die Villengegend vor der Prager Burg mehr. Beide Male handelte es sich um dieselbe Adresse: das erste Haus in einer Seitengasse der Valdstejnska in der Nähe des Palffygartens.
    Nach einer heißen Dusche in seiner Hotelsuite und einem ausgiebigen Frühstück im Wintergarten betrat er die klimatisierte Lobby. Die Säulenhalle mit dem schwarz-orangefarbenen Interieur verströmte einen intensiven Geruch nach Flieder. Hogart legte den Zettel mit der Adresse vor Tereza auf den Rezeptionstisch.
    »Guten Morgen, Herr Hogart.« Zuerst lächelte sie ihn mit großen Augen an, doch dann starrte sie wortlos auf das Papier.
    »Wissen Sie, was sich dort befindet?«, fragte er.
    »Sie haben doch behauptet, Sie wären nicht von der Polizei. Und ich dachte …« Sie strich sich eine Strähne hinters Ohr. Dabei verrutschte ihre sonst so perfekte Pagenfrisur.
    »Bin ich auch nicht. Wie ich gestern schon sagte, arbeite ich für
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