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Perth

Perth

Titel: Perth
Autoren: Peter Martin
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Nachbarn Jim und Mary Jo Clark. Jim war ebenfalls erst vor kurzem an die englische Fakultät der Universität gekommen. Er hielt Kurse über Shakespeare. Er war ein bärtiger, kräftiger junger Mann aus Arizona, der zwei eigentlich nicht zusammenpassende Leidenschaften hatte: das Sammeln antiquarischer Bücher und das Motorradfahren. Vor seinem Haus stand sein riesiges, auf Hochglanz poliertes, gefährlich aussehendes 850er Moto-Guzzi-Monster . Er amüsierte sich über unsere Probleme mit Perth.
    »Macht euch nicht zu viele Sorgen über sie«, sagte er. »In drei oder vier Jahren wird sie über diese rebellische Phase hinweg sein. Die Frage ist nur, ob ihr dann noch Geld übrig haben werdet .« Eine sehr hilfreiche Bemerkung.
    Perth hörte ruhig zu und sah dabei aus wie der Gehorsam in Person.
    »Perths Problem ist nicht ihr Alter, es ist ihr eiserner Wille und ihre Dickköpfigkeit«, antwortete ich. »Sie war schon immer so und hat hier nicht genug zu tun. Es gibt nicht mal andere Hunde in der Gegend, mit denen sie sich anfreunden könnte. Ihr ist langweilig .«
    »Sie ist wirklich ein hübscher Hund«, sagte Mary Jo, die versuchte, den Scherz ihres Mannes wieder gutzumachen.
    Da fiel mir ein, dass ich Jim um einen Gefallen bitten konnte. »Übrigens, Jim, wir müssen für ein paar Stunden in die Stadt, und es wäre sehr unpraktisch für uns, Perth mitzunehmen. Aber wenn wir es nicht tun, läuft sie uns vielleicht nach. Könntest du sie eventuell festhalten, bis wir weit genug weg sind? Wäre das möglich? Nur ein paar Minuten, dann kannst du sie loslassen, und sie bleibt von alleine da .«
    »Na klar, wenn ich damit einem verzweifelten Kollegen helfen kann .«
    Als wir wegfuhren, sah ich im Rückspiegel, wie er neben Perth hockte und sie festhielt. Sie sah uns aufmerksam nach.
    Zwei Stunden später kamen wir zurück. Perth wartete auf der Veranda und freute sich, uns zu sehen. Ich ging sofort nach nebenan, um mich bei Jim zu bedanken. Er kam zur Tür und hielt ein blutbeflecktes Taschentuch in der Hand. Seine Nase war ebenfalls blutig.
    »Was ist mit deiner Nase passiert ?« , fragte ich und zitterte etwas.
    »Dein Hund hat mich gebissen. Sobald ihr außer Sichtweite wart, versuchte sie freizukommen, und als ich sie fester hielt, drehte sie sich um und biss mir blitzschnell ein Stück von meiner Nase ab .«
    »Oh nein! Ist es schlimm? Tut es weh? Es tut mir wirklich Leid, Jim. Das ist schrecklich .«
    »Im ersten Moment wusste ich nicht, was passiert war. Es war saubere Arbeit, sehr exakt. Es hat nicht wehgetan. Als ich das Blut sah, habe ich sie losgelassen. Ich habe etwas übertrieben, es ist nicht so schlimm, aber Nasen bluten stark. Sie wollte wirklich hinter euch herrennen , das kann ich dir sagen .«
    »Sie hat noch nie jemanden gebissen«, sagte ich schwach. Ich konnte die beiden ordentlichen kleinen Zahnabdrücke rechts und links von seinem Nasenrücken erkennen. »Kann ich irgendwas für dich tun, Jim ?« , fragte ich besorgt.
    »Schon gut, es sind nur zwei kleine Löcher. Sie wollte mich nicht auffressen, sondern mir nur eine Botschaft übermitteln. Sie hat doch nicht etwa die Tollwut, oder ?«
    Zu dieser Zeit war es noch kein Volkssport in den USA geworden, sogar seine besten Freunde auf Schmerzensgeld zu verklagen. Jim war höflich und unbekümmert. Ich dagegen fühlte mich sehr unwohl.
    Er tröstete mich: »Komm doch auf eine Cola herein. Lass uns das Ganze einfach vergessen. Das ist vielleicht ein Hund. Er hängt sehr an euch. Er sieht wirklich süß aus, bis man versucht, ihn zu etwas zu bringen, das er nicht will. An eurer Stelle würde ich andere Leute warnen, dass sie mit ihren Nasen nicht zu nahe an seinen Kopf kommen sollen .«
    Cindy machte sich große Sorgen. An diesem Abend sagte sie: »Es ist ein Problem. Wir können nicht zulassen, dass Perth unsere Freunde beißt. Wir können doch nicht allen unseren Gästen in dem Moment, in dem sie zur Tür hereinkommen, sagen, dass sie ihr mit dem Kopf nicht zu nahe kommen dürfen .«
    »Es liegt einfach daran, dass es ihr hier nicht gefällt. Sie muss sich daran gewöhnen. Wir wussten von Anfang an, dass sie kein durchschnittlicher Hund ist. Wir müssen einfach aufpassen, das ist alles .«
    Sehr beunruhigt schliefen wir schließlich ein. Perth lag wie üblich am Fußende des Betts. Aber sie schnappte weiterhin nach Menschen und hatte noch zweimal Kontakt mit Nasen. »Nein, beugen Sie sich nicht zu ihr hinunter«, rief ich hektisch, als ein Kollege
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