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Perry Rhodan Neo 6: Die dunklen Zwillinge (German Edition)

Perry Rhodan Neo 6: Die dunklen Zwillinge (German Edition)

Titel: Perry Rhodan Neo 6: Die dunklen Zwillinge (German Edition)
Autoren: Frank Borsch
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schlimm genug, stundenlang im stickigen Humvee zu sitzen. Mit drückender Blase war es unerträglich. Und anzuhalten und auszusteigen, um sich zu erleichtern, kam nicht in Frage.
    »Und es ist Freitag. Freitags ist es ruhig.«
    »Meistens.« Manchmal aber auch nicht. Manchmal schien es, als nutzten die Aufständischen den freien Tag, um sich zu sammeln und konzentriert zuzuschlagen.
    »He, Clifford!«, rief eine Stimme. »Es geht los!«
    Es war Ivanhoe. Er war aufgestanden und winkte ihm zu.
    »Viel Glück!«, wünschte ihm die Wache und trat zur Seite, um das Tor für den Konvoi zu öffnen.
    Sanders zischte einen Eminem-Song vor sich hin, als Monterny in den Humvee stieg. Ivanhoe saß bereits auf dem Platz des Beifahrers. »Alles klar?«, fragte er.
    »Klar. Was sonst?« Monterny legte den Gang ein und fuhr an.
    Monterny steuerte den Humvee über das Vorfeld der Station, absolvierte den Zickzack zwischen den Betonsperren, die Selbstmordattentäter davon abhalten sollten, bis an das Tor vorzudringen.
    Vor ihnen lag ein Ruinenfeld. Ein aufgegebener Ausläufer von Sadr City. Unbewohnt.
    »Links oder rechts?«, fragte Monterny.
    Die Patrouille führte jeden Tag entlang derselben Route. Die einzige Variation stellte die Richtung dar, in der sie die Strecke abfuhren.
    Es war praktizierter Irrsinn. Leichter hätten sie es den Aufständischen nicht machen können. Aber die Befehle von oben waren eindeutig: Es galt Präsenz zu zeigen, der Bevölkerung ein Gefühl von Sicherheit und Beständigkeit zu vermitteln.
    Offiziell.
    Inoffiziell war jedem der Soldaten der Einheit klar, was der Zweck ihrer Patrouillen war: Sie sollten Feuer auf sich ziehen. In diesem Krieg war der Gegner unsichtbar. Also boten sie sich ihm an, um auf diese Weise Ziele für die eigene, weit überlegene Feuerkraft zu finden.
    Sanders beugte sich herunter. »Macht nicht so bescheuert herum!«, keifte er. »Ihr wisst genau, welche Richtung wir fahren müssen, damit wir Ivanhoes bescheuerte Schlappen loswerden!«
    Ivanhoe beachtete ihn nicht. »Rechts«, sagte er nur.
    »Okay!«
    Monterny lenkte den Humvee auf die vierspurige Straße. Ein Relikt aus den Goldenen Siebzigern des Iraks, als das Ölgeld des Landes noch nicht ausschließlich für das Militär und den Luxus der Elite draufgegangen war. Keine der vielen im Mittelstreifen aufgereihten Laternen leuchtete mehr. Selbst dann nicht, wenn Strom vorhanden war.
    Monterny beschleunigte zügig. Tempo war Sicherheit.
    Die Autos der Iraker scherten nach rechts aus, sobald sie den Konvoi bemerkten, und ließen sich zurückfallen. Niemand, der seinen Verstand beisammenhatte, wollte in der Nähe der Amerikaner fahren.
    Sanders war unentwegt in Bewegung, schwenkte sein Maschinengewehr von links nach rechts. Ivanhoe schwieg, spähte konzentriert an den Straßenrand. Sie kannten jeden Busch, jeden Abfallhaufen entlang der Strecke. Sie mussten es, wollten sie überleben. Jede Veränderung bedeutete Gefahr, mochte auf einen improvisierten Sprengsatz hinweisen, der auf den Konvoi wartete.
    Für gewöhnlich waren sie zu fünft. Aber Baines und McEvoy hatten sich krankgemeldet. Lebensmittelvergiftung. »Feige Schweine!«, hatte Sanders nur gemurmelt, als man es ihnen mitgeteilt hatte. Ivanhoe hatte ein Lächeln unterdrücken müssen. Zwei Kameraden mehr brachten ihnen nichts. Aber zwei Kameraden weniger bedeuteten mehr Platz für Schuhe.
    Die ausgebaute Straße endete, wurde zweispurig. Links ragte eine Mauer aus Betonelementen auf. Vier Meter hoch. Ihre Unregelmäßigkeit verriet die Hast, mit der man sie errichtet hatte. Sie trennte die armen Schiiten von Sadr City von ihren sunnitischen Landsleuten, sollte dafür sorgen, dass die Menschen nicht übereinander herfielen.
    Monterny rutschte auf dem Fahrersitz herum, suchte nach einer Stellung, die seinem Rücken auch nur annähernd erträglich erschien. Er schwitzte. Die Sonne begann den Humvee aufzuheizen.
    Die Straße wurde enger, als von rechts die Bebauung heranrückte. Monterny musste Geschwindigkeit herausnehmen.
    Sie passierten eine Stelle, an der Wand und Asphalt geschwärzt waren. Vor zwei Wochen hatte hier ein improvisierter Sprengsatz auf die Abend-Patrouille gewartet. Die ausgebrannten Fahrzeuge hatte man innerhalb von Stunden weggeschafft. Sie waren schlecht für die Moral.
    Der unter der Hitze aufgeplatzte Asphalt war geblieben. Und würde bleiben. Niemand im Irak hatte Geld oder Geduld für Aufgaben wie diese.
    Der Humvee rollte über eine Bodenwelle,
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