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Perry Rhodan Neo 028 - Flucht ins Dunkel

Perry Rhodan Neo 028 - Flucht ins Dunkel

Titel: Perry Rhodan Neo 028 - Flucht ins Dunkel
Autoren: Christian Humberg
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das Armband auffordernd ansah, verkniff sich die körperlose Stimme in seinem Geist jeglichen Kommentar.
    »Soßen stehen dahinten«, riss ihn die Stämmige aus seinen Betrachtungen. Sie knallte ein hölzernes Brettchen auf den Tresen ihres Verkaufsstandes. Darauf lag ein dünner Spieß, an dem deutlich weniger – und deutlich kleinwüchsigere – gegrillte Insekten prangten, als es die werbenden Holos oberhalb des Grillstands verhießen.
    Einen Sekundenbruchteil lang überlegte Gihl-Khuan, ob es zu seiner Tarnung passte, sich ob der klar minderwertigen Portion zu beschweren, dann entschied er sich aber dagegen. Er wollte weiterziehen, kein Straßentheater aufführen.
    »Danke! Und noch ein gesegnetes Fest. Möge das Licht der drei ...«
    »Ja, ja, ja.« Die Stämmige winkte schroff ab. »Der Nächste?«
    Gihl-Khuan schnaubte zufrieden und machte den Weg für neue Kunden frei. Mit dem Spieß, so fand er, war seine Fassade ohnehin komplett. Er hatte das Zeichen der Monde am Kragen, mühte sich, den Blick eines faszinierten Festbesuchers zu imitieren, und ließ sich mit dem Strom der Menge treiben. Mehr brauchte es nicht, zumindest für den Moment.
    Den Rest erledigte das Interface. Die Kombination aus Funkempfänger in seinem Ohr und dem kleinen rechteckigen 3-D-Monitor in der Halterung vor seinem rechten Auge brachte die ganze Stadt zu ihm. Bereits seit er vor knapp einer Stunde die Wohnung verlassen hatte, lauschte und beobachtete er den Datenstream der städtischen Sicherheitskräfte.
    Die Funkmeldungen – eine traurige Mischung aus verfrühtem Siegesjubel, frustrierten Flüchen und strategischem Rangieren von Einsatztrupps und Schwebegleitern – erwiesen sich bislang als wenig inspirierend. Die Bilder aber, die seine technische Ausrüstung aus den Nachrichtenfeeds zog und dem mehrfach gesicherten behördlichen Netz unbemerkt abzwackte, gaben durchaus Aufschluss über den aktuellen Stand in den Straßen der Metropole. Gihl-Khuan sah Aufnahmen, in denen panische Topsider aus dem Getto flohen, Bilder von Sendschai-Karth und anderen Gebäuden des in diesen Stunden besonders aufmerksam patrouillierten Regierungsviertels sowie aus diversen anderen Teilen der Stadt. Es waren zwar allesamt Standbilder – mehr musste er dem Interface in der aktuellen Situation nicht abverlangen –, doch für seine Zwecke mehr als ausreichend. Wo immer die Helmkamera eines städtischen Ordnungshüters oder Soldaten Aufnahmen an die Einsatzleitung übertrug, hatte Gihl-Khuan einen unwissenden Informanten.
    Die Bilder auf dem winzigen Monitor wechselten in so rascher Folge, dass sie einen in der Jagd weniger geschulten Betrachter sicher verwirrt hätten. Doch nicht ihn. Und früher oder später, das wusste er aus langer Erfahrung, würden sie ihm die Information zeigen, auf die er lauerte. Die Spur!
    Den Bungerrt in der Linken, fuhr er mit rechts die Lautstärke des Empfängers wieder ein wenig höher. Sofort kehrte das Chaos aus dem Äther zurück.
    ... haben wir inzwischen die Gewissheit, dass das Regierungsviertel bislang nicht im Visier der Aufständischen ist , meldete eine tiefe Stimme gerade. Leider liegt uns nach wie vor keine Spur der Flüchtenden vor. Eine Personenbeschreibung Khatleen-Tarrs kann via Datenfeed eingesehen werden ...
    Die unnützen Ansagen der Sicherheit im Gehörgang und die Momentaufnahmen vor dem Auge, bog er um eine Häuserecke und in die nächste Straße. Immer weiter trugen ihn seine Füße, fort vom Wohnturm und den Essensständen und weiter ins Herz der Hauptstadt. Kerh-Onf war ein architektonischer Flickenteppich, in dem historische Viertel – die stolzen Altbauten des Zentrums – friedlich neben modernen Wolkenkratzern existierten, raketenförmigen Türmen mit sphäroidischen Ausbuchtungen.
    Normalerweise erwies sie sich in der Nacht als Meer künstlicher Lichter. An diesem Abend aber, zu Ehren der drei Monde, hatte man auf nahezu sämtliche Beleuchtung verzichtet, die nicht natürlichen Ursprungs war. Künstliches hatte im Fest des Lebens keinen Platz. Gihl-Khuan zog an den Feuern, Lampions und Fackeln vorbei, sah die dunklen Fassaden und fühlte sich, als sei er an einem ganz anderen Ort gelandet. Einem unendlich schöneren.
    »Fast wie daheim, oder?«, flüsterte er und staunte, wie viel Wehmut die Worte mitbrachten.
    Die imaginäre Stimme seines Armbands bestätigte es. Auf Buntayn hatten wir auch kein künstliches Licht.
    »Wir brauchten keines.«
    Mit den zahlreichen technischen Errungenschaften
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