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Perry Rhodan Neo 017 - Der Administrator

Titel: Perry Rhodan Neo 017 - Der Administrator
Autoren: Frank Borsch
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mehrere Sekunden Schub. Die topsidischen Triebwerke reagierten augenblicklich und exakt.
    »Ich aktiviere den Schirm!«
    Das Brummen des Reaktors wurde lauter, als der fünfdimensionale Schild entstand. Eine halbtransparente, leuchtende Glocke legte sich um die PANERC. Das Leuchten stammte von den Gasen, die im Schirm vergingen. Rhodan registrierte aus dem Augenwinkel die Belastung des Schirms: zwischen neun und elf Prozent. Ihnen blieb noch viel Spielraum.
    Chaktor begann zu murmeln. Rhodans Anzugtranslator übersetzte die Worte nicht, aber er glaubte, eine Art Gebet zu hören, eine Beschwörung. Der Ferrone presste das metallene Ei fest gegen den Bauch. Es musste die Entsprechung zur menschlichen Geste des an die Brust Pressens sein.
    Bull sagte laut: »Siehst du schon die ersten Gespenster, Chaktor?«
    Es war eine unverzeihlich respektlose Bemerkung. Die Art von Bemerkung, auf die nur Reg kam – und mit der nur der Freund durchkam.
    »Keines, das nur annähernd so schrecklich wie du wäre, rothaariger Mensch!«, entgegnete Chaktor im selben bissigen Tonfall.
    Bull lachte auf. »Na also! Dann kann ja nichts schiefgehen ...«
    »Du sagst es!«, pflichtete der Ferrone bei.
    Rhodan lauschte dem Wortwechsel verblüfft. Zwischen Bull und Chaktor hatte sich rasch eine ruppige Männerfreundschaft entwickelt. Der Mensch und der Ferrone schienen sich einander als Gleichwertige zu sehen – während Chaktor im Umgang mit ihm selbst immer noch Ehrfurcht an den Tag legte. Rhodan hatte den Ferronen das Licht zurückgebracht. Es garantierte ihm bedingungslosen Respekt. Doch die Kehrseite war eine gewisse, unüberbrückbare Distanz.
    »Wenn ihr mich fragt ...«, sagte Bull. »Ich kann hier keine Geister sehen. Nur Giftgas und Stürme. Allerdings von der ganz fiesen Sorte.«
    »Wenn du sie so einfach sehen könntest, wären es keine Geister«, wandte der Ferrone ein.
    Bull schwieg einen Augenblick, dann schüttelte er langsam den Kopf. »Chaktor, du bist Raumfahrer. Ich kann es immer noch nicht fassen, dass du an diese abwegigen Legenden über Gol glaubst.«
    »Nicht abwegiger als die Legenden über die Lichtbringer. Und doch seid ihr gekommen!«
    »Klar. Und jetzt guck dir mal an, welche Überwesen du dir eingehandelt hast! Den lausigsten Baseballspieler, den Columbus High je gesehen hat. Frag meinen alten Sportlehrer!«
    »Ihr habt uns Ferronen gerettet, das steht fest.« Chaktor hatte offensichtlich weder mit »Baseballspieler« noch mit »Columbus High« etwas anfangen können. »Über den Rest sehe ich großzügig hinweg.«
    »Edel von dir. Du ... was?«
    Ein Ruck schnitt Bull das Wort ab.
    »Kein Grund zur Beunruhigung«, schaltete sich Rhodan ein. »Die Andruckabsorber arbeiten nicht komplett synchron. Ein Jetstream der oberen Atmosphäre hat uns erfasst. Schätzungsweise fünfhundert Kilometer die Stunde schnell, relativ zur Oberfläche.«
    »›Schätzungsweise‹!«, machte Bull. »Du bist mir ein schöner Astronaut. Hast du das nicht exakt?«
    »Leider nicht.« Rhodan wandte sich nach rechts. »Chaktor?«
    Der Ferrone ließ die Finger geschickt über die Touchscreens huschen, lehnte sich schließlich zurück. »Nichts. Weder Infrarot noch Radar, noch Mikrowellenortung bringen uns weiter. Ich habe es doch gesagt.«
    Chaktor war im Vorfeld ihres Aufbruchs der größte Mahner gewesen. Gol war ein Rätsel. Die Ferronen beherrschten seit Jahrtausenden die Raumfahrt innerhalb ihres Systems. Aber noch nie war eines ihrer Fahrzeuge, bemannt oder unbemannt, in die unteren Schichten der Atmosphäre eingetaucht und wieder zurückgekehrt. Angesichts der physikalischen Daten gab es keinen Mangel an wissenschaftlichen Erklärungen für dieses Scheitern, doch Chaktor, der ansonsten stocknüchterne Raumfahrer, wollte sie nicht gelten lassen. Für den Ferronen gab es nur eine Erklärung: die Geister von Gol.
    Schlechte Menschen fuhren nach dem Tod zur Hölle oder dem Äquivalent, das ihr jeweiliger Glauben diktierte. Die Seelen schlechter Ferronen wurden auf Gol eingesperrt.
    Daran glaubte Chaktor felsenfest, daran glaubten alle Ferronen. Eine bemerkenswerte Tatsache, fand Rhodan, der die kulturelle Zersplitterung der Wega-Bewohner am eigenen Leib erlebt hatte. Es gab offenbar nur drei Dinge, die die Ferronen einte: ihre bedingungslose Verehrung des Thort, ihre Sprache – und der Glaube an die Geister von Gol.
    Es war ein Aberglaube. Anachronistisch, aber erklärbar. Rhodan hielt ihn für das Produkt der langen Bruderkriege der
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