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Perry Rhodan - Jupiter

Perry Rhodan - Jupiter

Titel: Perry Rhodan - Jupiter
Autoren: div.
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anzubauen.
    Meister Beaujean hatte mich für die Arbeit an der Boje eingeteilt. Er selbst bastelte an dem Photonentriebwerk, das einen Teil der Grube einnahm, in der in den Zeiten vor der Hyperimpedanz-Katastrophe das Polgeschütz installiert gewesen war.
    Das Floß flog mit der Unterseite zum Planeten; die Rettungsboje befand sich auf der Oberseite der Hülle. Wenn auch leider nicht in unmittelbarer Nähe des Pols, sondern etwa dreißig Meter darunter, knapp über der Diskuskante.
    Anadea warf mir ab und an einen Blick zu, den ich nicht deuten konnte. Den ich, um bei der Wahrheit zu bleiben, nicht deuten wollte. Ich ertappte mich dabei, dass ich darüber nachdachte, was sie vor ihrem Aufenthalt auf dem Floß gewesen sein mochte, welches Leben sie geführt hatte. Wir hatten nie darüber gesprochen. Ich kannte ihren Duft, ihren Rhythmus, die Tiefe und Artikulation ihres Atems, wenn ihr Mund in der Neigung zwischen meinem Hals und meiner Schulter lag, aber ich wusste nicht einmal, auf welchem Planeten sie geboren worden war.
    Die Arbeit war körperlich und anstrengend. Wir hatten keine Roboter an Bord – schließlich waren wir keine Vajyarana-Buddhisten, die nicht nur ihre Gebetsmühlen von Maschinen drehen ließen, sondern sogar Mani-Robots hatten, Gebetsroboter.
    Die, wie Beaujean einmal gewitzelt hatten, wenn sie in ihrem ersten Leben Transformkanonen gewesen waren, trotz Recyclings wahrscheinlich ein ziemlich mieses Karma hatten.
    Nun wäre ich um ein paar Bots an Bord ganz froh gewesen. Die Arbeit artete in Tortur aus. Natürlich hatten wir auch auf dem Floß handwerklich gearbeitet. Dort, wo sich vor ewigen Zeiten der Hypertrop, die Energiewandler und der Gravitaf-Speicher befunden hatten, waren unsere Werkstätten eingerichtet. Wir hatten getischlert, geschreinert, getöpfert und geschnitzt. Unsere Erzeugnisse hatten wir Handelsschiffen des Syndikats der Kristallfischer anvertraut, die einmal im Vierteljahr am Diamantenen Floß anlegten. Wenn die Kristallfischer nicht selbst unsere Waren abnahmen, brachten sie sie zu einem Markt auf Ganymed, auf der Venus oder auf Terra.
    Von den Kristallfischern erhielten wir im Gegenzug Rohstoffe, Saatgut, Gewürze, Hölzer, Wasser und Gase.
    Auf den Decks 19 und 20, also dort, wo einst die Metagrav-Triebwerksanlage gewesen war, hatte die erste Besatzung des Floßes die Treibhäuser eingerichtet und die Ackergalerie. Wir hatten gesät und geerntet und anschließend gemahlen und gebacken.
    Ich hatte Uhren repariert – uralte ferronische Zeitwalzen, historische Schattenchronometer von Topsid, sogar eine der immer ungenauen Wind- und Wandeluhren der Ebar-Doschonin. Und natürlich immer wieder – meine Spezialität – terranische Kuckucksuhren. Ich habe keine Ahnung, aus welchen Museen die Kristallfischer diese Dinger herbeischleppten. Aber ich glaube, in Kennerkreisen auf Terra besaß ich einen gewissen Ruf, ja, ich vermute sogar, ich bin im ganzen Solsystem der einzige menschliche Uhrenmacher gewesen, der sich noch um diese Gebilde kümmerte.
    Ich hatte schon während meiner Zeit im Liga-Dienst angefangen, mich für vorindustrielle Feinmechanik zu interessieren. Nicht dass ich diese Kuckucksuhren besonders geliebt hätte: diesen Nachbau eines Bahnwärterhäuschens aus der Epoche der Dampfmobilität unserer Ahnen, dieses Schlagwerk, das den geschnitzten Miniaturvogel herausschwenkte und seinen Ruf mit zwei winzigen Orgelpfeifen imitierte. Der Kettenzug, der Blasebalg, das Nockenrad. Die idyllischen-ulkigen Szenen im Vorgarten der Uhr, Tänzerin und Gänsehirt, Sonnenfrau und Regenmann.
    Wie sinnig übrigens, dass ich in diesen Momenten an meine Kuckucksuhren dachte.
    Da doch die Zeit für mich ablief.
    Das Rettungsboot saß wie aufgepfropft auf der Hülle des Diskusraumers – unseres Diamantenen Floßes. Eine kleine Mannschleuse an der Unterseite des Bootes war mit einem engen Schott der Hülle gekoppelt. Das hieß: Wir konnten über das Floß direkt in das Boot wechseln.
    Gute Nachricht.
    Die schlechte Nachricht war, dass das Boot offenbar seit Generationen als Deponie für Krimskrams verwendet worden war. Leider besaß es kein zweites und nach außen führendes Schott, das wir hätten öffnen können, um auf diesem Weg und im Sog der Entlüftung das Zeug in den Weltraum zu entsorgen.
    Also mussten wir die Boje ins Floß ausräumen.
    Die Mannschleuse war rund, kein Meter im Durchmesser. Wozu auch mehr – die Schädelteller der Gataser maßen nicht mehr als einen halben
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