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Perry Rhodan - Jupiter

Perry Rhodan - Jupiter

Titel: Perry Rhodan - Jupiter
Autoren: div.
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langsam in Richtung von Beaujeans Zelle. »Werden sie es schaffen?«, fragte ich.
    »Jetzt liegt es an ihnen«, antwortete Beaujean. »Und ein wenig auch an PRAJNA. Will sagen: an ein paar Berechnungen, die sie angestellt hat.«
    Ich hob fragend die Augenbrauen, aber Beaujean schien nichts weiter darüber sagen zu wollen.
    Wir schwiegen eine Weile. Eine leichte, durchsichtige Stille herrschte im Schiff. Wie aus weiter Ferne erklangen plötzlich die Rufe eines Kuckucks.
    Hatte ich die Tür zu meiner Zelle offen gelassen?
    Wahrscheinlich. Wahrscheinlicher jedenfalls, als dass der mechanische Vogel sein Bahnwärterhäuschen verlassen und sich mit seinen hölzernen Schwingen auf den Weg zu uns gemacht hätte.
    »So spät schon?« Meister Beaujean sah mich lange an. »Hast du dich nicht gefragt: warum du?«
    Ich nickte und zuckte dann mit den Achseln.
    Meister Beaujean sagte: »Wir hätten losen können. Wir hätten PRAJNA bitten können, die Auswahl zu übernehmen. Wir hätten uns versammeln und die anderen fragen können: Welche zwei von uns allen bleiben zurück?« Er seufzte. »Alles wäre ebenso gerecht gewesen, meinst du.«
    »Ja«, gab ich zu.
    »Oder sogar gerechter? Es wäre dir gerechter vorgekommen, wenn nicht du – oder ich und du – es entschieden hätten, sondern ein Los? Oder eine Maschine? Oder wenn ein anderer dir die Entscheidung abgenommen hätte? Anadea vielleicht? Oder Magnus? Aaron? Unsere topsidischen Praktikanten vielleicht in ihrem Ehrgeiz, möglichst schnell Erleuchtung zu erfahren?«
    »Unsere Novizen«, verbesserte ich ihn.
    Wir mussten beide lachen.
    Er sagte: »Du warst ja der, der blieb. Alle anderen sind gegangen. Du bist geblieben. Obwohl Anadea dich gefragt hat, ob du mit ihr kommst. Warum?«
    »Ich weiß es nicht«, murmelte ich.
    »Du weißt es doch«, sagte er. »Bedenke dich.«
    Wir schwiegen eine Weile. »Ja«, sagte ich. »Ich weiß ja.«
    Meister Beaujean sagte: »Unerschöpflich sind die Leidenschaften, ich gelobe, sie ganz zu zerstören. Manche – ach was« – er lachte tief und dröhnend –, »die meisten sogar glauben, das sei ein bitterer Krieg mit reichlich Kollateralschäden in den Territorien unserer lustfeindlichen buddhistischen Seelen. Natürlich weiß niemand besser als wir, dass jede Leidenschaft wunderbar und angenehm sein kann. Aber noch weit wunderbarer und angenehmer ist das Nachlassen der Leidenschaften. Und je intensiver die Leidenschaft gebrannt hat, desto wohliger ist ihr Erlöschen, nicht wahr?«
    Ich nickte.
    Meister Beaujeans Stimme schien selbst zu erlöschen, als er leise fortfuhr: »Und welche Leidenschaft wäre größer, als die zu leben? Und welches Erlöschen also wünschenswerter? Dass wir abstürzen, daran können wir nichts ändern. Ich weiß nicht, was sich hier getan hat, Emil, und PRAJNA weiß es auch nicht: Ob es eine Naturkatastrophe ist oder eine gigantische Manipulation. Du und ich, wir hatten ein leidenschaftlicheres Leben als die meisten an Bord unseres Floßes, nicht wahr?«
    »Nicht unbedingt ein glücklicheres«, wandte ich vorsichtig ein.
    »Wer spricht von Glück? Ich nicht. Ich spreche von Leidenschaften. Deine Zeit im TLD. Deine Vermittlung im Kunstkrieg der Therborer. Deine Teilnahme am Kommando Machraamp. Dein Einsatz gegen den Gläsernen Dual und der Tod von Valerie Chrum ...«
    Ich hob die Augenbrauen. »Woher ...?«
    Beaujean winkte ab. »Lass gut sein, Emil. Wir hatten vielleicht kein glücklicheres Leben als die meisten an Bord des Floßes, aber ein leidenschaftlicheres. Und nun werden wir es genießen, die Leidenschaft erlöschen zu spüren, und zu spüren, wie unser Genießen erlischt und unser Wunsch, zu genießen.«
    Wir hatten die Zelle des Meisters erreicht, die alte Zentrale. »Hallo, PRAJNA«, begrüßte Beaujean das Positronenhirn. »Wie sieht es aus.«
    »Hoffnungslos«, antwortete die Maschine.
    »Gut«, sagte Beaujean. Er stand reglos und entspannt. Er atmete ruhig. »Geht es dir gut?«, fragte er mich.
    »Eigentlich plagt mich nur eine letzte Frage«, gestand ich.
    »Welche?«
    »Wie werden wir sterben?«
    Auf Meister Beaujeans Gesicht trat ein Ausdruck unsagbaren Friedens. Es war kein Lächeln, und ich konnte auch nicht sagen, dass seine Augen strahlten.
    Er selbst strahlte.
    Es leuchtete aus ihm heraus, und ich trat über in diesen Frieden wie ein Siedler in neues, unvorstellbar fruchtbares Land.
    Ich glaube, ich hätte seine Antwort gar nicht mehr gebraucht.
    Alles war klar.
    Wie wir sterben würden?
    Er
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