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Perry Rhodan - 2564 - Die verlorene Stimme

Perry Rhodan - 2564 - Die verlorene Stimme

Titel: Perry Rhodan - 2564 - Die verlorene Stimme
Autoren: Marc A. Herren
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gesehen hatten.
    Erst jetzt stellte Perry fest, dass er einen Hut mit breiter Krempe trug.
    »Ich bin ... ein Wanderer«, sagte Perry. Das schien ihm die richtige Antwort zu sein. »Weshalb

hast du mich gerufen, Junge?«
    »Habe ich das?«
    »Ich habe dich gehört.«
    »Ich weiß nicht mehr weiter«, sagte der Junge traurig. »Ich habe Angst.«
    »Wovor hast du Angst?«
    »Vor allem.«
    Perry fühlte, wie sich sein Magen unangenehm zusammenzog. Die Szenerie wirkte plötzlich

lieblos. Die dunklen Wolken hingen drohend über ihnen, der Regen suchte seinen Weg in jede Pore,

verdrängte den letzten Rest Wärme aus ihren Körpern.
    »Ich glaube, ich weiß, was du meinst, mein Junge«, sagte Perry vorsichtig. »Das Leben macht

manchmal Angst.«
    »Dir auch, Wanderer?«
    Perry lächelte traurig. »Ja, mir manchmal auch. Und heute ganz besonders.«
    »Manchmal kann ich mich nicht entscheiden, was ich tun soll.«
    Perry blickte in das kleine, unglückliche Gesicht mit den aufmerksamen Augen. Auf einmal

fühlte er, wie sich Wärme in seiner Brust ausbreitete.
    »Du bist noch ein Kind«, sagte er.
    »Solche Sorgen sollten eigentlich nur den Erwachsenen gehören.«
    Der Junge presste die zitternden Lippen zusammen. »Aber ich muss mich wirklich entscheiden.

Was, wenn ich etwas falsch mache?«
    »Nun«, sagte Perry. »Die Angst vor einer Entscheidung besiegt man, indem man sie trifft.«
    »Wie meinst du das, Wanderer?«
    Wassertropfen kitzelten an Perrys Nase. Mit beiden Händen strich er sich über das Gesicht.

»Man weiß nie, wie etwas herauskommt, wenn man sich so oder so entscheidet«, sagte er. »Wichtig

ist nur, dass man die Entscheidung trifft, die sich zu diesem Zeitpunkt am besten

anfühlt.«
    Perry beugte sich hinunter, sodass er dem Jungen direkt in das Gesicht sehen konnte. »Der

Trick ist, dass man darauf vertraut, die richtige Entscheidung getroffen zu haben - selbst wenn

sie sich rückblickend betrachtet nur als die zweitbeste Lösung herausstellt.«
    »Ich ... ich verstehe nicht.«
    »Hab Vertrauen in dich und deine Entscheidungen«, sagte Perry sanft.
    »Blicke nur zurück, um deine Lehre aus Fehlern zu ziehen, dann blicke nur noch nach

vorne.«
    Der Junge sah ihn einige Atemzüge schweigend an. »Du sagst, dass jede meiner Entscheidungen

richtig ist?«
    Perry lächelte. »Genau. Sie ist richtig - in dem Moment, in dem du sie triffst!«
    Der Knabe wischte nachdenklich Wasser von seinem Gesicht. »Hilfst du mir, eine Entscheidung zu

fällen?«
    »Aber sicher.«
    Der Knabe streckte den rechten Arm aus. Der Zeigefinger deutete auf ein dunkles Bündel, das

zwischen dem Stacheldraht lag.
    »Es ist heute zur Welt gekommen. Ich wollte es retten ... «
    Perry kniff die Augen zusammen. Das Bündel war ihm vorher nicht aufgefallen. Jetzt erst

erkannte er, dass es ein schwarzes Kälbchen war, das sich im Draht verfangen hatte. Eine Schlinge

hatte sich um seinen Hals festgezogen, regungslos lag es da.
    »Ein Blitz hat eingeschlagen und die Herde auseinandergetrieben«, erzählte der Junge. »Ich

konnte mich nicht entscheiden, ob ich es selbst befreien sollte oder Onkel Karl suchen gehe,

damit er es retten kann. Ich wusste nicht, ob ich stark genug bin, um es an einen trockenen Ort

zu bringen. Auf der anderen Seite wollte ich es aber auch nicht allein lassen. Es muss furchtbare

Angst haben.«
    Perry atmete tief ein. »Ich verstehe«, sagte er. »Und wie entscheidest du dich jetzt?«
    Der Junge sah auf das Kälbchen, das die Augen so weit verdrehte, dass man das Weiße sehen

konnte. Dann blickte er Perry an.
    »Hilfst du mir beim Tragen, Wanderer?«
    Das warme Gefühl in Perrys Brust verstärkte sich. Er lächelte. »Das werde ich.«
    Gemeinsam machten sie sich an die Arbeit. Als das Kälbchen die Hände an seinem Körper

bemerkte, begann es jämmerlich zu schreien.
    Der Junge hielt den Kopf des Tieres fest, während es Perry vorsichtig von dem Stacheldraht

befreite. Nachdem die letzte Schleife entfernt war, versuchte das Kalb sofort, sich mit den

dünnen Beinchen zu erheben. Es knickte wieder ein.
    »Es ist zu schwach«, sagte Perry. »Wir bringen es zu deinem Onkel.«
    Der Junge half ihm, das Jungtier hochzustemmen und um die Schultern zu legen.
    »Nun musst du mich führen.«
    Perry hielt die Beine des Kälbchens mit beiden Händen fest, während der Junge vorauseilte und

ihm den Weg zeigte.
    Während sie über die Weide marschierten, spürte Perry, wie sich etwas in ihm
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