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Perry Rhodan - 2500 - Projekt Saturn

Titel: Perry Rhodan - 2500 - Projekt Saturn
Autoren: Frank Borsch
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Hofes.
    Insgesamt elfmal knöpfte ich mir Ters Richarge vor – oder dessen Projektion oder wie immer man sie nennen mochte. Das war Bordrekord. Am Verladeplatz hatte sich eine lange Schlange gebildet. Nachdem der Resident persönlich sich der Vision hingegeben hatte, gab es kein Halten mehr. Jeder wollte sie ausprobieren, und Milton und Perry, die beide der Auffassung waren, dass man intelligenten Menschen jede Möglichkeit geben sollte, ihre Intelligenz einzubringen, legten den Wissenschaftlern keine Steine in den Weg.
    Ich drängelte mich vor. Dem Charme einer Artistin widerstehen zu wollen ist ungefähr so aussichtslos, wie sich am Strand einer aufgewühlten See den Wellen entgegenzustemmen. Trotzdem, der eine oder die andere hielt durch, was dafür sprach, dass Milton tatsächlich die fähigsten und eigensinnigsten Köpfe Terras im Boot hatte. Aber am Ende bekam ich sie klein. Ich bin die Partnerin Perry Rhodans, oder zumindest war ich es immer wieder einmal und bin eng mit ihm verbunden. Wer wollte mir ernsthaft Widerstand bieten?
    Nun, einer tat es: Ters Richarge.
    Dem Changeur war nicht beizukommen. Ich versuchte es auf alle Arten. Im Guten, wie man so schön sagt. So schleimig, dass jeder Sterbliche in diesem Universum auf meiner glitschigen Spur hätte ins Schleudern kommen müssen. Oder mit Wutanfällen. Ich drohte ihm mit Flotten, die nur in meiner Phantasie existierten. Ich zeigte ihm meinen fünffachen Salto aus dem Stand, bei dem bisher noch jedem denkenden Wesen der Kiefer heruntergeklappt war.
    Zwecklos. Alles, was ich erreichte, war eine Beule am Hinterkopf eines wartenden Technikers, als ich mir in einem gespielten Wutanfall den Stiefel auszog und dem Changeur ins Gesicht schleuderte. Er ging glatt durch die Projektion und erwischte den Techniker.
    Wurde es brenzlig, verlegte sich der Changeur auf sein »Keine akzeptable Frage«. Drehte ich noch mehr auf, drehte er sich einfach selbst den Saft ab, und die Vision war vorüber.
    Es gab nur eine Aussage, die ich aus ihm herausbekam, die über das hinausging, was Perry erfahren hatte: dass die Anthurianer gut und edel seien.
    Mit anderen Worten: nichts außer einem Schwall lauwarmer Luft.
    Ich glaube nicht an das Gute oder das Böse, weder im Individuum noch in Arten. Ich glaube, in jedem von uns liegt das Potenzial, Gutes oder Böses zu tun. Im Lauf der Zeit tun wir beides, leben wir nur lang genug. Und von den Schwierigkeiten »gut« und »böse« über kulturelle Grenzen hinweg zu definieren, will ich gar nicht erst anfangen.
    So kam ich nicht weiter.
    Ich verlegte mich darauf, die Leute auszufragen, die ihre Begegnung mit Ters Richarge absolviert hatten. Viel kam dabei nicht heraus. Die meisten Wissenschaftler waren noch im Bann des Erlebten. Ehrfurcht erfüllte sie. Zu Recht, hatten doch die meisten von ihnen seit Jahren an der Enträtselung des Polyport-Hofes gearbeitet. Jetzt endlich geschah etwas. Und es schien, als solle die Wirklichkeit ihre kühnsten Spekulationen noch übertreffen.
    Eines wurde schnell klar: Die Projektion stellte sich automatisch auf den Empfänger ein. Handelte es sich um einen Menschen, präsentierte sie die Anthurianer in menschlicher Gestalt. Handelte es sich um einen Laosoor, erschien der Anthurianer als idealisierter Vierbeiner, wie Vanqueron und Isuzu bekräftigten.
    Mehr gab es in diesem Moment nicht herauszufinden. Herzlich wenig für endlose Stunden nervenaufreibender Arbeit, aber man muss die Dinge nehmen, wie sie sind.
    Ich ließ den Hof hinter mir, kehrte in meine Kabine zurück und versuchte vergeblich zu schlafen. Auch die fünfte und sechste Decke wollten nichts nützen.
    *
    Zwei schlaflose Nächte später, am frühen Bordmorgen des Tenders, schleppte ich mich in das nächstgelegene Magazin und stattete mich mit einer Metallstange und Werkzeugen aus.
    Zehn Minuten später hatte ich die Stange im Türrahmen zur Hygienezelle montiert. Ich schwang mich hoch, klinkte die Stange unter die Kniekehlen, ließ mich hängen und das Blut in den Kopf schießen und dachte nach.
    Wovor hatte ich eigentlich Angst?
    Der Hof schwebte seit sechzig Jahren in der Umlaufbahn des Saturn. Er hatte keiner Fliege etwas zuleide getan, klammerte man das halbe Dutzend Techniker und Wissenschaftler aus, die im Lauf der Jahrzehnte an Bord verunglückt waren. Doch diese Männer und Frauen waren bei Unfällen gestorben, verursacht von versagender Menschentechnik oder eigenen Fehleinschätzungen.
    Und was konnte schon schiefgehen?
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