Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Perry Clifton und die Insel der blauen Kapuzen

Perry Clifton und die Insel der blauen Kapuzen

Titel: Perry Clifton und die Insel der blauen Kapuzen
Autoren: Wolfgang Ecke
Vom Netzwerk:
diplomatisch vorgehen. Ob du das kannst?“
    „Kann ich!“ Tuffy macht sich lang und streckt seine magere Brust vor. Perry Clifton langt in die Jackentasche und zieht zwei Briefe heraus. Er hält sie Tuffy Snipps hin. „Hier, mein Sohn. Diesen bekommt Jack Casy, der Polizist... und den hier bringst du zu Mister Porter.“
    „Zu Joe Porter, dem Habicht?“
    Perry Clifton und Tom Forrester lachen. Tuffy schaut sie verwundert an, und Perry erwidert:
    „Wir meinen Joe Porter mit dem Laden.“
    „Also doch den Habicht! Gut, Sir, wann soll ich die Briefe abgeben?“
    „Das ist eine sehr kluge Frage, Tuffy. Ich sehe, du bist ein guter Geschäftspartner. Es ist jetzt...“ Perry sieht auf seine Uhr, „14 Uhr 22. Du gibst sie um 14 Uhr 45 ab. Die Polizeiwache ist ja nicht weit von Joe Porters Laden entfernt. Und auf eine Minute mehr oder weniger kommt es nicht an.“
    „Ja, Sir. Und was soll ich sagen?“
    „Du darfst heute einmal notlügen. Porter und Casy müssen nämlich glauben, die Briefe seien von Professor Mallory. Ist das klar, Tuffy?“
    „Ja, Sir“, Tuffy nickt eifrig, „ich behaupte, die Briefe sind vom Professor.“
    „So ist’s recht. Und hier hast du deinen Lohn.“
    „Das sind ja zehn Shilling, Sir!“ Tuffy Snipps starrt ehrfurchtsvoll auf das Vermögen in seiner Hand.
    „Es liegt uns sehr viel daran, daß dieser Auftrag gewissenhaft ausgeführt wird. Darum sind wir auch bereit, diese Leistung entsprechend zu bezahlen. Also, Partner, wir können uns auf dich verlassen?!“
    „Ja, Sir.“
    „Noch etwas: Zu keinem Menschen ein Wort.“
    „Ich werde schweigen wie Mister Abson.“
    „Und wer ist Mister Abson?“
    „Mein Goldfisch, Sir!“

    Perry Clifton und Tom Forrester nähern sich Mallorys Haus. Immer öfter werfen sie forschende Blicke in die Umgebung, die ihnen merkwürdig verändert scheint. Es ist, als habe sich eine spannungsgeladene Stille über die Insel gelegt. Die Geräusche wirken dünn und zerbrechlich. Und selbst das Kreischen der Möwen klingt vorsichtig und zurückhaltend.
    Noch zwanzig Meter. Das Schlußkapitel ‚Mallory und Komplizen’ ist in greifbare Nähe gerückt.
    Tom Forrester hat die Hand auf den Klingelknopf gelegt. „Wie spät ist es?“
    „Genau 14 Uhr 45.“
    Forrester drückt den Knopf. Als habe Mallory bereits auf der Lauer gelegen, öffnet sich die Tür innerhalb weniger Sekunden.
    Die beiden Detektive aber staunen. Nicht der Professor steht vor ihnen, sondern eine ältere Frau mit einem Eimer und tropfenden Lappen in den Händen.
    „Wir hätten gern den Professor gesprochen!“ Perry Clifton bemüht sich um ein freundliches Gesicht.
    Die Frau macht mit dem Kopf eine unwillige Bewegung nach hinten: „Der arbeitet bei seinen Steinen. Er will nicht gestört werden — sogar leise husten soll ich.“
    „Wir sind alte Freunde von ihm!“ versichert Tom Forrester und schiebt sich an der verblüfften Frau vorbei. Perry tut es ihm gleich und fügt im Vorbeigehen hinzu: „Wirklich alte Freunde, Madam, er wird eine Riesenfreude an unserem Besuch haben!“
    „Meinetwegen.“ Anscheinend macht ihr das Putzen bei Mallory nicht sonderlich viel Freude.
    Tom Forrester öffnet in diesem Augenblick die Wohnzimmertür. Und wenn die beiden Detektive geglaubt hatten, Mallory über irgendeine Steinkollektion gebeugt vorzufinden, so sehen sie sich getäuscht. Der falsche Professor lehnt bewegungslos und in seltsam verkrampfter Haltung am Fenster und starrt durch ein Fernglas hinunter. Jetzt läßt er es sinken und dreht sich um. Seine Stimme ist heiser und wütend: „Verdammt, ich habe Ihnen doch...“ Er bricht ab, stiert seine unerwarteten Besucher an und macht ein paar sinnlose Handbewegungen. Perry Clifton erklärt ihm: „Verzeihen Sie, Professor, wir haben Ihrer Putzhilfe weisgemacht, wir seien alte Freunde von Ihnen.“
    Forrester grinst. „Kleiner Scherz von uns, Professor.“
    Mallory bemüht sich um Haltung und zwingt sich ein kühles, distanziertes Lächeln ab. Etwas von oben herunter sagt er: „Verzeihen Sie, Gentlemen, ich hatte Sie nicht erwartet... Was kann ich für Sie tun?“
    Obgleich ihnen Mallory keinen Platz angeboten hat, bewegen sich die beiden Detektive so im Raum, als wären sie und nicht Mallory hier zu Hause. Während sich Perry in einen Sessel fallen läßt, nimmt Tom Forrester dem verdutzten Mineralogen mit einem „Erlauben Sie, Professor“ das Fernglas aus der Hand und sucht nun seinerseits den Atlantik ab. Und er muß nicht lange
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher