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Pern 05 - Drachentrommeln

Pern 05 - Drachentrommeln

Titel: Pern 05 - Drachentrommeln
Autoren: Anne McCaffrey
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»Ich kann mir auch nicht erklären, was in mich gefahren ist. Ehrlich, ich bin überzeugt davon, daß wir Piemur im Süden finden werden.«
    »Vielleicht hätten wir doch jemanden mitnehmen sollen, der uns an den Segeln hilft…«
    »Ach, Unsinn, das ha t nichts damit zu tun!«
    Wieder klang seine Stimme gereizt. Er biß die Lippen zusammen, holte tief Luft und sagte dann, jedes Wort abwägend:
    »Du weißt, daß ich gern segle. Und daß ich am liebsten mit dir allein segle!«
    Er lächelte sie an.
    Menolly wollte schon etwas auf seine versteckte Entschuld igung erwidern, doch dann streifte ihr Blick seine Züge, und ihre Augen weiteten sich. Unvermittelt hob sie den Kopf und schaute zum Himmel, wo die Feuer-Echsen ihre Kreise und Schleifen zogen. Sie beobachtete den Schwarm lange Zeit und runzelte ein wenig die Stirn, als eines der kleinen Geschöpfe im Sturzflug in die Wellen tauchte. Sebell, beunruhigt von ihrer angespannten Haltung, folgte ihren Blicken. Es war Kimi, seine Königin, die sich in die Fluten warf. Er läche lte nachsic htig, als die kleine Goldechse einen Gelbschwanz zum Schiffs-bug brachte und mit dem Schnabel auf ihre Beute einhackte.
    Komisch war nur, daß die übrigen Echsen sich von Kimi fernhielten. Im allgemeinen pflegten sie ihren Fang zu teilen.
    Die Wildheit, mit der Kimi den Fisch verschlang, faszinierte ihn; er spürte geradezu, wie sie die Beute in Stücke riß, schmeckte das warme, salzige Fleisch …
    »Ich schicke Prinzeßchen zu Toric in die Süd-Burg, Sebell.
    Sie kann jetzt nicht hierbleiben.«
    Sebell hörte Menollys Stimme, ohne ihre Worte zu begreifen.
    Seine ganze Aufmerksamkeit galt Kimi und ihrem eigenartigen Verhalten. Er wollte zu ihr gehen, konnte sich aber nicht 243
    rühren. Er merkte, wie er die Hände zu Fäusten ballte und dann die schweißnassen Finger an den Schenkeln abwischte. Ihm war unerträglich heiß. Schweratmend riß er sein Hemd auf.
    Menolly schrie leise auf.
    »Mehr kann ich nicht tun, Sebell. Wenn ich auch noch Rocky und Taucher wegschicke, wäre das schlimm für Kimi. Wir sind so weit vom Festland ent fernt, daß wir keine fremden Echsen anlocken können – und bei der Flaute, die im Moment herrscht würden sie den Weg auch nicht schaffen.«
    Sebell zog das Hemd aus und warf es beiseite. Aber die Hitze, die ihn erfaßt hatte, schien von innen zu kommen. Dann bemerkte er die beiden Bronze-Echsen, die auf dem Dach der kleinen Kabine kauerten. Sie machten keinen Versuch, Kimi Gesellschaft zu leisten. Die Königin fauchte; ihre Augen glommen orangerot, und ihre Haut leuchtete golden in der Sonne.
    Ihre Haut leuchtete golden? Und sie weigerte sich, ihr Futter mit den anderen zu teilen? Was hatte Menolly gesagt? Daß sie Prinzeßchen zu Toric schicken wolle? Was war los mit Kimi?
    Er wollte sie tadeln, aber es gelang ihm nicht, auch nur einen Gedanken auszuschicken. Und worauf warteten die beiden Bronze-Echsen? Warum verschwanden sie nicht und ließen Kimi in Ruhe? Warum …?
    Plötzlich begriff er. Kimi verschlang ihre Beute allein; Menolly schickte die zweite Königin, die sich bei ihnen befand, weit weg; Kimi leuchtete golden und verhöhnte die Bronze-Echsen, sonst ihre besten Freunde, mit wild funkelnden Augen!
    Kimi befand sich in Paarungshitze. Und Menollys Bronze-Echsen würden sie erobern. Eine Woge der Leidenschaft erfaßte Sebell. Er wagte es nicht, an sein Glück zu glauben.
    Und doch …
    »Menolly?«
    Er streckte beide Hände aus und warf ihr einen Blick zu, der um Verzeihung bat für das, was nun geschehen würde. Es war 244
    unausweichlich. Sie befanden sich allein auf einem Boot, mitten im windstillen Meer. Er hatte Menolly nicht auf diese Weise für sich gewinnen wollen; ein anderer Zeitpunkt, unabhängig von Kimis Paarungsinstinkt, wäre ihm lieber gewesen.
    »Es ist gut so, Sebell. Es ist wirklich gut.«
    Lächelnd legte Menolly ihre Hände in die seinen und ließ es zu, daß er sie an sich zog.
    Als sei die Umarmung der beiden Menschen ein Signal gewesen, stieß Kimi einen schrillen Schrei aus. Sie schoß vom Bug des Bootes steil in den Himmel, dicht gefolgt von den beiden Bronze-Echsen. Sebell vergaß, daß er an Deck stand und Menolly in den Armen hielt; er begleitete Kimi, spürte die Kraft ihres Fluges, war entschlossen, den Verfolgern zu entkommen. Sie sollten es nur wagen, sich ihr zu nähern!
    Nie hatten ihr die Schwingen so gehorcht wie heute. Nie war sie so hoch geschwebt, geglitten. Die Sonne umspielte ihren Körper, die
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