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Pern 05 - Drachentrommeln

Pern 05 - Drachentrommeln

Titel: Pern 05 - Drachentrommeln
Autoren: Anne McCaffrey
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Stimmbruch hast, du kleiner Schurke! Ich weiß, wie sehr du es haßt, › Weiberrol-len ‹ zu singen.«
    Ihre Stimme klang barsch, aber sie nahm einen sauberen Zipfel ihrer Schürze und tupfte ihm sanft die Tränen ab.
    »Nun, ich scheine etwas geahnt zu haben.
    Es gibt zumindest einen kleinen Trost für deine große Tragö-
    die.«
    Sie schob ihn vor sich her und deutete auf die großen Platten, wo gerade die Beerenpasteten abkühlten. Piemur überlegte blitzschnell, ob er weiterheucheln sollte.
    »Du kannst zwei davon haben, für jede Hand eine, und dann ab mit dir! Hast du schon mit Meister Shonagar gesprochen?
    Vorsicht, der Kuchen kommt eben erst aus dem Rohr und ist ganz heiß!«
    »Hmmm«, entgegnete er und biß trotz ihrer Ermahnung in das erste Stück.
    »So schmecken sie am besten«, murmelte er mit vollem Mund und halbverbrannter Zunge. »Aber ich bin eigentlich 34
    gekommen, um Wherleder-Kleider auszufassen.«
    »Du? Wherleder? Wozu brauchst du das dann?« Ihr Blick wurde mit einemmal mißtrauisch.
    »Ich weiß nicht. Ich werde zu Meister Olodkey versetzt. Aber Menolly hat mich gefragt, ob ich auf einem Renner reiten kann, und dann meinte Meister Robinton, ich sollte Sie um Wherleder-Sachen bitten.«
    »Die drei? Hmm. Du bist also ab sofort Lehrling bei den Trommlern?«
    Silvina dachte nach und streifte ihn mit einem wissenden Blick. Piemur überlegte, ob er Menolly sagen sollte, daß die Wirtschafterin sich von Meister Robintons Strategie nicht hatte täuschen lassen.
    »Nun, auf diese Weise kannst du wohl am wenigsten anstellen. Obwohl ich die Entscheidung nicht für richtig halte!
    Komm mit! Ich glaube, ich habe eine Wherlederjacke, die dir passen könnte.«
    Sie schien in Gedanken Maß zu nehmen, als sie durch die Küche zu den Vorratsräumen gingen.
    »Hoffentlich wächst du nicht zu rasch, denn so, wie du deine Sachen behandelst, kann ich die Jacke wegwerfen, wenn du sie wieder zurückbringst.«
    Piemur liebte die Vorratsräume, in denen es nach gegerbten Häuten und frisch eingefärbtem Leinen roch. Die bunten Stoffballen, die Stiefel in Reih und Glied, die geheimnisvollen Truhen und Schränke hatten es ihm angetan. Silvina mußte ihm mehrmals mit dem Schlüsselbund auf die Finger klopfen, weil er aus reiner Neugier irgendwelche Deckel öffnete.
    Die Jacke paßte in den Schultern und war nur etwas zu lang.
    Silvina nickte zufrieden; die Längenzugabe würde er brauchen, wenn er wuchs. Als sie ihm neue Stiefel anmaß, merkte sie, wie schäbig seine Hosen waren, und so suchte sie zwei neue heraus, eine in Harfnerblau und eine in dunkelgrauem Leder.
    Dazu kamen noch zwei Hemden mit etwas zu langen Ärmeln, 35
    die ihm aber bis zum Winter passen würden, ein breitkrempiger Hut, der die Ohren warmhielt und die Augen schützte, und dicke Reithandschuhe mit gefütterten Fingern.
    Mit diesem Berg von Schätzen verließ er das Gewölbe, verfolgt von Silvinas finsterer Drohung, daß er etwas erleben könne, wenn er die teuren Sachen bereits während der ersten Siebenspanne zerriß oder schmutzig machte.
    Vergnügt verbrachte er den Rest des Vormittags im Schla fsaal der Lehrlinge damit, die neuen Kleider anzuprobieren und sich von allen Seiten im Spiegel zu bewundern.
    Er hörte das Geschrei, als der Chor von der Probe entlassen wurde, und spähte vorsichtig über das Fenstersims. Die meisten Sänger strebten gleich über den Hof dem Speisesaal entgegen.
    Meister Domick dagegen, seine Partitur in einer Hand zusammengerollt, eilte mit langen Schritten auf Meister Shonagars Räume zu. Als letzter verließ Tilgin den Saal, mit hängenden Schultern und total erschöpft.
    Piemur grinste. Er hatte Tilgin immer gesagt, daß er die Rolle einüben solle. Man wußte nie, wann Meister Domick einen Ersatzmann brauc hte. Schließlich kam es nicht selten vor, daß ein Solist plötzlich von Heiserkeit oder Husten heimgesucht wurde. Obwohl Piemur im entscheidenden Augenblick noch nie krank gewesen war …
    Er seufzte. Es hätte ihm wirklich Freude bereitet, die Rolle von Lessa zu singen. Irgendwie hatte er gehofft, damit die Aufmerksamkeit der Benden-Herrin auf sich zu lenken. So etwas konnte nicht schaden – und das Fest hätte die beste Gelegenheit geboten.
    Nun, erzwingen ließ sich nichts. Wie sagte das alte Sprich-wort? Es gab noch mehr Möglichkeiten, ein Herdentier zu häuten, als es mit dem Tafelmesser zu rasieren!
    Er faltete seine neuen Sachen sorgfältig, legte sie in den Bettkasten und strich ordentlich die
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