Pern 03 - Drachengesang
jetzt in der Brutstätte, und ihre Reiter halfen den Jungen oder geleiteten Gäste nach draußen. Die Ränge leerten sich. Bald sah sie nur noch einen Mann mit den Abzeichen des Burgherrn in der ersten Reihe sitzen, an seiner Seite zwei Jungen. Der Mann sah so müde aus, wie sie sich fühlte. Dann stand einer der Buben auf und deutete zu dem kleinen Ei an der Seite, das nicht einmal schaukelte.
Vielleicht liegt ein totes Junges darin, dachte Menolly.
Manchmal wurden auch Kinder tot geboren. Das hatte sie von den Frauen in der Burg gehört. Möglich, daß es sich bei den Drachen ähnlich verhielt.
Der Junge lief jetzt bis ans Ende der Sitzreihe. Zu Menollys Verblüffung sprang er hinunter in die Brutstätte und begann mit den Fäusten gegen das Ei zu trommeln. Seine Rufe weckten die Aufmerksamkeit des Weyrführers und der Handvoll Jungen, die bei der Gegenüberstellung leer ausgegangen waren. Der Burgherr sprang hoch und hob beschwörend die Hände. Der andere Junge schrie seinem Freund etwas zu.
»Jaxom, was tust du da?« rief der Weyrführer.
In diesem Moment zerbarst das Ei, und der Junge brach ein paar Stücke von der Schale ab. Man sah, wie ein winziger Körper gegen die zähe innere Membran preßte.
Jaxom zerschlitzte die Membran mit seinem Gürtelmesser, und ein kleiner weißer Körper fiel ihm entgegen, nicht viel größer als er selbst. Der Junge half dem kleinen Geschöpf auf die Füße.
Menolly sah, wie der kleine weiße Drache den Kopf hob und seine gelbgrün schillernden Augen den Blick des Jungen suchten.
»Er sagt, daß er Ruth heißt«, rief der Junge freudestrahlend.
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Mit einem erstickten Aufschrei sank der ältere Mann zurück auf seinen Steinsitz, die Züge schmerzverzerrt. Der Weyrführer und die anderen, die herbeigelaufen waren, um zu verhindern, was doch geschehen war, blieben stehen. Menolly begriff nur, daß dieser Verlauf der Dinge keinem der Erwachsenen recht war. Aber sie konnte sich nicht vorstellen, warum. Der Junge und der Drache sahen so froh aus. Weshalb gönnte man ihnen das Glück nicht?
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Harfner, dein Lied ist voll Kummer und Schmerz, Jeden Frohsinn trägt es zu Grab.
Deine Stimme klingt dumpf, es stockt deine Hand, Und du wendest den Blick von mir ab.
Als Menolly endlich zu dem Schluß kam, daß T’gellan sein Versprechen vergessen hatte und sie hier sitzen ließ, kletterte sie mühselig nach unten und humpelte durch den heißen Sand der verlassenen Brutstätte zum Ausgang.
Prinzessin kam ihr entgegengeschwirrt und verlangte Zu-spruch und Zärtlichkeit. Dann tauchte der ganze Schwarm auf, mit nervösem Zetern und offenbar immer noch auf der Hut vor Ramoth.
Obgleich Menolly nicht weit über den Sand gehen mußte, durchdrang die Hitze rasch die dünnen Sohlen ihrer Pantoffel.
Ihre Füße brannten, als sie den kühleren Boden des Kessels erreicht hatte. Sie ließ sich neben dem Ausgang niedersinken und wartete, bis der schlimmste Schmerz nachgelassen hatte.
Da im Moment alle im Küchengewölbe auf der anderen Seite des Kessels zu tun hatten, bemerkte sie keiner, und das war ihr ganz recht, denn sie kam sich nutzlos und lächerlich vor. Ein langer Fußmarsch am Rand des Kessels bis zum Küchenein-gang stand ihr bevor. Nun, vielleicht schaffte sie ihn in kleinen Etappen.
Sie hörte das schwache Blöken der Herdentiere am Ende des Talkessels und sah Ramoth über der Weide schweben. Die Küchenweiber hatten erzählt, daß Ramoth seit zehn Tagen ohne Futter geblieben war und wohl auch deshalb so leicht in Zorn geriet.
Am Seeufer badeten die Jungreiter erstmals ihre kleinen Drachen; die Erwachsenen zeigten ihnen, wie man die empfindliche Haut der Tiere ölte. Die kleine Königin befand sich ein wenig abseits, zusammen mit zwei Bronzedrachen. Wo der 195
weiße Drache war, konnte Menolly nicht erkennen.
Auf den Felsvorsprüngen des Weyrkessels lagen einige Drachen zusammengerollt in der Spätnachmittagssonne. Hoch zu ihrer Linken entdeckte Menolly den Bronzedrachen Mnementh vor dem Eingang zu Ramoths Höhle. Er saß aufgerichtet da und beobachtete seine Gefährtin bei der Beutesuche. Dann wandte er den Kopf, und Menolly sah, daß ein Mann den Königinnen-Weyr verließ und die Stufen im Fels herunterkam.
Felenas Stimme, die sich über das allgemeine Gewirr erhob, lenkte ihre Aufmerksamkeit zurück zum Küchengewölbe.
Drachenreiter stellten Tische und Bänke für den abendlichen Festschmaus auf.
Man erkannte sie an den leuchtenden Gewändern, die sich deutlich
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