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Perlentöchter

Perlentöchter

Titel: Perlentöchter
Autoren: J Corry
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sie sie mit vierzehn zum ersten Mal entdeckte, hatte sie sich keinen Reim darauf bilden können, aber nun begann sie zu ahnen, was es damit auf sich hatte. Phoebe und Victor hatten sich eben doch Kinder gewünscht, aber es wollte nicht klappen, und sie mussten sich, wie damals üblich, damit abfinden. So war es vielleicht nicht überraschend, dass Phoebe ihre ältere Schwester darum beneidet hatte, dass sie so schnell schwanger wurde, was wiederum erklärte, warum sie Helen und den kleinen Frank so kühl behandelt hatte – sie waren eine ständige Erinnerung daran, dass ihre ältere Schwester vollbracht hatte, was ihr nicht gelungen war.
    »Merk dir meine Worte«, fügte Phoebe hinzu, während ihre rechte Hand ein Bleikristallglas mit unverdünntem Whisky umklammerte. »Du wirst es bereuen, wenn du einem der beiden die Wahrheit sagst.«
    Danach hatte Caroline, voller Schuldgefühle, ihr Bestes getan, um dafür zu sorgen, dass Simon glücklich war, und sie stellte leicht verwundert fest, dass sie es irgendwie geschafft hatte, ihre Ehe von dem Abgrund wegzuziehen, sodass sie sich hinterher sogar näher waren denn je, bevor das alles passiert war.
    Trotzdem hatte sie sich gründlich getäuscht! Wie lange, fragte sie sich nun, hatte es wohl gedauert, bis Simon selber untreu geworden war? Manchmal, hatte Petunia gesagt, war es nicht möglich, auf jede Frage eine Antwort zu finden.
    »Es war nur das eine Mal«, versuchte sie ihrer Tochter zu erklären, aber das klang blöd, übertrieben rechtfertigend, auch wenn es die Wahrheit war. »Ich habe deinen Vater geliebt.« Das entsprach auch der Wahrheit – es war nur eine andere Liebe als die, die sie für Thomas empfand. »Wir hatten damals eine kleine Ehekrise. Viele junge Ehepaare haben in den ersten Jahren Probleme. Ich war fast noch ein Kind.«
    »Spar dir deine Ausreden.« Scarlet rückte auf der Steinmauer ein Stück von ihr weg, als hätte sie eine ansteckende Krankheit. »Wer weiß sonst noch darüber Bescheid?«
    »Niemand. Niemand außer Tante Phoebe.«
    »Warum hast du es ihr gesagt?«
    Ja, warum eigentlich? Vielleicht weil es bei ihrer Großtante weniger wahrscheinlich war, dass sie sich verplapperte, im Gegensatz zu ihrer Mutter, die sich immer sehr beherrschte gegenüber ihrem Mann und womöglich, in einem Anfall von Wut, eines Tages mit der Wahrheit hätte herausplatzen können.
    Caroline hatte manche Details ausgespart während ihres Gesprächs mit Scarlet auf der Steinmauer und ihr trotzdem genug erzählt, dass sie die Wahrheit kannte. Aber wenn sie gehofft hatte, dadurch Scarlets Trauer über den Tod ihres Vaters lindern zu können, befand sie sich im Irrtum.
    »Wie kann Dad nicht mein Dad gewesen sein?«, hatte Scarlet geschrien, bevor sie aufsprang und über den Kiesstrand in Richtung Hafen davonlief. »Ich will nie wieder darüber reden. Hast du verstanden? Nie wieder!«
    Nach und nach verwandelte sich die Wut ihrer Tochter in einen unbehaglichen Waffenstillstand. Trotzdem war es unmöglich, emotional betrachtet, nach Simons Tod in ihr altes Londoner Leben zurückzukehren, also blieb sie in Dianas kleinem Cottage, meldete die Kinder in den örtlichen Schulen an und kümmerte sich weiter um ihre Auftragsarbeiten, die sie zum Glück überall ausführen konnte. Zusammen mit Simons Rente reichte es gerade so, um über die Runden zu kommen. Petunia half ihr durch das erste Jahr mit ihren Heil- und Therapiesitzungen, in denen Caroline ihre Schuldgefühle wegen Simons Tod verarbeitete. Währenddessen versuchte sie immer noch, die ganzen Puzzlestücke zusammenzufügen.
    Hatte es ihre Großmutter tatsächlich ernst gemeint, als sie Diana sagte, dass die Perlen Unglück brachten, oder war das nur das wirre Geschwätz einer armen Frau gewesen, deren Verstand durch einen Hirntumor zerstört wurde?
    »Wer weiß?«, hatte Diana mit einem eleganten Achselzucken erwidert, als Caroline sie darauf ansprach, ein paar Monate nach der Beerdigung. »Nach Roses Tod habe ich versucht, mehr darüber herauszufinden. Laut Phoebe gibt es eine Geschichte, wonach die Perlen auf eine alte Vorfahrin in der Familie zurückgehen, die, wie man das damals nannte, ›von der Liebe enttäuscht‹ war, weil ihr Verlobter, von dem das Collier stammte, sie sitzen gelassen hatte. Danach soll sie geschworen haben, dass jeder verflucht sei, der die Perlen trage. Phoebe hat sich geweigert, das zu glauben. Sie war der Meinung, dass ihre Mutter diese Geschichte in die Welt gesetzt hatte, damit sie
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