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Perlentöchter

Perlentöchter

Titel: Perlentöchter
Autoren: J Corry
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können wir beide.«
    Ein paar Minuten lang standen sie schweigend so da, in ihre eigenen Gedanken versunken. Es war David Rolfe, der Notar, den Caroline nach Simons Tod kontaktiert hatte, um das komplizierte Geflecht zu entwirren. Es war nicht nur so, dass es kein Testament gab, wie sie ihm erklärt hatte. Es war einfach alles. Und an seinem besorgten, aber professionellen Ton hatte sie sofort erkannt, dass er verstand. Er schaute noch in derselben Woche vorbei, um die Papiere zu sortieren, und sie blieben hinterher über Monate in Verbindung – Monate, in denen Caroline von Verwirrung geplagt wurde, so sehr, dass sie sogar Grant erlaubte, sie zu küssen. Aber sofort war ihr klar geworden, dass er nicht der Richtige war. Es war wirklich so, dass die Chemie stimmen musste, wie es hieß, und dieses Mal würde sie sich nicht mit dem Zweitbesten begnügen. »Tut mir schrecklich leid«, hatte sie daher gesagt und sich von ihm gelöst. »Ich bin mir einfach nicht sicher, ob das funktionieren wird.«
    Grant hatte sich enttäuscht gezeigt. »Vielleicht ist es noch zu früh.«
    »Ich glaube«, hatte sie sich gezwungen hinzuzufügen, »dass ich dich eher als Freund und Künstlerkollegen brauche.«
    Fairerweise war Grant genau das geblieben und hatte ihr sogar geholfen, ihr Gemälde für die Begutachtung durch die Royal Academy versandfertig zu machen. Onkel Geoffrey hatte zuvor eingewilligt, dass sie zu ihm kommen konnte, um das Porträt zu kopieren. Das Ergebnis zeigte ihre drei Kinder im Pubertätsalter, die zu dem Porträt eines jungen Mädchens in einem gestärkten weißen Kleid und mit einer Kette um seinen herrlichen Schwanenhals hochblickten. Der Titel lautete: Urgroßmutter Louisa und ihre Perlen .
    »Du denkst doch nicht, dass die auch Unglück bringen, oder?«, hatte sie Grant zögernd gefragt.
    Er hatte die Frage sorgfältig abgewogen. Simon dagegen hätte nur verächtlich geschnaubt und gesagt, sie solle nicht so albern sein und glauben, dass an dieser ollen Geschichte mit dem Fluch der Perlen etwas dran sei.
    »Nein, ich denke nicht«, hatte Grant schließlich geantwortet. »Nicht auf Leinwand. Auf der Leinwand kann eine Wahrheit zu einer Lüge werden und eine Lüge zur Wahrheit.« Sein Blick hatte kurz einen wehmütigen Ausdruck angenommen. »Man könnte sagen, dass die Perlen fest in einem Rahmen eingeschlossen sind und dadurch verhindert wird, dass sie jemandem Schaden zufügen. Übrigens«, er hatte die Stimme gesenkt, damit niemand mithören konnte. »Ich werde dich immer heimlich verehren. Das weißt du, oder?«
    Sie hatte gelächelt und sanft mit dem Finger über sein Revers gestrichen. Es war nicht das erste Mal gewesen, dass er ihr das sagte, und sie hatte mittlerweile gelernt, dies als ein Zeichen der Freundschaft zu betrachten statt als etwas, worüber sie sich Sorgen machen musste.
    Was seine Erklärung mit dem Rahmen betraf, gefiel ihr das Bild sehr gut. Es ergab einen Sinn, so wie es einen Sinn ergab, dass eines Tages, als sie mit David oben auf der Klippe saß, von der sich ein Pfad zu einem versteckten Strand hinunterschlängelte, den nur wenige Touristen kannten, er ihr erzählte, dass er mit dem Gedanken spiele, eine zweite Kanzlei zu eröffnen, und was sie dazu sagen würde, wenn er in ihre Nähe ziehe?
    Nun, während sie eng umschlungen am Strand standen, eingehüllt in ihren eigenen Kokon, und Scarlets Gäste um sie herum laut feierten, wusste Caroline, dass der nächste Schritt der letzte sein würde. Vielleicht würden David und sie sich gemeinsam ein Haus kaufen, oder vielleicht würden sie einfach alles beim Alten lassen, so glücklich, wie sie gerade waren, während sie weiter in Dianas ehemaligem Haus wohnte und er in seinem Cottage, das eine halbe Meile entfernt war. Seine Kinder, die seit dem Tod ihrer Mutter vor über zehn Jahren einen engen Kontakt zu ihm pflegten, schienen die Idee eines gemeinsamen Haushalts sogar zu begrüßen, obwohl Caroline sich nicht sicher war, was ihre eigenen Kinder dazu sagen würden. Vielleicht war es besser zu warten, bis die Jungs zu Hause auszogen, damit sie nicht den Stiefeltern-Fehler der vorherigen Generationen wiederholte. Und dann war da noch das Porträt, das sich seinen Weg in die Academy gebahnt hatte! Eine innere Stimme sagte Caroline, dass dies der Anfang von etwas Neuem in ihrer Karriere sein könnte. Wie meinte David immer? Schließlich war sie noch keine fünfzig. Im Prinzip war alles möglich.
    »Ich liebe dich«, sagte sie und zog ihn
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